HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Verrückte, der sie aus dem Sklavenpferch gestohlen hatte, erbarmungslos voran. Sie wünschte fast, sie befände sich an der Stelle des verwundeten Ägypters, der auf dem unmöglichen Schleppgestell lag und offensichtlich von dem ganzen Transport nichts mitbekam.
Die Felsen, bei denen die Wüstenreise begonnen hatte, lagen längst hinter ihnen, und aus der Morgenkühle war flirrende Hitze geworden. Sicherlich sind wir für heute weit genug gekommen, dachte Victoria, doch ein Blick auf Kinkaid bewies ihr, dass der Mann keine Neigung zeigte, ein Lager aufzuschlagen.
Er mochte ja an solche Strapazen gewöhnt sein, doch wie es ihr erging, kümmerte diesen Schuft anscheinend nicht im Mindesten. Er war eben kein Gentleman, wenn seine Bewegungen auch eine gewisse Anmut zeigten.
Victoria versuchte sich vorzustellen, wie es ihm wohl auf einem großen Ball ergehen würde. Sie sah seinen breiten Rücken unter teurem, elegant geschneiderten Tuch, sah, wie sich seine goldbraune Haut von dem schneeweißen Hemd abhob … Jed Kinkaid im Abendanzug? Das war einfach zu lachhaft. Wieso kommt mir so etwas überhaupt in den Sinn? fragte sie sich ärgerlich.
Sie wollte diesen irrsinnigen Ritt umgehend beenden. „Kinkaid!“, rief sie. Leider war ihr Hals so ausgetrocknet, dass ihre Stimme nicht, wie geplant, angemessen herrisch, sondern nur wie ein schwaches Krächzen klang.
„Was ist denn jetzt schon wieder, Vicky?“ Jed drehte sich in seinem Sattel herum.
„Ich bin müde. Wir werden hier kampieren.“
„Ich glaube kaum.“ Jed schaute wieder nach vorn, ohne Victoria und ihr Diktat weiter zu beachten.
„Ich bestehe darauf!“ Die kleine Blondine ritt schneller, um auf eine Höhe mit ihm zu kommen.
„Bestehen Sie, so viel Sie wollen, Lady, nur ändern wird das nichts. Wir schlagen unser Lager auf, wenn wir an einen dafür geeigneten Platz gelangen, und nicht früher.“
„Ich fürchte, Sie verstehen nicht recht, Kinkaid. Ich lehne es ab, noch weiterzureiten, und was einen geeigneten Platz betrifft, so denke ich, ein Flecken Sand ist wie der andere.“
„Sie sollten lieber nicht denken, Vicky. Im Gegensatz zu mir kennen Sie die Wüste nicht. Ich bin derjenige, der entscheidet, wann wir anhalten.“ Damit stieß er seinem Pferd leicht in die Seiten und ließ Hayden Reeds Braut einfach zurück.
„So können Sie mich nicht abfertigen!“ Victoria ritt wieder an Jed heran.
„Das habe ich doch eben getan“, knurrte er, ohne sich umzudrehen. Die Frau war eine echte Nervensäge.
„Das lasse ich mir nicht bieten!“
„Dagegen können Sie nur nicht viel tun“, bemerkte Jed und lächelte wie jemand, der sehr zufrieden mit sich war.
„Gewiss kann ich das. Ich steige hier ab. Dann müssen Sie das ebenfalls tun. Schließlich dürfen Sie nicht einfach davonreiten und mich hier zurücklassen.“
„Ach nein?“, fragte er leise, drehte den Kopf und starrte Victoria so zornig an, dass sie ernsthaft befürchtete, er könnte die Beherrschung verlieren. „Tun Sie doch, was Sie wollen. Ich werde weiterreiten. Wenn Sie Glück haben, holen Sie mich und Ali morgen wieder ein – das heißt, falls die Schakale sich in der Nacht nicht an Ihrem zweifellos zarten Fleisch gütlich getan haben.“
„Es kann doch nicht so viel ausmachen, ob wir jetzt oder später anhalten. Im Übrigen haben Sie mir gesagt, wir würden nicht am unerträglichsten Teil des Tages unterwegs sein. Bedeutet Ihr eigenes Wort Ihnen denn nichts?“
„ Vicky, wo ich herkomme, bedeutet das Wort eines Mannes mehr, als Sie sich vorstellen können, nur hatte ich nicht erwartet, dass Alis Schleppgestell uns so verlangsamen würde“, gab Jed müde zurück. Er war das ewige Nörgeln der Engländerin leid. Gewöhnlich taten Frauen immer bereitwillig, was er von ihnen verlangte, doch diese kleine englische Rose war so hitzköpfig, dass nicht einmal sein berüchtigter Zornesblick sie zum Schweigen zu bringen vermochte.
„Weshalb halten Sie Ihr Versprechen nicht ein?“
„Ich erinnere mich nicht, Ihnen etwas anderes versprochen zu haben, als Sie sicher zu diesem Lackaffen zurückzubringen, den Sie heiraten wollen. Wenn Sie ihn wirklich liebten, würden Sie ein paar Unbequemlichkeiten auf sich nehmen, um so schnell wie möglich an seine Seite eilen zu können.“
„Wie können Sie es wagen …“
„Sie sollten inzwischen wissen, dass ich so ziemlich alles wage.“ Jed ließ seinen Blick an ihrem Bein hinaufgleiten.
„Falls Sie auch nur daran denken, mich
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