HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
die Waffe auf seinen Schoß. „Ich rufe dich nach einer Weile, damit du mir Gesellschaft leistest. In Ordnung, O’Rourke?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beugte er sich vor und drehte den Docht der Lampe so weit nach unten, dass sie nur noch einen schwachen Lichtschein von sich gab.
Lilly war froh darüber. Auf diese Weise konnte Deegan ihr Gesicht kaum erkennen. Was würde er sonst sehen? Eine Frau, die Angst davor hatte, das Bett mit einem Mann zu teilen, den sie kaum kannte? Oder eine Frau, die fest entschlossen war, eine Gelegenheit, die sich ihr bot, zu nutzen? So fühlte sie sich auf jeden Fall.
Sie ging ins Schlafzimmer und zwang sich dazu, so natürlich und gelassen zu wirken, wie sie nur konnte. Nachdem sie ihre Mütze abgenommen hatte, fiel ihr das Haar offen über die Schultern. Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die Locken, um sie sich dann aus dem Gesicht zu streichen.
„Könntest du die Tür schließen, Deegan?“, fragte sie unschuldig. Zumindest hoffte sie bei dieser Bitte wie eine unschuldige Jungfer zu klingen und nicht wie eine gewissenlose Verführerin. „Ich bin daran gewöhnt, im Dunkeln zu schlafen.“
Er stand mitten im Zimmer, ohne sich zu bewegen, und blickte sie an. Ein wenig schien der Mond herein und tauchte den Raum in ein silbernes Licht. Lilly zog die Jacke aus und ließ sie sich über Schultern und Arme hinabgleiten. Als Deegan nicht antwortete, warf sie einen raschen Blick auf ihn.
Er hatte die Tür noch immer nicht geschlossen. Stattdessen stand er mit dem Rücken zur Schwelle, und sein Gesicht war in Schatten getaucht. Die Lampe hinter ihm ließ seine hellbraunen Locken geheimnisvoll schimmern, während die Silbernieten auf seiner Weste das Licht fingen und wie kleine Sterne funkelten.
Ihr Herz klopfte so rasch, dass sie sich dazu zwingen musste, ihm wieder den Rücken zuzukehren. Sie hängte die geliehene Jacke über eine Stuhllehne. „Bitte, Deegan?“, bat sie ihn noch einmal leise. Dann öffnete sie den obersten Knopf ihres Hemds, als ob das der natürlichste Vorgang der Welt wäre. Dabei hoffte sie inständig, dass er nicht sah, wie sehr ihre Hände zitterten.
Lilly spürte, dass Deegan den Blick nun auf ihren entblößten Hals richtete. Obgleich sie alles versuchte, gelassen zu wirken, stieg ihr doch die Schamesröte in die Wangen.
„Natürlich“, sagte Deegan, dessen Stimme rauer als sonst klang. Leise schloss er die Tür. Das Einschnappen des Schlosses klang ungewöhnlich laut in der Stille, die sie umgab.
Lilly nahm all ihren Mut zusammen und stellte einen Fuß auf den Stuhl, um ihren Stiefel aufzuschnüren. Sie wusste sehr wohl, dass der Stoff der Hose ihren Hüftschwung deutlich zur Geltung brachte. Würde Deegan sie hübsch genug finden? Würde er es überhaupt bemerken? „Glaubst du wirklich, dass wir uns heute Nacht in Gefahr befinden?“, fragte sie unschuldig, als ob sie sich nicht bewusst wäre, dass die wahre Gefahr in ihrer Verführung lag. Wenn es ihr nicht gelang, würde ihr Stolz für immer geknickt sein. Sollte sie jedoch Erfolg haben, wollte sie Deegan ihr ganzes Herz und ihre ganze Seele schenken.
Er näherte sich dem Bett so langsam, als ob er sich dazu zwingen müsste. Dann fing er an, auf der anderen Seite die Überdecke von der Matratze zu ziehen. „Eigentlich nicht“, gab er zu, während er die Decke zusammengeknüllt auf die Mitte des Bettes warf. „Es kann aber nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen.“
Lilly fragte sich, ob er von der Barriere sprach, die sie vorsichtshalber aufbauen sollten, oder von der Tatsache, dass Finley im Zimmer neben ihnen Wache hielt.
„Auf welcher Seite möchtest du schlafen?“, fragte er.
„Auf welcher würdest du dich wohler fühlen?“, entgegnete sie. „Ich meine, damit deine Wunde nicht scheuert.“
Mit dem Rücken zu ihr zog sich Deegan die Lederweste aus und warf sie in eine Ecke. „Es ist doch nur ein Kratzer“, wiederholte er noch einmal. „Ich bemerke es kaum noch.“
Das war eine offensichtliche Lüge. Sie hatte genau gesehen, wie er das verletzte Bein ein wenig nachgezogen hatte, als er ins Zimmer getreten war.
„Also gut.“ Lilly stellte die Stiefel unter das Bett und klopfte sich das Federkissen auf ihrer Seite auf.
Deegan tat es ihr nach und legte sich dann in ganzer Länge auf das makellos weiße Betttuch. Mit einem Arm verdeckte er die Augen, als ob er das wenige Licht, das noch im Zimmer war, nicht ertragen könnte. „Gute Nacht,
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