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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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und Trauer loderten in ihm auf. Mit zwei mächtigen Sätzen hatte er Ketil erreicht.
    Der fuhr zu ihm herum, Rorik aber schlug bereits zu. Sein Stiefel traf Ketils Faust, die Handknochen splitterten wie ein Bündel Reisig. Ketil brüllte wie ein Stier, die Klinge wirbelte in einem blitzenden Bogen durch die Luft. Bevor die Waffe klirrend auf die Schiffsplanken fiel, hatte Rorik Ketil gegen die Schiffswand geworfen und hielt ihm seinen Dolch an die Kehle.
    „Was ist passiert?“, brüllte er.
    „Rorik.“
    Das heisere Krächzen kam aus der Kehle des Mannes zu seinen Füßen. Rorik bedachte Ketil, der die Zähne vor Schmerz zusammenbiss, aber noch längst nicht eingeschüchtert war, mit einem mörderischen Blick.
    „Haltet ihn fest“, befahl er den umstehenden Männern. Othar und Gunnar waren nicht darunter, registrierte Rorik beiläufig, als er neben Orn in die Knie ging. Die zwei würde er sich später vornehmen.
    „Es … war … meine Schuld“, krächzte Orn, während Rorik ihm behutsam den Kopf hob und an sein Knie lehnte, um dem alten Mann das Atmen zu erleichtern, obwohl er wusste, dass es mit ihm zu Ende ging. „Habe … ihn … gefordert …“
    „Nein. Sprich nicht, Orn.“
    Orn Krummnase griff nach seinem Ärmel. „Meine Enkelin … geschändet … Floki … tot …“ Er hustete und spuckte Blut.
    „Ich weiß, du hast Ketil nach dem Tod deines Sohnes zum Kampf gefordert“, sagte Rorik leise, „um Vergeltung zu üben.“
    „Ich habe ihn gefordert, bevor wir in See stachen … ihm immer wieder damit gedroht. Habe dein Verbot nicht übertreten, trotzdem falsch. Feigling … wollte mich töten … aber nicht im Zweikampf.“ Der krächzende Laut, der sich seiner Brust entrang, mochte als trockenes Lachen gedacht sein. „Es ist ihm wohl gelungen.“
    „Dafür wird er bezahlen, Orn. Ich schwöre es dir. Für dich und deine Enkeltochter.“
    Der Schatten eines Lächelns flog über die fahlen Gesichtszüge des alten Mannes. „Gib mir mein Schwert“, röchelte er mit letzter Kraft. „Ich habe den Kampf verloren.“
    Rorik hob den Kopf. Thorolf war bereits zur Stelle und reichte ihm Orns Schwert. Rorik krümmte die kalten Finger des Sterbenden um das Heft, in seinen Wangen mahlte ein Muskelstrang, als er die kraftlose Hand seines treuen Gefährten um den Schwertgriff festhielt.
    „Nimm deinen Ehrenplatz in Walhall ein, Orn Krummnase“, murmelte er feierlich.
    Doch Orn hörte seine Worte nicht mehr, er hatte sich bereits mit einem Seufzer auf den Weg gemacht, um den Kriegern zu folgen, die vor ihm im Kampf gefallen waren.
    Behutsam legte Rorik den Leichnam auf die Schiffsplanken und kam auf die Füße. Sein Blick streifte Thorolf flüchtig, der mit grimmiger Miene nickte. Auf einem Schiff herrschten strenge Gesetze, und Rorik hatte nicht die geringsten Bedenken, das Urteil zu fällen.
    Er wandte sich an die Männer, die Ketil festhielten. „Bindet ihn an den Leichnam.“
    Ketil begann zu schreien. „Othar, du bist mein Freund! Sag deinem Bruder, wie es zugegangen ist. Es war Notwehr. Orn hat angefangen. Ich kann es beweisen.“ Er riss den Kopf zur Seite und zeigte eine Kratzwunde an der Schläfe.
    Roriks Augen wurden noch kälter. „Deine Wunden heilen schnell, Ketil“, sagte er leise drohend. „Auf diesem Kratzer hat sich bereits Schorf gebildet. Den hast du dir wohl während des Sturms geholt.“
    „Ja“, murmelte ein anderer. „Es ist völlig klar, was hier geschehen ist. Ketil witterte eine Chance, um einem Zweikampf zu entgehen.“ Er schnaubte verächtlich. „Und so einer nennt sich Schädelspalter.“
    Rorik wandte sich an den Sprecher. „Hast du gesehen, was passiert ist, Grim?“
    Grim schüttelte den Kopf, und ein zweiter Mann trat vor. „Ich habe es gesehen, Bärentöter. Ketil warf etwas nach Orn, als der sich ans Ruder setzen wollte. Es ging sehr schnell, und dann fiel Orn vornüber. Grim hat Recht. Ketil wollte seine Wunde am Kopf als Vorwand benutzen, um zu behaupten, es sei Notwehr gewesen. Aber es war kein fairer Kampf. Dein Bruder hat es auch gesehen.“
    „Othar?“
    Der Junge trat hinter dem Mast hervor. „Was hast du vor, Rorik? Orn hat ihn herausgefordert, das hat er selbst zugegeben.“
    „Kein Mann tötet einen anderen auf meinem Schiff.“
    Zustimmendes Raunen ging durch die Reihen. Nur Gunnar blieb stumm. Auch er hatte sich hinter dem Mast herumgedrückt. Nun beäugte er Rorik argwöhnisch, als fürchte er, ihm könne ein ähnliches Schicksal

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