HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
wurde durch Sie nicht gerade verbessert.“
Lilly hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als sie von Deegans zweiter Identität erfahren hatte. Doch jetzt vermochte sie ein stolzes Lächeln nicht zu unterdrücken. „Danke, Mr. Finley“, sagte sie und errötete vor Freude.
„Bedeutet das, der Mann, der für Belles Tod verantwortlich ist, weiß gar nicht, ob Lilly nun seine Identität kennt oder nicht?“, fragte Hannah und ließ sich auf einem Stuhl neben Finley nieder.
„Wenn ich seinen Namen wüsste, hätte ich ihn dem Constabler genannt“, sagte Lilly. „Es muss ihm doch klar sein, dass ich ihn nicht kenne.“
„Er weiß,dass du keinen Namen genannt hast“,erwiderte Deegan. „Die Frage ist nun, ob er annimmt, dass du ihn verschwiegen hast, um ihn wie Belle zu erpressen, oder weil du denkst, niemand würde deinen Anschuldigungen Glauben schenken.“
„Oder“, schlug Finley vor, „weil Sie ihn persönlich kennen?“
Deegan blickte den Detektiv einen Moment verständnislos an. Ohne das Siegel der Verschwiegenheit zu brechen, hatte Magnus Finley jenen Hinweis gegeben, den er bisher übersehen hatte. Jenen Hinweis, der die ganze Zeit in seinem Hinterkopf gelauert hatte. Wenn er nun noch eine Möglichkeit fände, seinen Verdacht zu bestätigen …
„Das ist doch lächerlich“, meinte Lilly. „Ich kenne niemanden außer Mr. Abbot, der zur höheren Gesellschaft gehört. Und auch ihn habe ich erst vor ein paar Tagen kennengelernt.“
Pierce nippte an seinem Kaffee. „Das stimmt. Und da ich weiß, dass ich nichts verbrochen habe, brauchen wir einen anderen Namen. Vielleicht gibt uns die Fotografie, die Sie mitgebracht haben, einen Hinweis.“
„Ach ja“, erwiderte Lilly eifrig und suchte noch einmal in ihren Taschen danach. Als sie das Bild schließlich herauszog, waren bereits die oberen Ecken umgeknickt. „Wie ich schon Mr. Abbot und seinen Eltern erzählt habe, glaubte ich, diesen Mann namens Severn schon einmal gesehen zu haben. Als ich nun meine Sammlung von Abzügen durchging, entdeckte ich dieses Bild. Es wurde während eines Picknicks, das der ‚San Francisco Stand‘ vor etwa einem Jahr veranstaltet hat, aufgenommen. Da nur Angestellte der Zeitung und ihre Familien anwesend waren, muss Severn irgendwie dazugehört haben.“
Finley beugte sich über die Fotografie. „Kennen Sie zufällig einen der Namen der anderen Gentlemen, Miss?“
Lilly runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht“, sagte sie. „Ich könnte es einmal versuchen.“
„Ausgezeichnet“, verkündete der Detektiv.
Während Lilly sich jedes Gesicht genau ansah, zog Deegan seinen Freund Pierce zur Seite. „Ist euch jemand gefolgt?“
„Nur meine eigenen Männer. Ich dachte, sie könnten euch nützlich sein“, erwiderte er. „Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn Lilly heute Nacht noch nach Hause zurückkehrt. Vielleicht kann sie ihrer Familie eine Nachricht zukommen lassen, um sie nicht zu beunruhigen. Wir könnten den Brief dann heimlich abgeben.“
Deegan nickte. „Ich bin dir für deine Hilfe dankbar, Pierce.“
Abbot beobachtete Lilly und lächelte. „Sie ist ein entzückendes Mädchen, nicht wahr?“
„Ich würde sie nicht gegen alles Gold der Welt eintauschen“, erklärte Deegan.
„Nein?“, fragte Pierce. „Wie schade, dass sie selbst kaum etwas zu besitzen scheint.“ Er schwieg einen Moment. „Aber es ist ganz gleich, ob sie etwas hat oder nicht, stimmt’s?“
Wenn man bedachte, dass Deegan sich einmal bei Pierce beliebt gemacht hatte, nur um seine Schwester kennenzulernen und sie wegen ihres Vermögens zu heiraten, empfand er es nun als sehr beschämend, dass sein Freund seine damaligen wahren Absichten so genau durchschaut hatte.
Er holte tief Luft. „Die Ironie des Schicksals, nicht wahr?“, sagte er.
Pierce lächelte. „Auf die kann man sich immer verlassen. Natürlich verdienst du Lilly überhaupt nicht.“
„Natürlich nicht.“
Lilly trank ihren Kaffee und runzelte angestrengt die Stirn, während sie nachdachte.
„Wenn mir etwas zustößt …“, begann Deegan.
„Werde ich auf sie aufpassen“, versicherte Pierce. „Aber erwarte nichts weiter. Lilly ist viel zu gut für uns beide. Außerdem findet sie mich kein bisschen anziehend.“
Deegan wusste zwar, dass es lächerlich war, sich über diese beiläufige Äußerung zu freuen, aber er war einfach nicht dagegen gefeit. Ihm gefiel die Vorstellung, dass Lilly ihn einem gut aussehenden und wohlhabenden Mann wie Pierce vorzog.
Weitere Kostenlose Bücher