Historical Exclusiv 45
helfen konnte, musste er sich erst Philippes Leibwächter entledigen. Es schien, als wäre der Mann trotz seiner offensichtlichen Entschlossenheit, ihn in Stücke zu schlagen, nicht der geschickteste Kämpfer.
Yves bedrängte seinen Gegner, um seine Reaktion zu prüfen. Als Antwort erhielt er einen Hieb gegen das Schwert, der ihm durch Mark und Bein drang. Er taumelte leicht und hörte, wie Gabrielle nach Luft schnappte. Widerwillig wich er eine Stufe auf der Treppe zurück.
Der Riese grinste und kam ihm nach.
Der Ritter stieß erneut zu, und sein Gegner parierte den Hieb mit ungeheurer Kraft. Zu Yves’ Freude beugte sich der viel größere Mann weit nach vorn.
Saint-Roux trat noch eine Stufe hinab und wartete darauf, dass der Mann seinem Beispiel folgte, dann täuschte er einen weiteren Ausfall vor. Als sich sein Gegenspieler mit seinem ganzen Körpergewicht vorbeugte, um zu parieren, zog er blitzschnell seine Klinge zurück und drückte sich flach gegen die Mauer.
Als der Mann Hals über Kopf hinabstürzte, verwandelte sich sein Gesichtsausdruck von Triumph in Entsetzen. Beim Aufschlag auf den Steinboden am Ende der Treppe hörte man seinen Schädel krachen.
Yves stürmte erneut die Treppe nach oben und war nicht überrascht, Gabrielle dicht hinter Philippe gedrängt zu sehen, der ängstlich dreinschaute. Er erinnerte sich nur zu gut, dass Trevaine am Kampf um Perricault vor einer Woche nicht teilgenommen hatte.
Er war ein Mann, der andere die Schlachten für sich schlagen ließ. Philippes Hand bebte, als er sein Schwert hob, und es gefiel Yves gar nicht, dass Gabrielle so nahe hinter dem Schurken stand.
Ein Feigling konnte unberechenbar sein, wenn es ums Ganze ging.
Gabrielle wich zurück, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, und Yves wurde plötzlich bewusst, dass ihr möglicherweise nicht klar war, wer ihr zu Hilfe kam, da sie ihn mit Helm und Visier nicht erkannte. Nach allem, was sie ertragen musste, konnte es gut sein, dass sie fürchtete, ein anderer Angreifer befand sich innerhalb der Mauern Perricaults.
Er hatte nun ein unerhörtes Verlangen, Philippe den Namen des Mannes ins Gesicht zu schreien, der ihn hatte töten sollen. Wenn Trevaine erkennen musste, dass Seymours Bestreben fehlgeschlagen war, konnte dies ihm sehr wohl einen Vorteil in diesem Kampf bringen.
Saint-Roux hob sein Schwert und trat vor. Er spürte den Blick der edlen Dame auf sich ruhen. Sie musste seine Farben auf seinem Waffenrock erkennen, doch sie wirkte weiterhin unsicher.
„Philippe de Trevaine, nehme ich an?“, fragte Yves mit vorgetäuschter Lässigkeit.
Gabrielle verschlug es den Atem, als sie den Klang seiner Stimme vernahm, und sie fuhr mit der Hand zu ihren Lippen.
Der Mann warf sein Haupt in den Nacken. „Philippe de Trevaine und de Perricault, wenn ich bitten darf.“
„Ganz bestimmt dürft Ihr nicht bitten“, knurrte Saint-Roux. Er sprang vorwärts und griff Philippe an. Dieser parierte in übertriebener Eile, verlor dabei beinahe das Schwert und konnte Yves’ Hieb nicht abwehren.
Blut lief über seine Wange. Yves trat zurück und beobachtete, wie Philippes Hand zitterte, als er erneut das Heft umfasste.
„Und wer seid Ihr?“, verlangte Trevaine mit gespielter Tapferkeit zu wissen. „Welcher Feigling zeigt sein Gesicht nicht im Kampfe?“
Yves hätte beinahe laut aufgelacht. Dass der Helm notwendig war, konnte man leicht erkennen, wenn man die Blessur auf Philippes Wange betrachtete.
„Nach Eurem Vorbild wären tapfere Männer Narren, die nicht lange zu leben hätten“, erwiderte der Chevalier ungerührt. Er griff erneut mit einer Behändigkeit an, die das Gewicht seiner Rüstung Lügen strafte. Philippe hieb mit wildem Blick auf Yves’ Schwert ein, bemüht, sich so gut wie möglich zu verteidigen. Er schnappte verzweifelt nach Luft, als der Ritter versuchte, ihn von Gabrielle wegzutreiben.
„Aber vielleicht macht ein Kampf um Leben und Tod einen Mann vorsichtiger in solchen Dingen“, fuhr Yves fort.
Entsetzt blickte ihm Philippe ins Angesicht, als könnte er die nächsten Worte seines Gegners erraten.
Saint-Roux riss den Helm von seinem Kopf und warf ihn von sich.
„Yves!“, rief Gabrielle atemlos mit unverhohlener Freude.
Philippe blickte stirnrunzelnd von einem zur anderen. „Ihr kennt diesen Mann?“
„Natürlich“, erwiderte Yves ruhig. „Ich bin Chevalier Yves de Saint-Roux.“
Trevaine erbleichte. „Ihr seid doch tot!“
„Seymour de Crecy ist tot, nicht
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