Historical Exclusiv 45
erst einmal geboren, könnten Madame de Perricault und ihr Sohn für meinen Herrn keinen Nutzen mehr haben.“ Seymour zuckte die Achseln. „Ich sehe keinen Grund, warum man sie sich dann nicht … vom Halse schaffen sollte.“
Welch einem tückischen Mann diente dieser Söldner! Niemand konnte sich sicher fühlen, solange Philippe noch am Leben war. Gabrielle hatte recht, wenn sie argwöhnisch gegenüber den Absichten dieses Mannes war!
Und nun befand sie sich in seinen Klauen.
Sollte er diesen Kampf überleben, das schwor sich Yves insgeheim, würde er danach trachten, die noble Dame zu befreien, gleich, welchen Preis er dafür zahlen musste. Sie kannte Philippes Grausamkeit, ehe sie Perricault angriffen, und hatte alle ihre Ängste um ihres Sohnes willen beiseitegeschoben.
Solcher Mut durfte nicht unbelohnt bleiben.
Doch zuerst musste er sich dieses Söldners entledigen. Er musste ihn zur Hölle schicken, die er zweifellos verdiente. Er musterte seinen Gegner und fand, dass er ein Mann voll Leidenschaft war.
Und leidenschaftliche Männer kämpften weder gut noch lang.
„Philippe wird Tulley niemals die Grafschaft entreißen“, beharrte Saint-Roux in der Absicht, seinen Gegner zu reizen.
Seymours Augen funkelten, als er zuschlug, doch der Hieb war schlecht geführt. „Er wird sie ganz leicht einnehmen!“
„Und was ist dann mit Eurem eigenen Nutzen?“ Yves wich einer anderen Finte mit Leichtigkeit aus, und seine Stimme klang höhnisch. „Wenn die ganze Dreckarbeit getan ist, dann könnte sich Philippe Eurer entledigen.“
„Niemals!“, schrie Seymour und stürzte sich auf den Chevalier. „Philippe de Trevaine wird mich niemals betrügen!“
In diesem Augenblick machte Yves einen Satz vorwärts. Ihre Klingen trafen donnernd aufeinander. Der Ritter spürte die Wucht des Zusammenstoßes bis in seine Schulter, aber er parierte und stieß mit noch mehr Kraft zu. De Crecy kämpfte verwegen, seine Angriffe waren von Wut getrieben, und er war stark genug, dass er sich nicht allzu schnell verausgabte.
Wohlerwogen zügelte Saint-Roux seine eigene Wut und erwartete unbeirrbar die wilden Schläge seines Gegners.
Das Feuer knisterte und kam näher, die Flammen züngelten gierig über ihren Köpfen von Baum zu Baum. Brennende Äste fielen herab.
Die Schwerter der beiden Männer trafen aufeinander, immer und immer wieder. Jeder Streich wurde mit einem entsprechenden Hieb erwidert. Ein Todesschrei erklang außerhalb des Tores. Seymour machte den Fehler, in die Richtung zu sehen, aus der der Schrei gekommen war, und Yves erkannte die Gunst des Augenblicks.
Er sprang vorwärts, doch de Crecy wehrte mit unerwarteter Schnelligkeit ab. Die Klinge des Söldners streifte ihn an der Wange. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn, und er verzog das Gesicht, dann schlug er voller Zorn Seymour das Schwert aus der Hand.
Die Klinge entfiel dem Griff des Söldners und landete mehrere Fuß entfernt auf dem Waldboden im sich schnell nähernden Feuer. Seymour sprang der Waffe nach, aber die Flammen hatten sich bereits ihrer bemächtigt. Yves rannte hinter ihm her, wich jedoch zurück, als de Crecy sich ihm erneut zuwandte.
Der Söldner hielt nun in jeder Hand einen Dolch.
Das Feuer, das rund um sie loderte, wurde nur durch das feuchte Laub auf dem Boden davon abgehalten, auch die beiden Männer zu verschlingen.
„Leon! Rettet die Pferde!“, schrie Saint-Roux.
Seymour wählte diesen Augenblick, um zuzustoßen, die Dolche waren auf Yves’ Knie gerichtet. Er wich den Klingen aus und drehte sich mit einer Leichtigkeit herum, die seine Erschöpfung nicht erkennen ließ. Der Angreifer taumelte nach vorn, und der Chevalier ließ das Schwert nach unten sausen.
Die Klinge traf Seymours Schulter, und der Mann brüllte auf, ehe er sich unter ihrem Gewicht zusammenkrümmte. Er sprang jedoch wieder auf und stieß mit den Dolchen zu. Er streifte den Stahl des Kettenhemdes an Yves’ Hüfte.
Die beiden umkreisten einander langsam. Saint-Roux bemerkte das Blut, das aus de Crecys Schulter quoll. Er kniff die Augen zusammen, um gegen den stechenden Qualm anzukämpfen, und unterdrückte den Drang zu husten.
Plötzlich fiel hinter ihm ein brennender Ast mit lautem Krachen herab. Die Flammen loderten knisternd empor, das Feuer brannte heftiger, und Funken stoben zum Nachthimmel.
Seymour ging erneut zum Angriff über. Stahl traf auf Stahl. Er versuchte, Yves in die Flammen zurückzudrängen. Doch dieser drehte sich und wich aus. Als de
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