HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
ein.
„Wir würden uns gegenseitig umbringen“, fügte Ali hinzu.
„Keine weiteren Debatten!“, bestimmte Hayden. „Kinkaid, Sie mögen die Fähigkeiten besitzen, die für die Erledigung dieses Jobs nötig sind, doch ich bin nicht so dumm, einem Mann Ihres Kalibers fünftausend Pfund anzuvertrauen, wenn Miss Shaws Leben von jedem einzelnen Schilling dieser Summe abhängt.“
Er drehte sich zu Ali um. „Ihre Bindungen an Kairo und an Ihre Familie gewährleisten mir, dass Sie nicht mit ihm verschwinden. Sie werden also dafür sorgen, dass Kinkaid sich an die Anweisungen hält, und die lauten: ausschließlich Übergabe des Geldes und keinerlei Heldentaten.“
„Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich den Krämer mitnehmen werde?“, fragte Jed kriegerisch.
„Ganz einfach, Kinkaid. Sie sind ein Mensch, der seine Freiheit braucht. Verweigern Sie sich mir, dann übergebe ich Sie wieder diesem Polizisten und sorge dafür, dass Sie hinter Gitter kommen – und dort auch bleiben.“
„Wie wollen Sie wissen, ob ich nicht Ihrem Plan zustimme und dann aus Ägypten verschwinde?“
„Weil Sharouk es nicht zulassen wird, dass Sie sich mit dem Geld aus dem Staub machen, wenn ich ihn dafür persönlich haftbar mache. Sollten Sie mich enttäuschen, merkt seine Familie, wie schlecht das Geschäft in Kairo laufen kann.“
„Und wenn ich ablehne?“, wollte Ali wissen.
„Dann bringen wir Sie nach Hause und erzählen Ihrer Frau, dass wir Sie heute Abend bei einer Schlägerei in einem Bordell aufgegriffen haben. Wird sie sich darüber freuen? Das bezweifle ich“, meinte Hayden unpassend freundlich. „Sie brauchen es sich wirklich nicht länger zu überlegen, meine Herren. Ihnen bleibt keine andere Wahl.“
Jed blickte Ali finster an. Er konnte schon jetzt die ewigen Nörgeleien des Ägypters in der sonst so stillen Wüste hören. Es tröstete ihn nur, dass der Krämer auch nicht glücklicher erschien als er selbst. Jed fluchte leise, nickte dann jedoch zum Einverständnis. Verdammt, dies würde der schwierigste Auftrag, den er je übernommen hatte.
3. KAPITEL
Fast zweihundert Meilen südlich von Kairo merkte Victoria, die im tiefsten Teil der Feluke lag, dass das Boot wendete. Sie drehte sich ein wenig herum, bis sie nach oben schauen und den Himmel sehen konnte. Mit weichen Lavendel- und Blautönen kündigte sich schon die Dämmerung an.
Heute Morgen kurz vor Tagesanbruch hatten die Männer das Boot an einem unbewohnten Teil des Nilufers an Land gezogen und ihr erlaubt, ihren Bedürfnissen nachzukommen, bevor es weiterging. Zwar verwöhnten sie Victoria nicht gerade, doch sie konnten es sich auch nicht leisten, die Gefangene verdursten und verhungern zu lassen.
Obwohl Victoria ihre Panik unterdrückte und sich dafür auf Haydens fraglose Verfolgung konzentrierte, so wurde doch ihre Angst von Meile zu Meile größer. Erinnerte sich ihre Mutter an die unbekannte Feluke, die Victoria ihr gezeigt hatte? Brachte Grace sie in Verbindung mit ihrem, Victorias, Verschwinden? Falls ja, musste dann nicht die Polizei die Schurken jeden Moment einholen?
Die schlanke Blondine strengte die Ohren an, hörte indessen nur das Rascheln des Binsengrases sowie das leise Schrammen, als das Boot den Grund berührte, dann ein lautes Aufklatschen, gefolgt von dem heftigen Schwanken der Feluke; anscheinend war jemand über Bord gesprungen, um das Boot ans Ufer zu ziehen.
Hoffentlich ist das diese große, übel riechende Kerl, dachte Victoria.
Nun lag das Boot still. Der kleine dicke Araber beugte sich über sie, griff sie beim Arm und zog sie hoch. Weil sie sich so lange nicht hatte bewegen können, waren ihre Muskeln jetzt ganz steif.
„Schöne Dame“, flüsterte der Mann, stützte ihr Gewicht ab und strich ihr übers Haar, wobei seine rauen Finger ihre Wange berührten. Am liebsten hätte Victoria ihm ins Gesicht gespieen. Wie kam der Mann dazu, sie so unverschämt anzufassen? Nicht einmal Hayden wagte das ohne ihr Einverständnis, und das erteilte sie nur höchst selten.
„Ich wette, der Rest von ihr ist genauso schön“, bemerkte der Stinkende, kam näher und wollte ihre Bluse öffnen. Er hatte schon zu lange keine Frau mehr gehabt, und diese hier stand zur Verfügung, wenn auch nicht freiwillig. „Wir wollen sie uns doch einmal ansehen.“
Solche Frechheit duldete Victoria nicht. Ohne lange nachzudenken, entwand sie sich dem Griff des Dicken, verlor dabei das Gleichgewicht, fiel seitlich gegen die Schiffswand und stieß
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