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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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erkennen, und wieder brannten Tränen in ihren Augen.
    „Ich werde daran denken.“ Und dann fuhr er stirnrunzelnd fort: „Wisst Ihr, wer der Mann war?“
    „Nein. Was macht das schon? Ihr könnte ihm dankbar sein, schließlich hat er meine Flucht vereitelt.“
    Jeder Muskel in ihm schien sich anzuspannen. Er starrte sie kalt an. „Mag sein“, sagte er gedehnt. „Aber vielleicht tröstet Euch der Gedanke, dass Ihr es nicht bis Winchester geschafft hättet, selbst wenn Eure Flucht erst bei Tagesanbruch entdeckt worden wäre. Ich selbst hätte Euch gefunden und zurückgeholt. Geht zum Schiff. Wir beide brauchen Schlaf.“
    Er hat gut reden, dachte Yvaine grollend, als sie schließlich ins Zelt kroch und sich auf das Bärenfell legte. Die Frauen schliefen, und sie war froh, keine Erklärungen abgeben zu müssen. Zu viele Fragen schwirrten ihr im Kopf herum. An einen weiteren Fluchtversuch war wohl nicht zu denken. Sie musste nun alle Energie darauf verwenden, Rorik zu überzeugen, Lösegeld für sie zu fordern. Und wenn auch dieser Versuch fehlschlug …
    Alles in ihr sträubte sich, über weitere Konsequenzen nachzudenken. Sie nahm sich vor, trotz aller Widrigkeiten, eine neuerliche Flucht zu planen – was nicht einfach wäre, denn sobald sie englischen Boden verlassen hatte, war sie auf fremde Hilfe angewiesen.
    Hoffnung keimte auf und schwand wieder. Thorolf und Orn waren die einzigen Männer, denen sie sich anvertrauen würde, doch beide waren Rorik treu ergeben bis in den Tod. Die einzige andere Möglichkeit – und der Gedanke war ihr sehr unbehaglich – lag bei Othar. Sie traute ihm nicht, aber er war drei Jahre jünger als sie und wollte vermutlich mit seinem großtuerischen Gehabe nur seinen Freunden imponieren. Ohne deren Rückhalt könnte es ihr gelingen, ihn mit der Aussicht auf eine hohe Summe Lösegeld zu bestechen, zumal er augenblicklich nicht gut auf seinen älteren Bruder zu sprechen war.
    Bevor sie allerdings diese riskante Strategie überhaupt in Erwägung zog, musste sie mehr über ihn in Erfahrung bringen und damit auch über Rorik. Es war ratsam, möglichst viel über einen Gegner zu wissen.
    Ein wenig ruhiger geworden, drehte Yvaine sich auf die Seite, um einzuschlafen. Gleich morgen wollte sie mit ein paar unverfänglichen Fragen beginnen. Sie wollte auch ihr Verhalten ändern, würde sich nicht wieder auf einen Streit einlassen, wollte höflich und zurückhaltend sein.
    Und sie nahm sich weiterhin vor, die lästige kleine Stimme in ihrem Kopf endlich zum Schweigen zu bringen, die ihr mit der Frage zusetzte, wieso Vernunft und strategische Planung sich ganz zufällig mit ihrer Neugier deckten.
    „Aber Lady, Ihr wollt doch nicht allein das ganze Schiff entlang bis zum Heck gehen. Der Mann, der Euch angegriffen hat, beobachtet Euch.“ Missbilligend runzelte Anna die Stirn.
    Britta schüttelte den Kopf. Die beiden Frauen hatten furchtsam zugehört, als Yvaine ihnen bei Haferbrei und frischem Obst von ihren nächtlichen Erlebnissen berichtete. Nach dem Frühmahl traten sie aus dem Zelt, um festzustellen, dass das Schiff Fahrt aufgenommen hatte. Die Küsten Englands lagen weit hinter ihnen.
    Yvaine löste den Blick von dem Nebelstreifen, der die See vom Himmel trennte.
    „Keine Sorge, Anna. Der Kerl wird sich nicht vor der gesamten Mannschaft auf mich stürzen.“
    „Wir sollten nicht draußen sein“, murmelte Britta. „Die Männer sind unruhig und raunen sich grobe Scherze zu. Und der Schuft, der Euch überfallen hat, tut so, als sei er völlig unschuldig, das könnt Ihr mir glauben.“
    „Ja.“ Anna warf einen unsteten Blick über die Schulter. „Da wir nicht wissen, wer es getan hat, müssen wir auf der Hut sein.“
    „Er war groß“, sagte Yvaine nachdenklich. „Und er trug ein Lederwams. Aber das ist keine Hilfe. Nur Rorik und Thorolf trugen Kettenhemden an dem Tag, als sie Selsey überfielen. Die haben sie wahrscheinlich einem getöteten Soldaten gestohlen“, fügte sie grimmig hinzu.
    „Thorolf sagte mir, Rorik ließ Kettenhemden anfertigen, bevor er mit seinen Männern auf Seefahrt ging“, sagte Anna. „Ich frage mich, was sie wohl früher gemacht haben.“
    „Ich will es gar nicht wissen.“ Yvaine streckte die Nase in die Luft, besann sich aber eines Besseren und fragte in verhaltener Neugier: „Was hat Thorolf dir denn sonst noch erzählt?“
    „Gestern fragte ich ihn nach den Sklaven in Roriks Haus, weil ich wissen wollte, welches Leben uns dort erwartet. Die

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