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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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wahrscheinlich Wind auf, den nutzen wir aus.“
    „Was?“ Verständnislos starrte Othar ihn an. „Bist du wahnsinnig? Das ist die Westküste von Jütland. Willst du riskieren, dass wir bei den anderen Schiffswracks auf dem Meeresgrund enden?“
    Roriks Augen wurden schmal. Die tückischen Gewässer vor der Halbinsel hatten so manches Boot mit Mann und Maus in die Tiefe gerissen. Die meisten Seefahrer transportierten ihre Boote über Rollen die wenigen Meilen auf dem Landweg zum Handelsplatz Hedeby an der Ostsee. Das war die weniger gefährliche Route, verlängerte allerdings die Reise um Tage.
    „Wir gehen nicht an Land.“
    „Aber …“
    „Es besteht wenig Gefahr, Othar. Vertrau mir. Bei diesem ruhigen Wetter …“
    Thorolf war herangetreten. „Trotzdem, Rorik …“
    „Nur zu“, brüllte Othar mit zornrotem Gesicht. „Hör nicht auf mich und bringe uns alle in Gefahr! Und ich weiß auch, warum“, fügte er unvermutet leise hinzu. „Wir müssen die kürzeste Route nehmen, weil du deine englische Hure endlich beschlafen willst!“
    Yvaine entfuhr ein Schreckenslaut. Rorik sah aus den Augenwinkeln, wie sie zusammenzuckte. Mit geballten Fäusten ging er auf seinen Bruder los.
    „Nein“, Yvaines Arm schnellte vor und berührte Roriks Arm. Ihre zaghafte, kaum spürbare Berührung hielt ihn zurück.
    Sie war immer noch bleich, hielt seinem finsteren Blick jedoch tapfer stand. „Es hat genug Gewalt an einem Tag gegeben, zumal Euer Bruder die Wahrheit sagt.“ Sie hob das Kinn. „Das ist doch Eure Absicht, oder etwa nicht?“
    Ihre verdunkelten Augen hefteten sich noch einen Moment in die seinen, dann wandte sie sich ab, gab den Frauen einen Wink und entfernte sich in Richtung Bug.
    Rorik blickte ihr nach mit einem Gefühl, als habe sie ihm einen Dolch ins Herz gestoßen, zerrissen von seinem unbezähmbaren Verlangen und einer quälenden Zärtlichkeit für diese tapfere, zierliche Frau.
    Zum ersten Mal seit vielen Jahren konnte er es kaum erwarten, Norwegen zu erreichen, denn erst dann konnte er Yvaine endlich in sein Bett nehmen und sich von der Sehnsucht nach ihr befreien. Wenn er sie einmal besessen hatte, würde dieser Sturm sich endlich legen, das fiebernde Verlangen nach ihr schwinden. Dann wäre sie für ihn wie jede andere Frau, schön und begehrenswert, aber sie würde nicht länger diesen befremdlichen Beschützerinstinkt in ihm wecken.
    Und was dann? Plötzlich nahm er Othars Blick wahr, der Yvaines Rückzug mit wachem Interesse verfolgte. Bislang hatte er nur daran gedacht, möglichst rasch nach Hause zu kommen. Doch plötzlich wurde er von einem Besitzanspruch gepackt, der jeden anderen Gedanken verdrängte.
    Die Vorstellung, ein anderer Mann könne sie berühren, entfachte einen mörderischen Zorn in ihm, brachte sein Blut in Wallung. Er hatte sich bereits einmal an seinem jüngeren Bruder vergriffen, der ihm körperlich nicht gewachsen war. Noch vor einer Woche hätte er davor zurückgeschreckt.
    Sollte Othar ihm noch einmal in die Quere kommen, war er nicht sicher, ob sich so etwas nicht wiederholen könnte.
    Rorik unterdrückte einen Schrei der Wut und Eifersucht und machte auf dem Absatz kehrt.
    „Wir fahren die Küste entlang“, befahl er schneidend und fuhr fort, ehe Thorolf Bedenken anmelden konnte. „Setze alle Männer an die Ruder. Ich will, dass das Schiff mehr Fahrt aufnimmt. Wenn es sein muss, stellst du dich hinter das Segel und pustest!“
    „Ich stelle mich hinter das Segel und puste“, hörte er Thorolf in seinem Rücken murmeln, während er zum Heck stapfte.
    Der dunkle, drohende Koloss von Jütland wirkte genauso unwirtlich, wie Rorik ihn beschrieben hatte. Entweder hatte Othar die Gefahren übertrieben, oder die Winde waren günstig, denn der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfälle. Am folgenden Morgen ragte die Küste Norwegens aus der tiefblauen See.
    Yvaine stand mit den anderen Frauen im Bug und blickte dem näher rückenden Küstenstreifen entgegen. Wenige Schritte entfernt stand Thorolf und stieß eine lange Holzstange, die in regelmäßigen Abständen Einkerbungen aufwies, senkrecht ins Wasser.
    „Da drüben liegt Kaupang“, verkündete er und wies mit dem Arm zu einer Landzunge in der Ferne. „Unser Handelshafen, den wir im Sommer anlaufen.“ Er zog die Holzstange aus dem Wasser und rief Rorik etwas zu.
    Yvaine sah, wie Rorik das Steuer herumriss und das Schiff quer zum Wind brachte. Das Segel begann zu flattern, Männer kletterten behände den Mast

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