Historical Exclusiv 45
ich.“
Philippe kniff kurz die Lippen zusammen, dann versuchte er Gabrielle zu packen.
„Madame, lauft!“, schrie Yves, als er mit neuer Kraft seinen Gegner angriff.
Gabrielle benötigte diese Aufforderung nicht, denn sie flüchtete bereits um die Ecke in die Dunkelheit des Korridors.
Sie kannte die Burg, erinnerte Yves sich, und hoffte, dass keine weiteren Gefahren in der Finsternis auf sie lauerten.
Philippe hatte noch nach ihr gegriffen, aber nur den Schleier erwischt. Er fluchte, drehte sich um und riss die Augen auf, als er Yves so nahe vor sich sah.
Er hatte kaum die Klinge gehoben, ehe Saint-Roux sie ihm aus der Hand schlug. Trevaine rang nach Atem, und Yves stieß sein Schwert in den Leib des Schurken. Dieser Elende sollte niemanden auf dieser Welt mehr quälen.
„Mein Hochzeitsgewand!“, entfuhr es Philippe beim Anblick des Blutes, das die feine Kleidung durchtränkte. Er mühte sich mit zitternden Fingern, die Klinge zu entfernen, doch vergebens, sie saß zu tief.
Dann bewegte er sich nicht mehr.
Seine Hand sank herab und der Kopf auf die Brust. Der Körper fiel gegen die Wand, und das Blut floss nur noch ganz langsam aus der Wunde.
Es war seltsam, um wie viel kleiner Philippe wirkte, als die Kraft des Zorns für immer aus ihm gewichen war.
Die Stille nach einer gewonnenen Schlacht drang von der Halle empor, und Yves hegte keinen Zweifel, wer an diesem Tag siegreich war.
„Madame?“, rief er. „Er ist tot.“
Leise drangen Schritte an seine Ohren, dann trat Gabrielle aus dem dunklen Teil des Korridors in das Licht der Fackel. Sie blickte ungläubig auf die auf dem Boden liegende Gestalt des Mannes, der ihr Leben so zerstört hatte.
Yves beobachtete, wie sie den Mann betrachtete, der ihren Gemahl meuchelte, den Gemahl, den sie geliebt hatte, dessen war er sich plötzlich sicher. Er betrachtete sie, als sie näherkam. Ihre Bewegungen waren noch immer zögernd. Ihre Blässe offenbarte das Grauen der Begebenheiten.
Im Licht erkannte er das reich verzierte karminrote Gewand, in das sie gehüllt war. Die Farbe stand ihr bemerkenswert gut zu Gesicht, die Verzierungen von golddurchwirkter Stickerei passten zu ihr, sodass Yves überrascht war, dass sie sich sonst so einfach kleidete.
Gabrielle war anders frisiert als sonst. In ihr dunkel glänzendes Haar waren Bänder geflochten, und Perlen verzierten die glänzenden Zöpfe. Ihre dunklen Wimpern betonten ihre violetten Augen, die in dieser Furcht einflößenden Situation noch stärker leuchteten.
Als sie ihn verwundert ansah, fragte er sich, wie es geschehen konnte, dass er diese Frau jemals als unscheinbar betrachtet hatte.
„Er ist wahrlich tot“, flüsterte sie und verzog die Lippen zu einem zaghaften Lächeln. Sie streckte ihre zitternde Hand nach Yves aus, als ob sie nicht glauben konnte, dass er leibhaftig vor ihr stand. „Und Ihr, Ihr seid es nicht.“
„Nein“, stimmte er zu. Er zog die Handschuhe von den Fingern und nahm ihre schlanke Hand in die seine. Ihre Haut war so zart, ihre Finger waren so kalt, dass er seine Hand schützend um die ihre schloss und sie an sich zog. „Nein, ich bin nicht tot.“
Ihre Blicken trafen sich, und Verlangen loderte in ihnen auf. Gabrielles Lippen waren leicht geöffnet, und Yves konnte seine Augen nicht von ihnen wenden. In Gedanken erinnerte er sich an deren Sanftheit, als er sie auf den seinen gespürt hatte.
„Und Ihr kamt“, hauchte sie.
Der Ritter lächelte. „Ihr hattet meinen Schwur.“
Gabrielle schüttelte kurz den Kopf, so als wollte sie immer noch nicht glauben, dass er vor ihr stand. Sie hob die Hand und berührte die fast schon verheilte Narbe, die Seymour ihm beigebracht hatte. Yves’ Herz lachte, als er die Sorge in ihren Augen sah. „Ihr seid verletzt!“
„Es war nur ein Kratzer.“ Ohne zu denken, trat er näher. „Und Ihr?“
„Ich bin unversehrt“, bekannte sie atemlos, was den Ritter sehr erleichterte.
Gabrielles Blick fiel auf seine Lippen und kehrte dann zu seinen Augen zurück. Diese Geste weckte in Yves das Verlangen, ihre Süße erneut zu schmecken. Er berührte ihr Gesicht.
„Herr!“, erklang eine wohlbekannte Stimme vom Fuß der Treppe her. Gabrielle machte einen Schritt zurück, als Yves’ sich ungläubig umdrehte. Konnten ihn seine Ohren täuschen?
Gabrielles Augen funkelten erheitert. „Es scheint, als hätte ich Gaston Abbitte zu leisten“, murmelte sie in einem vertraulichen Ton.
„Gaston?“
Die edle Dame nickte, und Saint-Roux
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