Historical Exclusiv 45
Stimme klang sanft und traurig. „Vielleicht sollten wir unsere Enttäuschung für die Personen aufbewahren, die unsere Träume zerstörten.“
Yves schloss die Augen, als ihm die Bedeutung dieser Worte klar wurde. Sie liebte diesen verräterischen Schuft noch immer! Er war tief betrübt, indes nicht bereit, das Feld zu räumen.
„Michel ist tot, Gabrielle“, sagte er ruhig. Es war an der Zeit, dies festzustellen. „Dieser Verrat ist aus und vorbei, gleichgültig wie neu diese Entdeckung für Euch ist.“
„Ihr versteht nicht!“, erklärte sie. Sie wandte ihm das Gesicht zu. Es schmerzte ihn, ihre tränenüberströmten Wangen zu sehen. „Ich vertraute ihm“, sagte sie ärgerlich. „Aufrichtigkeit herrschte zwischen uns. Das dachte ich wenigstens.“
„Es gibt viele Männer, die des Vertrauens nicht wert sind.“
„ Alle Männer sind nichts wert! Alle Männer trachten nur nach ihrem eigenen Vorteil. Davor warnte mich meine Mutter, denn sie hatte die Wahrheit erkannt. Sie flehte mich an, nicht den gleichen Fehler zu machen, doch Michel überzeugte mich, dass er anders sei.“ Gabrielle verschränkte die Arme über der Brust und starrte in den Garten hinein. „Und ich war närrisch genug, ihm zu glauben, da er kein stattlicher Mann war.“
Yves runzelte die Stirn; er konnte ihrer Denkweise nicht folgen. „Ich verstehe nicht, welchen Unterschied dies macht.“
Sie holte tief Luft, hob jedoch nicht den Blick. „Mein Vater war über alle Maßen gut aussehend, selbstsüchtig und eitel“, sagte sie teilnahmslos. „Meine Mutter verehrte sogar den Boden, über den er schritt, aber er machte keinen Hehl daraus, dass er sie nur wegen ihres reichen Besitzes zur Frau genommen hatte. Sie beteuerte immer, genug Liebe für beide zu besitzen.“
Sie hielt einen Moment inne, und Yves drängte sie nicht. „Sie hatte sich geirrt. Ich erinnere mich des Tages, als sie im Sterben lag. Er hatte keine Zeit, um sie zu sehen.“ Gabrielle warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Er ließ sich einen Waffenrock anpassen, der sein Aussehen besser zur Geltung brachte. Die genaue Höhe des Saumes war ihm wichtiger als das Leben meiner Mutter.“
Yves konnte darauf nichts erwidern.
Gabrielle hielt erneut inne und schluckte verlegen. „Auf ihrem Krankenlager wurde ihr bewusst, dass er in Wahrheit nichts für sie empfand. Das war ein grausamer Schlag und vielleicht der Grund, weshalb sie ihren letzten Atemzug tat. Ihr Herz war gebrochen, und sie verlor jeden Willen zu leben. Ehe sie starb, bat sie mich, niemals mein Herz einem Mann zu schenken, besonders keinem mit einem schönen Gesicht. Sie warnte mich vor Männern, warnte mich, nicht so dumm zu sein, zu glauben, dass sie jemals jemand anderen in den Vordergrund stellten als sich selbst.“
Sie hielt wieder inne und presste die Lippen zusammen.
„Das war eine Lehre, die Ihr Euch zu Herzen nahmt“, meinte Yves und erntete einen finsteren Blick für diese Bemerkung.
„Oh, mein Vater gab mir keine Gelegenheit, diese Lehre zu vergessen“, sagte sie bitter. „Sehr zur Enttäuschung meines Vaters fielen die Ländereien meiner Mutter nach ihrem Dahinscheiden an ihre Familie zurück. Es gab nun keinen ertragreichen Besitz mehr, um seine Gewänder, sein Gesinde, den teuren Tand und Plunder zu bestreiten. Er unterrichtete mich, dass er meine Vermählung angeordnet hatte, die Morgengabe für mich würde in Gold entrichtet werden.“
Sie räusperte sich. „Am Tag meiner Eheschließung, nachdem er bezahlt worden war, schalt er mich heftig dafür, dass ich nicht hübscher sei, sonst hätte er meine Hand teurer verkaufen können.“
Yves ballte erzürnt seine Fäuste. Es machte ihn äußerst wütend, dass Gabrielle von ihrem eigenen Vater so viel Schmach hatte erdulden müssen. Er fand es erstaunlich, dass sie diese Vermählung trotzdem auf sich genommen hatte und dann noch bereitwillig ein zweites Mal vor den Altar getreten war.
Doch das hatte sie aus Liebe zu Thomas getan, und für ihren Sohn war ihr nichts zu viel.
Sie war eine Frau, der man übel mitgespielt hatte.
„Wo ist Euer Vater?“, wollte er wissen. In seiner Stimme konnte man seine Verärgerung hören.
„Tot“, sagte Gabrielle so entschieden, dass Yves wusste, sie empfand keine Zuneigung mehr für ihn. „Er hatte einen Kaufmann betrogen, der ihn verfolgte und mit seinem eigenen Waffenrock erwürgte. Ich denke mir, es war jenes Gewand, das er säumen ließ am Tage, an dem meine Mutter starb.“
Sie zupfte
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