HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Lilly“, sagte er.
Gute Nacht? Es würde keineswegs eine gute Nacht werden, wenn er sich so zu verhalten gedachte.
„Willst du nicht deine Stiefel ausziehen?“
„Nein“, antwortete er kurz angebunden. „Ich will jederzeit bereit sein, falls etwas geschieht.“
„Oh!“, sagte sie. „Vielleicht sollte ich meine auch wieder anziehen.“
„Ganz wie du willst“, meinte er ein wenig mürrisch.
Lilly fasste wegen seiner offensichtlichen Verwirrung wieder Mut. Sie stieg auf das Bett, kniete sich hin und begann sich mit den Fingern durch das Haar zu fahren, um es sich für die Nacht zu flechten. „Deegan?“
Obgleich er nicht antwortete, sah sie, wie er den Arm beiseiteschob. Er beobachtete sie.
„Glaubst du, dass morgen alles gut werden wird?“, fragte sie leise. „Denkst du, Mr. Finley weiß vielleicht, wen Belle erkannt hat?“
„Ja“, antwortete er kurz angebunden. „Jetzt leg dich aber hin, und versuche zu schlafen.“
Anscheinend machte sie etwas falsch. Aber was? Noch nie zuvor hatte sie sich überlegt, wie man einen Mann verführen konnte. Versucht hatte sie es schon gar nicht. Vielleicht sollte sie es aufgeben und sich eingestehen, dass ihr die natürliche Sinnlichkeit, die andere Frauen zu besitzen schienen, völlig fehlte. Manchmal grüßte zwar ein Gentleman sie höflich auf der Straße, doch niemals warf man ihr lustvolle Blicke zu, wenn sie vorüberging.
Sie hörte auf, sich das Haar zu flechten. „Hat Mr. Finley dann diesen ganzen Zirkus mit der Fotografie nur veranstaltet, um mir einen Gefallen zu tun?“
„Nicht unbedingt. Vertrau ihm, meine Liebe. Er weiß schon, was er tut“, meinte Deegan, dessen Stimme nun wieder gelassener und zärtlicher klang. Das ließ sie von Neuem Mut schöpfen. Es freute sie auch, dass er sie „meine Liebe“ genannt hatte. War es ihm überhaupt aufgefallen?
Lilly entschied sich, es doch zu versuchen. Sie begann, langsam die restlichen Hemdknöpfe zu öffnen.
Deegan setzte sich hastig auf. „Was tust du da?“, flüsterte er heiser.
„Ich ziehe mich aus.“ Lilly hoffte, dass ihre Stimme nicht so atemlos klang, wie sie sich fühlte.
Er schluckte hörbar. „Tu das nicht.“
„Du sagtest, ich solle das machen, was ich wolle“, erinnerte sie ihn.
„Das bezog sich aber auf deine Schuhe, Lilly.“
Sie beugte den Kopf, als ob sie sich ganz auf das Aufknöpfen konzentrieren würde. „Ich kann nicht in meinem Korsett schlafen, Deegan. Das ist zu unbequem.“
„Dein Korsett?“ Seine Worte waren kaum mehr zu hören.
„Ja. Ich habe nur die äußere Kleidung bei den Abbots gewechselt. Schließlich konnte ich mir nicht noch mehr leihen.“ Ein weiterer Knopf war offen, und eifrig machte sie sich an den nächsten.
Deegan nahm ihre Hände und hielt sie fest. „Du spielst mit dem Feuer, Lilly.“
Sie sah ihn an. „Tue ich das, Deegan?“
Er konnte kaum mehr an sich halten. Sie war so unschuldig und ahnte ja gar nicht, wie ihre Handlungsweise sein Blut in Wallung brachte. Und dennoch schien sie genau zu wissen, was sie tat. Sie war dabei, ihm das größte Geschenk darzubieten, das eine Frau einem Mann machen konnte – sich selbst.
Bestimmt würde sie es später bereuen. Auch er würde es später bereuen. Aber es wäre noch schlimmer für ihn, dieses Geschenk nicht anzunehmen. Deegan schaute Lilly eine Weile an und ließ dann ihre Hände los. Sanft strich er ihr über das Haar. Es fühlte sich so weich und sinnlich wie Seide an. Ihr Duft verzauberte ihn, und der Anblick, der sich ihm bot, raubte ihm den Atem. Ihr Hemd stand offen und gestattete ihm einen verführerischen Blick auf ihre elfenbeinfarbene Haut und ein spitzenumsäumtes Korsett. Die sanften Hügel ihrer Brüste wurden dadurch nach oben geschoben und bildeten ein kleines Tal, über das er am liebsten gestrichen hätte.
Er konnte sie nicht zurückweisen. Es war ihm einfach nicht möglich. „Zum Teufel“, flüsterte er, ehe er sich dem Verlangen hingab, sie endlich zu küssen.
Sie schmeckte nach gesüßtem Kaffee und nach verbotenen Früchten. Sie schmeckte nach all dem, was er immer erträumt und sich nie auszumalen gewagt hatte. Sie war wie ein Feuer, das seine Entschlusskraft zum Einstürzen brachte und die Leidenschaft in ihm so heftig lodern ließ, dass er sich kaum selbst wiedererkannte.
Lilly hatte den Anfang gemacht, doch nun setzte er es fort. Er riss ihr die noch geschlossenen Knöpfe auf und drückte heiße Küsse auf ihren nach hinten gebogenen Hals, bis er zu der
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