HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Worauf wollte er denn hinaus?
„Warum?“ Er kam noch näher heran.
„Weil er so heißt.“
„Weshalb reden Sie ihn nicht mit ‚Mr. Hawkins‘ an?“ Er hielt sie mit seinem zornigen Blick gefangen, und sein heißer Atem streifte ihre Wange.
„Seien Sie nicht albern“, sagte sie ungehalten. „Einen Butler redet man eben nicht mit ‚Mr.‘ an. Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg, Kinkaid. Versorgen Sie die Pferde, während ich mir etwas zu trinken hole.“
„Da haben wir’s, Vicky. Sie nennen mich Kinkaid, als wäre ich ein verdammter Butler. Eines wollen wir mal klarstellen: Hier draußen haben Sie niemandem etwas zu sagen, am wenigsten mir. Ab jetzt werden Sie mich entweder ‚Mr. Kinkaid‘ nennen oder Jed, falls Ihnen das lieber ist. Vor allem jedoch werden Sie Ihren Teil der Aufgaben übernehmen und nicht erwarten, dass ich Sie bediene. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Er fasste ihr Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen.
„Durchaus“, sagte sie kurz. „Allerdings werde ich Sie Jed nennen. ‚Mr.‘ ist nur Gentlemen vorbehalten und wäre für Sie unpassend.“
„Wie Sie meinen.“ Der Amerikaner grinste unverschämt und ließ ihr Kinn los. „Satteln Sie die Stute ab, und tränken Sie die Pferde.“
„Kann ich nicht erst etwas trinken?“
„In der Wüste ist es klüger, zuerst die Tiere zu versorgen“, erläuterte Jed. „Diese Pferde könnten den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.“
„Ich …“
„Wenn ich Sie lehre, wie man hier draußen überlebt, dann mache ich es richtig. Sie müssen lernen, allein zurechtzukommen, falls mir vorzeitig etwas zustößt.“
„Die einzige Gefahr, die Ihnen droht, besteht darin, dass ich Sie umbringe“, stellte Victoria trotzig fest.
„Hören Sie auf zu zetern, Vicky, und machen Sie sich an die Arbeit, ehe ich mir für Sie etwas anderes ausdenke, das Sie vielleicht als Vergnügen und nicht als Arbeit betrachten.“
„Sie sind ein echtes Scheusal, Kinkaid“, murmelte Victoria voller Verachtung und blickte mit Unbehagen zu dem Pferd, das jetzt in Erwartung des Wassers nervös schnaubte.
„Jed heißt es!“ Drohend machte er einen Schritt auf sie zu, und sie eilte, um seinen Befehl zu befolgen.
„Und was werden Euer Lordschaft tun, während ich arbeite?“, rief sie über die Schulter zurück.
„Ich? Ich werde nach Ali sehen, meinen Hengst absatteln und das Lager aufschlagen“, antwortete er und entdeckte, welche Freude ihm der Anblick bereitete, den Victoria bot, als sie sich unter den Bauch der Stute beugte, um die Sattelschnalle zu suchen. So unerträglich die Frau auch war, wenn sie den Mund aufmachte – sie hatte einen überaus hübschen Hintern.
Weil es so still geworden war, drehte sich Victoria um und sah, wie Jed sie betrachtete. Errötend richtete sie sich auf. „Sie sind wirklich kein Gentleman. Hayden würde nicht im Traum daran denken, sich so zu benehmen.“
„Und er würde auch nicht im Traum daran denken, Sie selbst zu befreien“, meinte Jed und hob Ali sanft vom Schleppgestell.
„Sie Bastard!“, fauchte Victoria leise. Sie schaffte es, den Sattelgurt zu lösen, und schwankte dann unter dem Gewicht des Sattels.
„Ts, ts!“, machte Jed. „Wir hatten uns doch auf Mr. Kinkaid oder auf Jed geeinigt. ‚Bastard‘ stand nicht zur Auswahl.“ Er füllte eine Wasserflasche für Ali. „Wirklich, Vicky, das war wenig damenhaft. Ich muss mich doch sehr wundern.“
„Wenn ich noch länger mit Ihnen zusammen bin, vergesse ich alles, was ich einmal über damenhaftes Benehmen gelernt habe“, gab Victoria zurück. Sie war wütend auf sich selbst, weil dieser Mensch sie so weit brachte, dass sie ständig die Fassung verlor und ihre gute Erziehung vergaß.
„Das könnte überaus reizvoll werden“, meinte Jed frech grinsend und gab Ali die Wasserflasche.
„Solche schlüpfrigen Andeutungen sind einfach empörend!“, schimpfte Victoria. „So etwas würde Hayden nie sagen.“
„Nein? Weshalb wollen Sie ihn denn dann heiraten?“
Die Stute, deren Maul noch im Wasserbehälter steckte, nieste in diesem Moment und besprühte die junge Dame von oben bis unten mit der übel riechenden Flüssigkeit. Victoria schrie auf, und Kinkaid lachte laut. Zum ersten Mal seit der Flucht aus Khartum hatte er wirklich gute Laune.
8. KAPITEL
Jed rieb sein sowie Alis Pferd ab und versorgte dann die Wunde des Ägypters, die nicht so schlimm aussah, wie er gefürchtet hatte. Trotzdem war er der Meinung, Ali sollte sich noch
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