Historical Exclusiv 45
Verlobung besiegeln sollte.
Er schob seiner Mutter Ring auf den kleinen Finger und sah Quinn mit wiedergewonnener Entschlossenheit an. „Wir brauchen einen Plan“, sagte er eisern, „und wir müssen ihn rasch in die Tat umsetzen.“
Drei Tage und Nächte waren vergangen, als die Näherinnen kamen. Die Tore von Perricault waren nicht gestürmt worden, und Gabrielles leerer Magen knurrte. Die drei Frauen lächelten, als Algernon sie durch die schwere Tür hereinließ. Sein durchdringender Blick, der eine unausgesprochene Drohung in sich barg, ließ Gaston in einer Ecke Schutz suchen.
Dass sie warmes Essen mit sich brachten, war eine Verlockung, derer Gabrielle nicht unbedingt bedurfte. Sie wusste nur zu gut, was sie zu tun hatte.
Der Knappe weigerte sich stoisch, die Speisen anzurühren, doch Gabrielle sah ihn düster an. „Komm und iss“, bat sie ihn streng und setzte sich, um selbst zu essen. „Du brauchst ein anständiges Mahl.“
„Aber, Madame“, zischte er und warf einen Blick zu den wartenden Frauen. „Es könnte vergiftet sein!“
„Auch der Mangel an Nahrung kann dich umbringen“, sagte Gabrielle schlicht. Sie nahm einen großen Löffel von dem Geflügeleintopf und schloss die Augen, um das Wohlbehagen, das sie dabei empfand, zu verbergen.
Sie merkte, dass der Junge noch immer zögerte.
„Gaston, du hast nichts zu befürchten“, drängte Gabrielle ruhig. „Noch sind wir für Philippe zu wertvoll, um uns jetzt schon zu töten.“
Und das war die einfache Wahrheit. Diese Erklärung machte dem Knaben offensichtlich Sinn, denn er kam näher und nahm sich eine Schüssel.
„Wir haben den feinsten roten Sammet gebracht für Euer Hochzeitsgewand“, flötete eine der Damen und hielt den kostbaren Stoff Gabrielle zur Zustimmung hin.
„Und Perlen, um es zu schmücken“, erklärte eine andere.
„Golddurchwirktes Tuch für den Schleier und wunderbare Goldstickerei für den Saum“, gurrte die Dritte.
„Und seht!“ Die Erste öffnete eine kleine Schatulle, die mit glitzerndem Tand gefüllt war. „Unser Herr sendet Euch diese vortrefflichen Edelsteine zur Auswahl.“
Gabrielle winkte desinteressiert mit der Hand. „Tut, was immer Ihr passend findet“, sagte sie und wandte sich wieder dem Mahl zu.
„Dann stimmt Ihr also zu, dass wir Euch das Hochzeitskleid anpassen?“, fragte die erste der Frauen besorgt.
Gabrielle schaute alle drei an und sah, dass sie ebenso wie Algernon begierig auf ihre Antwort warteten. Aus dem Augenwinkel heraus gewahrte sie, wie Gaston, der gerade ein Stück Brot zum Mund führte, erstarrte.
„Ja“, sagte sie ruhig, denn sie wusste, dass sie nichts dagegen tun konnte.
So schwer es auch sein würde, sich mit Philippe zu vermählen war der einzige Weg, um Thomas’ Sicherheit zu gewährleisten. Selbst das war nur eine schwache Hoffnung, aber Gabrielle hatte keine andere Wahl. Der tosende Fluss unter dem Fenster war die gespenstische Erinnerung an Philippes Drohung. Sie hatte in der ersten Nacht lange wach gelegen, nur dem Rauschen des Wassers zugehört und sich zu einer Entscheidung durchgerungen.
Es war eindeutig, dass Philippe meinte, was er sagte.
Gaston sperrte den Mund auf, und die Schüssel mit dem Eintopf entfiel seiner Hand. Das Gefäß krachte zu Boden, und die Frauen glucksten tadelnd. Der Knappe eilte zu Gabrielle und ergriff ihren Arm. „Ihr denkt doch nicht ernsthaft daran, Madame, Euch mit diesem Schurken zu vermählen?“
Die drei Näherinnen holten gleichzeitig tief Luft, und Gabrielle warf dem Knaben einen vernichtenden Blick zu. „Halt deine Zunge im Zaum, Gaston“, sagte sie streng. „Deine Meinung solltest du vernünftigerweise hier nicht preisgeben.“
Der Junge runzelte die Stirn, betrachtete die Frauen, dann beugte er sich zu Gabrielle und flüsterte: „Madame, ich sagte Euch doch, dass mein Herr zu unserer Errettung kommen wird.“
Sie lächelte spöttisch. „Und ich weiß, dass du dich irrst.“ Sie fügte in sanftem Ton hinzu: „Iss dein Mahl, denn es könnte für eine Weile das Letzte sein.“
Gaston wehrte entrüstet ab. „Eine solche Verbindung wäre indes das Zerrbild einer Ehe! Habt Ihr die Balladen nicht vernommen, die von der Liebe zwischen zwei Menschen singen?“
Diesmal war Gabrielles Lächeln echt. „Gaston, Gaston, solche Gedanken haben nur in den Gesängen der Troubadoure Platz.“
Der Knabe riss erstaunt die Augen auf. „Habt Ihr denn Euren Gemahl nicht geliebt?“
„Michel?“ Sie schüttelte den
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