HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
geleitete.
„Ihr habt außerdem auch noch eine frischvermählte Ehefrau, um die ihr Euch kümmern müsst.“ Er umarmte Kathryn leicht. „Gehabt Euch wohl. Ihr werdet von mir aus Paris hören. Und selbstverständlich wünsche ich, über die Lage mit Philip Colston unterrichtet zu werden.“
Nicholas und Chester kamen zurück, nachdem Heinrich gegangen war. Sie unterhielten sich mit Wolf über Windermere und darüber, was möglicherweise mit Philip geschehen sein konnte. Sie äußerten auch einige Vermutungen über Hugh Dryden, der noch vor der Hochzeit nach Windermere geschickt worden war, und fragten sich, ob er über Philips Aufenthaltsort Bescheid wusste.
Während die Männer miteinander sprachen, zerbrach sich Kathryn den Kopf, was Wolfs Bitte an den König wohl gewesen sein mochte. Heinrich hatte darauf bestanden, dass Wolf den Norden sichern und für geordnete Zustände in Windermere sorgen sollte. Bedeutete das vielleicht, dass Wolf gar nicht die Absicht gehabt hatte, sich um Windermere und den ganzen Rest zu kümmern? Hatte er vorgehabt, irgendwo anders hin als zu seinen Besitztümern zu gehen, fort von ihr? Immerhin hatte Heinrich Wolf deutlich darauf hingewiesen, dass er nun eine Ehefrau hatte, auf die er achten musste, oder etwa nicht?
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als die Erkenntnis sie durchzuckte. Wolf hatte darum gebeten, den König nach Frankreich begleiten zu dürfen. Ohne sie.
„Philip muss Freunde haben …“
„Es gibt ausreichend Möglichkeiten, sich zu verstecken …“
„Einige von uns könnten unbemerkt …“
„Wir müssen Hugh aufsuchen …“
Die Unterhaltung ging weiter, doch Kathryn hörte nichts mehr davon. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie den Smaragdring an ihrem Finger drehte. Sie gab die Hoffnung auf, jemals mit Wolf zurechtzukommen. Er wollte von ihr fort. Er konnte es nicht ertragen, in ihrer Nähe zu sein. Nur der Befehl des Königs hielt ihn an ihrer Seite. Was sollte sie tun? Vielleicht wäre eine Ehe mit Rupert doch besser gewesen als diese – wenigstens verabscheute Rupert ihre Gesellschaft nicht.
„Wir werden in fünf Tagen nach Windermere aufbrechen“, entschied Wolf. „Bis dahin wird es mir möglich sein, auf einem Pferd zu sitzen. In der Zwischenzeit sollen vier oder fünf Männer vorausreiten. Sie können sich mit Hugh treffen, die Nachbarschaft durchkämmen, sich in der Stadt umhören, Gerüchten nachgehen …“
14. KAPITEL
Ende Juni 1421
Von Wolfs Verletzung am Oberschenkel war nur noch eine leuchtend rote Narbe zu sehen, doch die Wunde an seiner Brust musste immer noch verbunden werden, besonders bevor sie losritten. Ein Trupp Männer begleitete sie auf ihrer Reise, ebenso der Kern der Gruppe um Wolf. Die meisten von ihnen waren vom König reich mit Ländereien und Besitztümern für ihre Dienste in Frankreich belohnt worden, blieben Wolf dennoch treu ergeben und wollten zuerst dafür sorgen, dass er sich in Windermere einrichtete, bevor sie sich trennten und auf ihre jeweiligen Belohnungen Anspruch erhoben. Keiner von ihnen konnte Ruhe finden, solange Philip Colston noch auf freiem Fuß war.
Mit gemischten Gefühlen bereitete Kathryn sich darauf vor, Westminster zu verlassen. Es gab nichts mehr, was sie noch in London kaufen wollte. Sie hatte schon mit Ruperts Hilfe die Kunsthandwerker ausfindig gemacht, die den einen Gegenstand fertigen konnten, den sie zu erwerben wünschte – ihr Hochzeitsgeschenk für Wolf. Doch als Wolf vom Fieber geschüttelt wurde, hatte sie beinahe gezweifelt, dass sie die Möglichkeit haben würde, ihm das kostbare Päckchen zu geben.
Bis zum Tag ihrer Abreise war es Wolf schon wieder möglich, ohne ein merkliches Humpeln zu gehen. Doch Kathryn sah, dass es ihm immer noch einiges Ungemach bereitete, wenn er seinen Oberkörper bewegte. Deshalb fragte sie sich, ob es vernünftig war, dass er den ganzen Tag im Sattel saß. Sie hatte befohlen, ihre Stute aus Windermere zu satteln, doch bevor sie aufsitzen konnte, hörte sie Wolfs Stimme.
„Nicholas wird dir in den Sattel helfen, Kathryn“, rief er, als er auf sie zuritt. „Du reitest mit mir.“
„Aber deine Wunde …“
„Die macht mir nicht genug Beschwerden, als dass ich durch das langsame Tempo deiner hübschen Stute aufgehalten werden möchte.“ Sein Ton war rau. „Unsere Reise nach Windermere wird ohnehin schon sechs Tage dauern. Ich will nicht noch länger brauchen.“
Und so musste sich Kathryn vor ihren Gemahl setzen, als sie
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