Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
Vom Netzwerk:
ist vorbei.“
    „Aber … wieso?“
    „Vielleicht möchte ich Euch einen Gefallen tun“, antwortete er.
    Sie sah ihn lange forschend an, dann wandte sie das Gesicht wieder ab. „Ja, das würdet Ihr vermutlich“, sagte sie kühl. „Damit ich mir nicht wünsche, dass Eure Seele für ihre Sünden in der Hölle schmort.“
    Er lachte, schwankend zwischen der trockenen Feststellung, dass sie es ihm nicht leicht machen würde, und der widerstrebenden Bewunderung für ihren Eigensinn. „Ihr gebt Euch nicht so schnell geschlagen, habe ich Recht, Wildkatze? Aber Eure Studien hätten Euch erkennen lassen müssen, dass wir Wikinger eine andere Vorstellung über den Tod haben. Wir haben viele Götter, die uns vor einem Höllenfeuer bewahren.“
    „Dann wollen wir zu den Göttern beten“, ließ Thorolf sich vernehmen, der im Näherkommen Roriks letzte Worte gehört hatte. „Es riecht nach Regen.“
    Yvaine klammerte sich vor Schreck am Bootsrand fest, während Rorik sich dem Freund zuwandte. Sie war nicht ganz sicher, was gerade geschehen war. Oberflächlich gesehen war sie mit Rorik wieder in Streit geraten, doch einen flüchtigen Augenblick hatte sie gespürt, einer Entdeckung nahe zu sein. Und dann war dieses Gefühl wieder weg.
    „Mehr als nur Regen“, sagte Rorik. „Wir segeln direkt vor einem Sturm her.“
    „Was?“ Erbost fuhr sie herum. „Ihr steht hier und streitet mit mir, während ein Sturm aufkommt? Tut etwas!“
    „Übernimm das Ruder“, befahl er Thorolf. Und ehe Yvaine wusste, wie ihr geschah, hob er sie hoch und setzte sie auf seine Schulter, ohne ihren Schreckenslaut zu beachten. „Schaut nach Süden“, befahl er und lachte zu ihr auf, „und sagt mir, was ich tun soll.“
    Yvaine gehorchte, eigentlich nur, weil es ungefährlicher war, in die Ferne zu blicken, als in sein lachendes Gesicht. Und dann erschrak sie zutiefst.
    Am Horizont schob sich eine schwarze Wand mit schwefelgelben Rändern hoch wie ein riesiges Ungeheuer aus dem Höllenschlund. Brodelnd und donnernd näherte sich eine Urgewalt mit unheimlicher Geschwindigkeit. Immer wieder zerrissen grelle Blitze die schwarzen Wolkenmassen, als richte sich der allmächtige Zorn des Donnergottes gegen die winzigen Menschen auf diesem Schiff. Und plötzlich erschien ihr der stolze Seedrache wie eine Nussschale, ein Spielball der Naturgewalten.
    „Heilige Mutter Gottes, steh uns bei“, stammelte sie, als Rorik sie wieder auf dem Boden absetzte. „Was sollen wir nur tun?“
    „Ihr, Lady“, antwortete er seelenruhig, „geht ins Zelt zurück.“ Er gab ihr Halt gegen die schlingernden Bewegungen des Schiffs. „Wir tun das, was wir bei solchem Wetter immer tun.“
    „Ja.“ Thorolf nickte ihr aufmunternd zu. „Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir können das Segel gehisst lassen und versuchen, vor dem Sturm her zu fahren.“
    „Gütiger Himmel. Und die andere Möglichkeit?“
    „Wir wenden und stellen uns dem Unwetter“, erklärte Rorik und spähte nach Süden. „Wenn wir das Segel gehisst lassen, zerfetzt der Sturm es, bevor das Gewitter uns erreicht hat. Wir stellen uns. Es wäre nicht das erste Mal.“
    Sie fuhr zu ihm herum. „Für Euch ja, aber …“
    Der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken, da sein Gesicht sich näherte. „Sei unbesorgt, meine Süße“, sagte er leise, und sein warmer Atem hauchte an ihre Wange. „Ich überlasse dich keinem anderen, auch nicht dem tosenden Meer.“
    Als Thorolf sich verlegen räusperte, richtete Rorik sich auf und nahm das Steuer.
    „Thorolf bringt Euch ins Zelt“, sagte er höflich. „Dort seid Ihr vorerst in Sicherheit.“
    „Vorerst?“, wiederholte sie angstvoll. Thorolf aber nahm sie beim Arm und drängte sie zum Gehen.
    „Macht mir bloß keine Scherereien“, warnte er. „Ich muss schleunigst zu Rorik zurück. Das Schiff muss bei schwerer See ruhig gehalten werden, und wenn der Sturm uns erreicht, sieht er nur die Wellenberge, die aus allen Richtungen auf ihn hereinbrechen. Zwei Augenpaare am Steuer sehen besser.“
    Yvaine schluckte ihre Widerworte hinunter und gehorchte. Die Männer wussten, was sie zu tun hatten, und würden ihre Arbeit besser machen, wenn sie sich still verhielt. Aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, als der Sturm im Tauwerk des Schiffes heulte und die endlosen Wasser aufpeitschte.
    Eng aneinander gedrängt, an die Bugwand gedrückt, die Arme schützend um die kleine Eldith geschlungen, trotzten die Frauen dem Sturmbrausen und dem

Weitere Kostenlose Bücher