HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
dieser Gedanke machte ihr Kummer. Leise sagte sie: „Habe ich etwas getan …“
„Nein, Kathryn“, antwortete Wolf sanft, denn er wollte sie nicht noch mehr verletzen mit seiner rüden Art. „Kommt. Ich bringe Euch zu Eurem Gemach.“
„Vielleicht brauche ich Eure Hilfe gar nicht.“ Kathryn erhob sich, ein wenig unsicher auf den Beinen, und ging auf die Tür zu. Wenn er wieder barsch mit ihr sein wollte, sah sie auch keine Veranlassung, die Formen der Höflichkeit zu beachten, die besagten, dass er sie begleiten und ihr, wenn nötig, helfen sollte. Weder brauchte sie ihn, noch wollte sie ihn, noch …
„Nun dann. Ich werde einfach neben Euch hergehen, da ich ohnedies denselben Weg habe.“
„Bemüht Euch nicht um mich, Gerhart“, sagte sie, während sie den Gang entlangwankte. „Ich bin sehr wohl in der Lage …“
Sie stolperte, und er umfing ihre Taille, um zu verhindern, dass sie auf den Boden stürzte.
Ein Gefühl des Versagens wallte in ihr auf, und heiße Tränen drohten ihre Wangen hinunterzulaufen, als Wolf sie plötzlich zu sich herumdrehte und den Mund auf ihren presste. Er öffnete ihre Lippen, und Kathryn wurde, als seine Zunge auf ihre traf, von einem heißen Verlangen erfasst, das so überwältigend war, dass ihr die Knie nachgaben. Sie wäre sicherlich gefallen, hätte er sie nicht so heftig an sich gedrückt.
Er zog sie noch fester an sich, sodass er ihre weichen Formen an seinem festen Körper spürte, während sie die Arme hob und um seinen Nacken legte. Bereitwillig bot sie ihm die Lippen, außerstande, ihr heftiges Begehren nach ihm noch länger zu unterdrücken. Schon zwei Mal zuvor hatte er sie geküsst, doch seine Wirkung auf sie war diesmal noch verheerender. Sie erzitterte. Sie brannte vor Begierde; einer Begierde, die stetig wuchs und sie schier zu verzehren drohte. Als Wolfs Mund nun von ihrem Besitz ergriff, wusste Kathryn, dass sie ihn wollte. Ganz.
Er ließ die Hände zu ihren Brüsten gleiten, strich sanft mit den Daumen über die harten Spitzen, bis sie sich erregt aufrichteten.
Es war ihm klar, dass er damit aufhören musste. Er kostete ihre unvorstellbare Süße und wurde von heftiger Begierde erfasst, als sie sich verlangend an ihn drängte. Sie würde ihn noch verrückt machen, so sehr begehrte er sie, doch er durfte sie nicht besitzen. Sie war des Königs Mündel. Er sollte sie beschützen und nicht verführen. Das konnte er nicht, nicht wenn Rupert und König Heinrich auf sie warteten, nicht wenn er sich geschworen hatte, ihr fern zu bleiben. Er musste an Kathryn und ihr Wohlergehen denken. Und an Windermere.
Und da war ja auch noch seine unausgesprochene Verpflichtung Annegret gegenüber …
Wolf machte sich los. Kathryns Mund war von seinen Küssen leicht geschwollen, und er wollte Kathryn zum Feuer zurücktragen und sie lieben. Doch konnte daraus nichts Gutes entstehen. Es war deutlich in ihren Augen zu lesen, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Er musste dem ein Ende bereiten, ein für alle Mal.
Wolf holte tief Luft und setzte ein verwegenes Grinsen auf, um seine wahren Gefühle zu verbergen. Dann hob er ihre Hand an die Lippen und küsste sie. „Ich … habe keine vernünftige Entschuldigung für mein rohes Verhalten heute Nacht, Grünschnabel. Ich nehme an, ich habe schon so lange kein Weib mehr besessen …“
Entsetzt von seinen brutalen Worten, schlug sie ihm hart ins Gesicht, drehte sich um und eilte den Flur entlang, so schnell sie nur konnte. Als sie die Tür zu ihrem Gemach erreicht hatte, hielt sie kurz inne, um einen Schluchzer zu ersticken, und trat dann schnell ein.
9. KAPITEL
Nachdem Kathryn sich bitterlich in den Schlaf geweint hatte, verbrachte sie den folgenden Tag mit Lady Mary Beauchamp. Wolf sah sie nur einmal kurz, als sie mit der Marchioness of Kendal in der Halle das Frühstück einnahm. Kathryn gab sich sehr zurückhaltend, weigerte sich, ihn anzublicken, und schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit Lady Mary.
Wolf hatte sich schon seit Jahren nicht mehr so elend gefühlt. Kathryn Somers war die begehrenswerteste Frau, die er jemals getroffen hatte. Sie hatte seinen Kuss mit einer feurigen Leidenschaft erwidert, die ihn an die goldhaarige Schöne am See erinnerte. Nur war Kathryn wirklicher, sie war aus Fleisch und Blut, hatte eine Seele und ein Herz. Er musste sich eingestehen, dass ihre ungestüme Heftigkeit ihn sonderbar anzog. Und er begehrte sie immer noch.
Es schmerzte ihn, sie so unglücklich mit Lady Kendal am Tisch
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