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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Kopf. „Nein, wir hatten Respekt voreinander, und zwischen uns herrschte Aufrichtigkeit. Das ist mehr, als andere sich rühmen können.“ Sie bemerkte den Kummer des Knaben und tadelte ihn sanft. „Gaston, das war eine geplante Verbindung, die sich besser entwickelt hatte als andere Vermählungen.“
    „Hat er Euch wenigstens mit Achtung behandelt?“
    Gabrielle nickte.
    Der Junge beugte sich näher, in seinen Augen erkannte Gabrielle eine große Gewissheit. „Warum wollt Ihr dann nicht glauben, dass mein Herr das Gleiche tun wird? Warum beharrt Ihr darauf, dass Männer nur zu ihrem eigenen Vorteil handeln? Hat Euer Gemahl so gehandelt?“
    In der Tat, sie konnte nun verstehen, warum Yves es so schwer hatte, Gaston Disziplin beizubringen, denn selbst wenn er die Grenzen des Anstandes überschritt, tat er es mit solch natürlicher Arglosigkeit, dass sie sich bemüßigt fühlte, zu antworten.
    „Du wirst unverschämt“, schalt sie, und der Knappe errötete bis über beide Ohren.
    Trotzdem blieb er beharrlich. „Tat er es?“, fragte er wieder, und Gabrielle musste über so viel Hartnäckigkeit lächeln.
    „Nein“, gab sie zu, „ihm blieb der Fluch, der Männer selbstsüchtig macht, erspart.“
    Gaston runzelte die Stirn. „Was meint Ihr damit?“
    „Michel war kein stattlicher Mann. Er war nicht besonders ansehnlich, und das bestimmte seine Wesensart.“
    Der Junge überlegte einen Moment, dann wurde ihm offenbar bewusst, dass sein Herr ein gutes Aussehen hatte. „Doch …“
    „Genug!“, sagte Gabrielle barscher, als sie es beabsichtigte. „Du hast mehr Antworten erhalten, als klug war, dir anzuvertrauen.“ Sie stellte die Schüssel beiseite und wandte sich den wartenden Frauen zu, sie bemerkte die neugierigen Blicke in deren Gesichter. „Ich möchte ein Bad nehmen, ehe Ihr beginnt.“
    „Ja, Madame.“ Die drei verneigten sich, und eine wurde fortgeschickt. Algernon versperrte die Tür hinter ihr, und Gabrielle zweifelte keinen Augenblick, dass der Mann im Korridor unbeirrt davor stand.
    „Habt Ihr Eurem Gemahl vertraut?“, wollte Gaston mit gesenkter Stimme wissen.
    Sie wandte sich dem Jungen zu und sah, dass immer noch Zuversicht in seinen Augen lag. Seine Hingabe war groß. Es rührte ihr Herz, und sie verabscheute es, dass sie diejenige sein musste, die seine Ideale über das Verhalten von Männern zerstörte.
    „Ich vertraute ihm, dass er in seinem eigenen Interesse für alles sorgte“, sagte Gabrielle sanft, „so wie es alle Männer tun.“ Der Knappe blickte sie hartnäckig an, als ob er wollte, dass sie fortfuhr. Sie seufzte. „Gaston, ich hätte mich mit deinem Herrn vermählen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Dann wäre seine Rückkehr an diesen Ort in seinem eigenen Interesse gewesen. Indes ich tat es nicht, und daher hat er auch keinen Anlass zu kommen, und nun muss ich für meine eigene Dummheit bezahlen.“
    „Er wird kommen“, beharrte der Junge mit leiser Stimme.
    Gabrielle schüttelte den Kopf. „Wir haben diese Unterhaltung bereits zuvor geführt.“
    Gaston ließ die Schultern sinken. Er war enttäuscht darüber, dass er es nicht fertigbrachte, sie zu überzeugen. Gabrielle glaubte, heimliche Tränen in seinen Augen gesehen zu haben, ehe er sich abwandte und die Arme über der Brust verschränkte. Er wirkte von hinten mit dem zerzausten Haar sehr viel jünger, als er tatsächlich war.
    „Er wird kommen“, flüsterte Gaston mehr zu sich selbst. „Er wird kommen, und Ihr werdet sehen, dass nicht alle stattlichen Männer nur an sich selbst denken.“
    Und zu ihrem eigenen Entsetzen hoffte Gabrielle, dass der Junge recht hatte, obwohl sie nicht wagte, sich diese dummen Gedanken anmerken zu lassen.
    Eine ganze Woche war vergangen, bis Yves, in Begleitung seines Halbbruders und dessen Truppen, wieder vor den Toren Perricaults eintraf. Der Himmel über ihnen war trüb, als sie die Burg erreichten. Saint-Roux hatte die schlimmsten Befürchtungen, was Gabrielle in diesen sieben Tagen und Nächten zugestoßen sein könnte.
    In diesem Augenblick schwand sein Vertrauen in ihren Plan. In der hellen, gemütlichen Kemenate von Sayerne schien es, als könnten sie Erfolg haben, jetzt glaubte er nicht mehr daran. Aber dennoch war er entschlossen, zu tun, was er konnte. Er hatte sich im Inneren eines der Wagen verborgen.
    Die großen Karren wirkten, als hätten sie Handelsgüter geladen und nicht bewaffnete Männer. Einer sah aus, als wäre er bis oben hin gefüllt mit

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