Historical Exclusiv 45
Jagdbeute.
Die beiden anderen Gefährte waren ähnlich ausgerüstet – auf einem waren einige Wandteppiche zu erkennen, der andere war scheinbar mit Truhen und Kisten vollgepackt. Doch darunter drängten sich die Männer um Yves dicht zusammen.
Saint-Roux hätte sich niemals träumen lassen, dass er und Quinn einen so starken Trupp aufbieten könnten. Fünfzig Kämpen waren in den engen Verstecken verborgen. Weitere fünfzig zogen in einigem Abstand hinterher.
Es erwärmte sein Herz, dass so viele bereit waren, Gabrielle zu unterstützen.
Rumpelnd rollten die schweren Wagen den Burghügel hinauf. Die Männer wurden gestoßen und fielen gegeneinander. Mit den behandschuhten Händen versuchten sie, das Waffengeklirr zu dämpfen. Einige von ihnen murmelten Schutzgebete, als sie sich dem ersten Tor von Perricault näherten.
Eine lange Zeit schien vergangen, bis die Wagen anhielten und Worte gewechselt wurden, dann bewegten sie sich weiter. Die Räder polterten über hölzerne Planken, und das Tosen des Flusses erfüllte Yves’ Ohren. Dann kamen die Karren erneut zum Stehen.
„Gott zum Gruße! Wer begehrt Einlass auf Perricault?“
Als der Ruf der Wache erklang, verharrten die Männer stumm in den Wagen.
„Chevalier Quinn de Sayerne“, erwiderte Quinn ohne Zögern. „Ich komme, um mich mit Philippe de Trevaine zu unterhalten.“
„Erwartet er Eure Gesellschaft, Herr?“
Quinn lachte stillvergnügt vor sich hin. „Das bezweifle ich, denn ich komme unangemeldet. Ich bringe Geschenke für Euren Herrn mit der Absicht, ihn als Nachbarn willkommen zu heißen.“
Saint-Roux hoffte, dass jede Ironie in der Stimme seines Bruders, die er zu hören glaubte, nur in seiner Einbildung zu vernehmen war. Unverständliches Gemurmel drang ins Innere, dann begann Yves’ Herz zu pochen, denn er hörte den wohlbekannten Klang des Fallgatters, das hochgezogen wurde.
„Willkommen, Chevalier de Sayerne!“
Die Wagen und Karren setzten sich erneut in Bewegung. Die erschöpften Maultiere mussten sich mit dem Gewicht abmühen. Yves erschauerte, als er an das herabsinkende Fallgatter in jener Nacht dachte, dann klapperten die Räder über Kopfsteinpflaster.
Sie waren im Innenhof von Perricault.
„Chevalier de Sayerne“, rief eine andere Stimme. „Kommt! Mein Herr wird Euch in der Halle begrüßen.“
Schritte hallten wider und verschwanden. Die Männer sahen sich an, als Stille sie erneut umgab und sie sich dem schwierigsten Teil dieser Mission zuwenden mussten: zu warten, bis ihr Signal ertönte.
Saint-Roux umfasste sein Schwert, und Gabrielles Gebete tönten in seinen Ohren wie ein Jubelgesang. Bei allem was heilig ist, dachte er grimmig, wenn Philippe de Trevaine ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, werde ich diesen Mann mit meinen eigenen Händen ins Jenseits befördern.
12. KAPITEL
A m Morgen der Hochzeit hörte Gaston Hufgetrappel und lief zum Fenster. Seine Enttäuschung, dass er nicht sehen konnte, wer angekommen war, da das Fenster zum Fluss lag, war ihm sofort anzusehen.
„Du irrst dich“, tadelte ihn Gabrielle leise. Sie wünschte sich, der Knabe käme zur Besinnung und verstünde die einfache Wahrheit, dass sein Herr nicht kommen würde. Eine der Näherinnen schnalzte mit der Zunge und brachte Gabrielle dazu, sich ihr wieder zuzuwenden, sodass sie den letzten Stich am Saum des verschwenderisch gestalteten Surcot ausführen konnte.
Gaston warf ihr einen Blick zu, der Bände sprach. Doch ehe sie ihr Gespräch wieder fortführen konnten, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatten, hörten sie einen Mann draußen im Korridor lachen. Die Tür wurde geöffnet.
„Haha!“ Philippe betrat in bester Stimmung den Raum. Sein Lächeln war breiter, als es nach Gabrielles Ansicht den Umständen entsprechend angebracht war. Eine Woche ohne seine Gesellschaft hatte nicht dazu beigetragen, mehr Gefallen an ihm zu finden. Er pfiff durch die Zähne und ging um seine zukünftige Gemahlin herum, seine Blicke ruhten so wollüstig auf ihr, dass sie unruhig wurde. „Seid Ihr nicht die schönste Braut in ganz Burgund?“, fragte er galant und verbeugte sich tief vor ihr.
Gabrielle verschränkte die Arme über der Brust, um zu zeigen, dass seine Gegenwart unerwünscht war. „Guten Morgen“, sagte sie kurz.
Philippes Lächeln wurde noch breiter, obwohl er seine Stirn runzelte, als er sie betrachtete. „Kein Lächeln von meiner reizenden Braut?“, scherzte er.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Geduld war
Weitere Kostenlose Bücher