Historical Exclusiv 45
auf und sah drei Dienstboten, die von dem unentbehrlichen Franz angeführt wurden. Keiner von ihnen konnte ein erfreutes Grinsen völlig unterdrücken. Yves errötete bis über die Ohren, denn bestimmt wussten alle, was heute vor sich ging, doch das Lachen Gabrielles machte ihn sicher.
„Wir bringen das Bad, Herr“, erklärte Franz.
„Lange genug hat es gedauert“, erwiderte der Ritter mürrisch. Er war nicht im Geringsten darüber erfreut, Anlass für Tratsch zu sein. Seine Worte lösten ein sehr undamenhaftes Lachen seiner Gemahlin aus. Um ihn herum wurde ein verschwörerisches Grinsen ausgetauscht, als man den Zuber ins Gemach schaffte und mit dampfendem Wasser füllte. Yves stand abseits der regen Geschäftigkeit und kämpfte gegen sein Unbehagen an.
Es war Franz, der dem Chevalier die Seife reichte. Der starke Mann blinzelte dabei und gab seinem Herrn einen aufmunternden Stoß. „Wir erwarten Euch heute Abend nicht bei der Tafel, Herr“, flüsterte er und offenbarte beim Grinsen seine Zahnlücke. Seine Stimme senkte sich noch mehr. „Viel Vergnügen!“
Franz blinzelte nochmals, dann waren die drei verschwunden.
„Schaut nicht so überrascht drein“, tadelte Gabrielle.
„Sie sind ungewöhnlich keck“, erwiderte Yves. Er war sich nicht sicher, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte, dass man ihn in ihrer Mitte aufgenommen hatte, oder ob er beleidigt darüber war, da man seinen Zorn nicht fürchtete.
Gabrielle lachte erneut. „Sie sind alle glücklich, dass auf Perricault wieder Eintracht herrscht. Fürchtet nichts, mein Gemahl, Ihr habt ihr Vertrauen errungen. Sonst hätte Franz solche Worte nie gewagt.“
Gerade in diesem höchst unpassenden Moment kam ihm der Gedanke an den verstorbenen ersten Gatten Gabrielles in den Sinn. Er verabscheute es, sich vorzustellen, dass ein anderer Mann sie vor ihm berührt hatte. Nein, das war es nicht; doch dass sie Michel geliebt hatte, plagte ihn.
Nein, die Wurzel seiner Verdrossenheit lag darin, dass sie ihren ersten Mann immer noch liebte. Er sah zu Gabrielle, die sich lachend auf dem Bett ausstreckte.
Zweifellos hatte Michel sie in solcher Vertrautheit tausend Male gesehen. Schon dieser Gedanke war ernüchternd. Yves hatte versucht, die Erinnerung an Michel in den Hintergrund zu drängen, aber sie drängte sich gerade auf, wo sie am wenigsten willkommen war.
Mit plötzlicher Inbrunst wünschte er sich, es möge ihm gelingen, nicht nur den Leib, sondern auch das Herz seiner Gemahlin zu erringen, um es mehr zu hüten als alles andere auf der Welt. Doch es war verschenkt, hingegeben und verloren, für immer begraben mit dem Mann, der so grausam sein Ende im Kampfe fand.
Hatten sich die beiden jemals hier vor dem abendlichen Mahl geliebt?
Er konnte den Gedanken daran nicht ertragen. In diesem Augenblick hasste er Michel, wie er nie zuvor in seinem Leben einen Menschen gehasst hatte.
Dabei hatte er den Mann nicht einmal gekannt.
„Hätte Franz dergleichen zu Michel gesagt?“, fragte Yves hölzern, der die Worte nicht für sich behalten konnte.
Gabrielle blieb gelassen, obwohl ihr Blick nicht von ihm wich. „Nein“, sagte sie einfach, dann erhob sie sich und trat zu ihm.
Der Ritter sah zu Boden, und seine Hände spielten verlegen mit der Seife. Er wusste nicht, was er mit diesen ungezügelten Gefühlen, die sein Innerstes aufwühlten, anfangen sollte. Gabrielle blickte ihn an, als sie die Hand auf seinen Arm legte. Yves konnte ihr nicht in die Augen sehen. Er fürchtete, darin die Liebe für Michel zu entdecken, die noch immer in ihr loderte.
„Lasst uns heute nicht von Michel sprechen“, drängte sie zärtlich. Doch Yves konnte sich der Wahrheit nicht entziehen.
Sie hatte ihr Herz an diesen Mann verloren, und so würde es für alle Zeit sein. Obgleich er die Reize seiner Gemahlin genoss, blieb ihm ihr Herz verschlossen.
Doch sein Weib begehrte ihn . Gab das nicht Hoffnung für die Zukunft? Er wollte ihr beweisen, dass ihre Begierde nicht verschwendet war, und vielleicht würde sie ihm nach einiger Zeit mehr von sich schenken.
Das konnte er nur hoffen.
„Ich werde diesen Namen niemals wieder erwähnen“, schwor er und meinte, was er sagte. Sie legte die Fingerspitzen an seine Lippen, und erneut wurde Yves von Leidenschaft erfasst.
Guter Gott, dieses Weib brachte sein Blut in Wallung!
Er suchte ihren Blick, und Gabrielle überwand den halben Schritt, den sie von ihm entfernt war. Sie fasste zielstrebig nach seinem Gewand, aber Yves
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