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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Begegnung mit ihm, als sie unter ihm gelegen hatte, stürmte machtvoll auf sie ein. Sie fühlte sich erhitzt, der Boden unter ihren Füßen schwankte. Haltsuchend griff sie nach dem Bootsrand, in der Hoffnung, er würde ihr Taumeln mit dem Schlingern des Schiffes erklären.
    „Guten Morgen“, grüßte Rorik und bedachte Orn mit einem fragenden Blick.
    „Gib mir nicht die Schuld“, brummte Krummnase. „Sie drohte, allein an den Männern vorbeizustolzieren.“
    Yvaine blieb der Mund offen stehen. „Von Stolzieren war nicht die Rede.“
    „Sei’s drum.“ Rorik gab Orn mit einem Wink zu verstehen, sich zurückzuziehen, und wandte sich an sie. „Nun, Lady, Ihr habt Euer Ziel erreicht. Was ist denn so eilig, dass es nicht warten kann, bis ich zu Euch komme?“
    Yvaine presste die Lippen aufeinander, um ihm nicht ins Gesicht zu schleudern, es würde ihr nichts ausmachen, bis zum Jüngsten Tag zu warten. Sie hatte sich vorgenommen, höflich und diplomatisch zu sein.
    „Ich will mich für die Früchte bedanken“, begann sie liebenswürdig. „Eine willkommene Abwechslung.“
    Er zog die Brauen hoch. Und dann trat ein belustigtes Funkeln in seine Augen. „Nun ja, wir mästen unsere Sklavinnen, bevor wir sie verkaufen.“
    Sie zwang sich, höflich zu bleiben. „Ach ja? Dafür wurde vermutlich ein fremder Obstgarten geplündert.“
    „Ja.“ Er lächelte. „Es war ein dänischer Obstgarten.“
    „Wie reizend“, murmelte sie und bekämpfte den unsinnigen Drang, sein Lächeln zu erwidern. „Ihr bestehlt Euch also gegenseitig.“
    „Aha. Für Angelsachsen sind Wikinger von einem Schlag. Aber Norweger und Dänen führen häufig Krieg gegeneinander. Gewöhnlich geht es um Handelsrechte und Landbesitz. Wir stehen kurz vor einem neuen Krieg.“
    „Man sollte meinen, ihr habt genügend englisches Land an euch gerissen, um nicht darüber zu streiten“, entgegnete sie einigermaßen gelassen. „Die Dänen beherrschen England von der Themse bis zum Humber, und die Norweger besetzen das Land weiter im Norden. Die Stadt York wurde in Jorvik umbenannt. Es gibt gewiss viele Orte, in denen die alten Namen bereits vergessen sind.“
    Rorik zuckte gleichmütig die Schultern. „Unterscheiden wir uns darin so sehr von den Angelsachsen? Eure Vorfahren haben die Briten bis nach Wales und über den Ärmelkanal in die Bretagne vertrieben, und vor kurzem haben sie sich Mercien einverleibt.“
    „Das geschah durch Heirat“, erwiderte Yvaine würdevoll. „Die Lady of Mercia ist Edwards Schwester.“
    „Ja.“ Plötzlich war der grimmige Ausdruck wieder da, der ihr gestern an ihm aufgefallen war. „Alfreds Brut. Eines Tages wird sie über ganz England herrschen.“
    „Was wollt Ihr damit sagen?“
    Er machte eine unwirsche Handbewegung. „Die Dänen in England sind geschwächt, Lady. Sie besiedeln zwar noch das Danelag, aber sie sind Bauern und Händler geworden, keine Krieger. Eines Tages wird Euer Vetter den Sieg davontragen und Alfreds Traum verwirklichen.“
    „Ja … nun …“ Sie versagte sich, Rorik nach seinem plötzlichen Stimmungsumschwung zu fragen, durfte sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen. „Da wir von Edward sprechen, wann beabsichtigt Ihr, Eure Forderung um Lösegeld an ihn zu stellen?“
    „Aha“, entgegnete er gedehnt. „Nun kommen wir zum wahren Grund Eures plötzlichen Wunsches nach meiner Gesellschaft.“
    Es kostete sie große Willenskraft, eine höflich fragende Miene aufzusetzen.
    Seine Augen wurden schmal. „Ich entsinne mich nicht, diese Absicht geäußert zu haben, Lady.“
    „Aber …“ Ihre Finger krallten sich um den Bootsrand. „Bitte scherzt nicht mit mir. Ich habe Verständnis für Euren Wunsch, wegen des angegriffenen Gesundheitszustands Eures Vaters möglichst rasch in die Heimat zurückzukehren, wobei ich keinen Sinn darin sehe, Euch zu begleiten. Ihr erweist mir einen großen Gefallen, wenn Ihr umgehend einen Boten an den Hof des Königs schickt.“
    Er zog eine Braue hoch. „Soll er durch die Nordsee schwimmen?“
    „Nun ja, sobald wir Jütland erreichen, könnt Ihr mich an Land setzen und …“
    „Es würde Euch nicht gefallen, dort an Land gesetzt zu werden.“ Wieder erhellte ein belustigtes Lächeln sein markantes Gesicht. „Dort gibt es nur schroffe Felsen und dunkle Höhlen an der Küste. Nur die Götter wissen, wer dort hausen mag.“
    „Erspart mir Schauergeschichten über Trolle und Riesen“, fuhr sie ihn an und verlor nun endgültig die Geduld.

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