Historical Exclusiv 45
und schwang die Klinge. Die anderen Kämpfer folgten mit gleicher Schnelligkeit, und wieder war der Hof von Perricault von Waffengeklirr erfüllt, als Stahl auf Stahl traf.
Saint-Roux überwältigte drei Wachen, versicherte sich, dass das Tor von den eigenen Männern eingenommen und die Verstärkung auf dem Weg den Hügel herauf war. Dann eilte er in Richtung des Wohnturms. Zwanzig Kämpen folgten ihm knapp auf den Fersen. Kurz darauf stürmten sie durch das Portal und hörten das Klirren von Waffen.
Quinn streckte gerade einen Gegner mit einem grimmigen Streich nieder, als Yves in die Halle stürmte. Sein Bruder und die kleine Eskorte, die ihn in den Wohnturm begleitet hatte, waren den Männern Philippes weit unterlegen, da diese in der Überzahl waren.
Der Rauch der Fackeln in den Wandhalterungen stieg empor und tauchte die Kämpfer in flackerndes Licht. Die Tafel war für ein rauschendes Festmahl gedeckt. Doch als Yves den Kampfruf ausstieß, sprangen seine Mannen herzu, um den Feind zu stellen, ohne auf das feine Leinen oder die Kerzen zu achten.
Ein eiskalt dreinblickender Söldner schlug auf Saint-Roux ein, aber dieser dachte nur an Gabrielle, Thomas und Gaston. Mit drei wohlgezielten Streichen war der Mann tot. Niemals zuvor war er so von Rachsucht entflammt gewesen wie an diesem Tage.
„Nein!“, vernahm er eine wohlbekannte weibliche Stimme.
Yves drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie ein in feinste Seide gewandeter Mann eine in karminrot gekleidete Frau zur Treppe am anderen Ende der Halle zerrte. Sie war groß und schlank, ihre Züge indes waren von einem zarten Schleier verhüllt.
Konnte dies Gabrielle sein? Er kämpfte sich näher, sein Herz pochte, als er sah, wie die Frau ihren Peiniger mit solcher Heftigkeit biss, dass der Mann aufschrie.
Das ist ohne Zweifel Gabrielle, stellte er mit Stolz fest.
„Dirne!“, rief der Mann. Er gab ihr eine Ohrfeige, sodass sie gegen die Treppe stürzte. Dabei rang sie so heftig nach Luft, dass Yves’ Herz sich zusammenzog. Sie verlor den Schleier und offenbarte die Blässe ihres Gesichts, und die Rötung von Philippes Schlag war deutlich auf ihrer zarten Wange zu sehen.
Das Verlangen nach Vergeltung loderte in Yves auf. Nichts konnte ihn von Philippe de Trevaine abhalten. Ein Mann nach dem anderen fiel unter seinem Schwert. Seine Streiche waren sicher und tödlich. Unterdessen zerrte Philippe Gabrielle die Treppe hinauf.
Bis Saint-Roux den Treppenabsatz erreichte, war das Paar in den dunklen Schatten des Aufgangs verschwunden. Ohne Zögern stürmte der Ritter in die Dunkelheit.
Stille umgab ihn im oberen Stockwerk, und vorsichtig verlangsamte er seine Schritte. Stille schien bei Trevaine ein Warnsignal zu sein, denn solch eine Stille hatte sie auch begrüßt, als sie zum Sturm auf Perricault ansetzten.
Das Schlachtgetümmel hinter ihm wurde leiser. Yves hörte, wie eine Frau nach Atem rang. Er konzentrierte sich auf die Schatten, die vor ihm lagen, und bemühte sich, ein Geräusch zu vernehmen, das ihm offenbarte, was ihn erwartete.
Kein Laut drang an seine Ohren.
Sein Herz schlug so heftig, dass er glaubte, jeder könnte es hören. Er umfasste das Heft seines Schwertes mit aller Kraft und machte einen weiteren Schritt.
Und noch einen.
Und wieder einen.
Nur noch vier Stufen blieben, bis er oben anlangte, dahinter breitete sich gähnende Finsternis aus. Wie lang war der Korridor? Zweigten viele Räume davon ab?
Wo war Gabrielle? Wieder rang eine Frau nach Atem; Yves machte sich auf alles gefasst, denn er wusste nicht, was kommen würde. Doch er vertraute der Frau, hob die Klinge und machte einen weiteren Schritt vorwärts.
Jemand sprang aus einem Raum. Grell loderte ihm eine Fackel entgegen. Geblendet schloss er die Augen. Er konnte gerade noch seine Waffe in Abwehr heben. Ein Schlag traf so heftig sein Schwert, dass er beinahe auf den Boden gefallen wäre.
Geschickt wich Yves der gefährlich geführten Klinge aus. Im Schein der hell leuchtenden Fackel sah er seinen Gegner, einen gewaltigen kahlköpfigen Riesen mit Bart. Dieser attackierte ihn unermüdlich mit seinem riesigen Schwert.
Es schien, als würde der ausdruckslose Koloss niemals Atem holen. Mit steter Regelmäßigkeit sauste seine Klinge immer wieder hernieder.
Jedes Mal wich Yves den kraftvoll geführten Schlägen aus. Die Gedankten rasten in seinem Kopf. Hinter seinem Gegner drängten sich zwei Gestalten, zweifellos Gabrielle und Philippe.
Doch ehe er Gabrielle
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