HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
zufrieden mit meinem Aussehen, was ein glücklicher Umstand ist, da ich so viele gut aussehende Herren bei mir begrüßen darf“, stimmte Hannah zu und lächelte. Sie warf Finley einen besonders schalkhaften Blick zu und sah sehr zufrieden aus, als er vor Freude rot wurde. „Kennen Sie bereits Mr. Finley, Miss Lilly?“, fragte sie. Deegan stellte rasch den Detektiv vor. Als Lilly erfuhr, dass er ein Agent der „Pinkerton Agency“ war, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung. Doch sie stellte keine Fragen. Seine Anwesenheit bewirkte auch nicht, dass sie weniger unruhig war. Wahrscheinlich würde sie erst zur Ruhe kommen, wenn Severn und sein Auftraggeber hinter Schloss und Riegel saßen.
„Sie wollten uns etwas erzählen, nicht wahr?“, fragte Hannah. „Warum tun Sie das nicht, während ich allen Kaffee bringe?“
Deegan ließ Lilly auf einem Sessel Platz nehmen und zog dann einen Stuhl heran, um sich neben sie zu setzen. Pierce und Finley ließen sich ebenfalls nieder und schauten Lilly erwartungsvoll an.
Als sie aufstand und wieder versuchte, etwas aus der inneren Manteltasche zu holen, legte Deegan seine Hand auf die ihre. „Warte noch einen Moment, Liebling“, sagte er. „Ich möchte erst Finley einige Fragen stellen.“
Der Detektiv runzelte die Stirn. „Du weißt doch, dass ich nichts von dem Fall erzählen darf, an dem ich gerade arbeite. Das habe ich dir doch schon gesagt, Galloway.“
„Ursprünglich hatte ich ja vermutet, du wüsstest etwas über die Männer, die ich in Verdacht hatte“, erklärte Deegan. „Ich nahm an, dass dein Auftrag nichts mit Belle Taubers Tod zu tun hat und du mir deshalb freiwillig ein paar Dinge über sie erzählt hast. Doch jetzt nehme ich das nicht mehr an.“
Finley hatte wieder seine undurchdringliche Miene aufgesetzt. Man konnte nicht sagen, ob er überrascht war oder nicht. Er sah nur höflich auf die Anwesenden und schwieg.
„Ich glaube, dass du hinter dem gleichen Mann her bist wie wir“, fuhr Deegan fort. „Als ich dich zu den Männern befragte, wusstest du bereits, dass weder Farlong noch der Reverend mit dem Mord in Zusammenhang stehen.“
„Farlong!“, rief Pierce. „Der Bankier?“
„Ich hatte auch Mr. Isham in Verdacht“, mischte Lilly sich ein. „Aber er kann nichts damit zu tun haben. Er tut so viel Gutes.“
Hannah stellte sich neben Deegan. Ehe sie ihm eine Tasse Kaffee reichte, legte sie eine Hand auf seine Schulter. „Gerade deshalb haben wir ihn auch verdächtigt, nicht wahr, Digger?“
„Ja“, gab er leise zu.
Hannah seufzte. „Du musst endlich loslassen, mein Lieber. Lass Bridget ruhen.“
Als er nicht antwortete, kehrte sie zum Herd zurück.
„Wieso nimmst du an, dass wir das gleiche Ziel verfolgen?“, wollte Finley wissen.
Deegan lächelte. „Aus reiner Verzweiflung. Miss Renfrew wurde heute auf offener Straße entführt. Es war Zufall, dass ich mich gerade in der Nähe befand und der Kutsche, in die sie gezerrt wurde, folgen konnte. Als die Männer anhielten, befanden wir uns in Chinatown, ganz in der Nähe einer der Opiumhöhlen für die Asiaten.“
Finley blickte ihn nachdenklich an. „Du nimmst also nicht an, dass sie Miss Renfrew umzubringen gedachten?“
„Natürlich wollten sie das“, warf Lilly ein. „Sie haben schließlich auf mich geschossen, als wir flohen.“
„Aber sie haben Deegan getroffen“, stellte Pierce fest.
„Doch nur, weil er zwischen mich und die Kugel trat“, sagte sie.
„Ich habe mich wieder einmal als ein öffentliches Ärgernis erwiesen“, gab Deegan bescheiden zu.
„Als Galloway oder als Digger O’Rourke?“, fragte Finley.
Deegan warf einen kurzen Blick auf Lilly, um zu sehen, ob sie überrascht wirkte. Er hatte ihr schließlich bisher noch nichts von seiner Vergangenheit und seinem anrüchigen zweiten Ich erzählt. Sie hatten noch keine Zeit und auch keine Veranlassung dafür gehabt. Er wollte ihr Leben als der Gentleman Deegan Galloway verlassen. Es war bereits genug, dass sie ihn dafür hassen würde, ohne dass es nötig war, auch noch Digger O’Rourkes zweifelhafte Vergangenheit mit ins Spiel zu bringen.
„Hague Pickering hat mich niedergeschossen“, sagte er. „Den Kerl, den ich erwischt habe, und den anderen, den Lilly außer Gefecht gesetzt hat, kannte ich nicht.“
Finley sah Lilly mit großem Respekt an. „Gut gemacht, Miss Renfrew. Ich glaube, ich habe den Burschen heute Abend in einem der Saloons zusammen mit Pickering gesehen. Sein Aussehen
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