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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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schlingernden Schiff.
    Nur einmal sagte Anna mit grimmigem Humor: „Den Heiligen sei Dank, dass unsere Angst zu groß ist, um seekrank zu werden.“
    „Ja“, murmelte Britta. „Die Plage auf allen Schiffen.“
    Yvaine nickte stumm. Sie klammerte sich an einer Querstrebe fest, als das Schiff in ein tiefes Wellental stürzte. Ihr Kopf schlug hart gegen die Bugwand, als die nächste Woge über dem Schiff zusammenbrach.
    Wenn die See noch rauer würde, würden sie allesamt über Bord gehen. Wie überstanden die Männer diesen gewaltigen Sturm, schutzlos den Naturgewalten ausgeliefert auf dem offenen Schiff, dessen Bootsrand höchstens eine Armlänge über der Wasserlinie lag? Waren sie schon von Bord gespült worden? Yvaine hörte nur das Heulen des Sturms, das Tosen der Wassermassen und das unheimliche Grollen des Donners. Keine Rufe, keine Befehle, keine menschliche Stimme.
    Eine Horrorvision des verlassenen Schiffes, dessen Mannschaft über Bord gerissen worden war, drängte sich ihr auf, doch bevor sie es wagte, sich Thorolfs Befehlen zu widersetzen, stürmten zwei Männer ins Zelt, die zusammengerollte Felle unter den Armen trugen. Sie verschwendeten keine Worte. Ein stämmiger Kerl klemmte sich Eldith in die Armbeuge. Der andere wickelte Anna und Britta in eine Lederhaut und stieß beide ins Freie.
    „Wartet!“ Yvaine raffte sich taumelnd auf die Füße. „Wohin bringt ihr sie?“
    Keine Antwort. Sie machte einen schwankenden Schritt und stieß gegen Rorik, der die Zeltklappe zurückschlug. Das Wasser lief in Strömen an ihm herab, trotzdem wirkte er stark und zuversichtlich.
    „Gott sei Dank“, stammelte sie und krallte die Finger in sein Wams. „Was um Himmels willen geht hier vor?“
    Rorik stand breitbeinig vor ihr, um das Gleichgewicht zu halten, und legte seine Hände über die ihren.
    „Wir müssen das Zelt abnehmen, bevor der Sturm es wegreißt“, erklärte er. „Ich binde Euch und die anderen Frauen an den Mast. Dort seid ihr sicherer.“
    „Festbinden … nein, niemals!“ Die Erinnerung an ihre Fesseln jagte ihr Entsetzen ein.
    „Still. Niemand wird Euch etwas antun.“
    „Aber …“
    Roriks Griff festigte sich. „Yvaine, hört mir zu. Eure kleinen Hände sind nicht kräftig genug, um sich stundenlang festzuhalten. Ein schwerer Brecher würde Euch über Bord spülen.“
    Sein energischer Ton brachte sie zur Vernunft. Er hatte Recht. Aber die Erinnerung an ihre Hilflosigkeit, als Ceawlin sie an den Pfahl in seiner Halle gefesselt und ausgepeitscht hatte, ließ sie erzittern.
    „Vertraut mir, Yvaine.“ Rorik wickelte sie in eine Lederhaut. „Eure Hände bleiben frei, es wird Euch nichts geschehen.“
    Yvaine ergab sich. Es blieb ihr gar keine andere Wahl. Dies war seine Welt, sein Schlachtfeld. Sie war gezwungen, ihr Leben in seine Hände zu legen.
    Sie straffte die Schultern, als er den Vorhang hob, und erschrak heftig, als er sich mit einem Ruck zu ihr umdrehte. Sie hob den Blick zu ihm auf, und ihr Herz begann zu rasen, als sie die Glut in seinen Augen sah. Er sah sie an, als wolle er sich ihr Gesicht für alle Ewigkeit einprägen.
    Und als sie erschrocken den Mund öffnete, zog er sie in wildem Verlangen an sich und nahm ihre Lippen in Besitz.

6. KAPITEL
    E r küsste sie, als gehöre sie ihm, als sei er eine Ewigkeit von ihr getrennt gewesen. Sein wildes Verlangen überwältigte sie. Das war keine sanfte Erforschung, sondern ein gieriger, fiebernder Überfall.
    Und sie ließ ihn gewähren, klammerte sich hilflos an ihn, und eine süße schmelzende Schwäche durchströmte sie. Erst als das Schiff in eine gefährliche Schräglage geriet, war er gezwungen, seinen Mund von ihren Lippen zu lösen. Hätten seine Arme ihr keinen Halt gegeben, wäre Yvaine ihm kraftlos vor die Füße gesunken.
    Einen atemlosen Moment hielt sein leidenschaftlicher Blick sie noch gefangen, dann schlang er einen Arm wortlos um ihre Taille, hob sie hoch und trug sie durch die Zeltöffnung mitten in das ohrenbetäubende Tosen.
    Der heulende, winselnde Sturm jagte schwarze Wolkenmassen über den Himmel, peitschte auf sie ein, und Yvaine glaubte in ihnen verdammte Seelen zu erkennen, die den Feuern der Hölle zu entfliehen suchten. Ohne Roriks Halt wäre sie verloren gewesen. Das schlingernde Schiff wurde in den aufgewühlten Wassern hin und her geworfen. Yvaine kniff die Augen zusammen gegen die siedende Gischt, die ihr wie Nadeln ins Gesicht stach. Die Wogen brachen tosend über den Bootsrand, während der

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