HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
auch gepflegt?“
Sie zögerte zu antworten.
„Deine Frau ist der Grund, warum du noch lebst, Wolf“, sagte Nicholas.
Wolf und Kathryn blieben in den Blick des anderen versunken, wodurch sich ihr Blut erhitzte und schneller in ihren Adern pulsierte. Schließlich brach Wolf das Schweigen. „Dann hast du also die Absicht, mich verhungern zu lassen?“
„Dich verhungern lassen?“ Kathryn kehrte in die Wirklichkeit zurück. „Natürlich nicht. Bist du hungrig?“
„So hungrig wie ein Wolf.“
„Nicholas“, sagte Kathryn, „würdet Ihr Euch darum kümmern? Ich bin sicher, dass Ihr irgendwo in Westminster etwas Essbares für einen kranken Mann finden werdet.“
„Nein“, sagte Wolf schwach. „Bring mir etwas Anständiges zu essen – nicht irgend so einen Brei für …“ Doch Nicholas hatte bereits den Raum verlassen.
Zwei Tage vergingen, in denen Wolf langsam seine Kräfte zurückerlangte. Seine ihm auferlegte Untätigkeit verdross ihn jedoch so sehr, dass er Kathryn und die Männer, die sich um ihn kümmerten, ungerecht behandelte. Kathryn wollte sich sein verletzendes Benehmen nicht zu Herzen nehmen und versuchte, sich die wenigen zärtlichen Worte ins Gedächtnis zurückzurufen, die er in seinem schlimmsten Fieberrausch gesprochen hatte.
Sie war sicher, dass sie miteinander auskommen würden, sobald es ihm wieder gut ginge. Er würde endlich bemerken, was sie für ihn empfand, und sie zumindest als seine Ehefrau annehmen, ungeachtet ihrer Herkunft.
Wolf hatte jedoch auch weiterhin seine Zweifel. Alles, was während seines fiebrigen Zustandes geschehen war, erschien ihm wie ein undeutlicher Traum. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Erinnerungen trauen konnte. Hatte sie wirklich zu Rupert Aires gesagt, dass ihre Heirat mit Wolf ihre freie Entscheidung gewesen war? Wie konnte er sicher sein, dass er diese Worte nicht nur im Traum gehört hatte, dass Kathryns Tränen und zärtliche Pflege nicht nur Vorspiegelungen seines Deliriums waren? Er glaubte sogar gespürt zu haben, wie sie sich im Bett an ihn geschmiegt hatte in den Nächten, als er krank gewesen war, obwohl sie jetzt immer im Nebenraum verschwand, sobald die Nacht hereinbrach. Verschwommene Erinnerungen an ihre sanften Hände, die ihn berührten, untersuchten und heilten, tauchten in seinem Kopf auf. War es Wunschdenken oder Wirklichkeit?
Auch hatte er Visionen von seinem Vater und Bruder gehabt, wie sie auf der Reise nach Bremen gemeuchelt worden waren; wie er später seiner Mutter vorgeführt wurde, nachdem er geheilt war; die abwesend starrenden grauen Augen seiner Mutter, als er auf ihrem Schoß geweint hatte. All dies war ihm sehr wirklich erschienen.
Einen Tag, bevor der König und die Königin wieder von England aus nach Frankreich aufbrachen, stattete Heinrich Wolf einen Besuch ab. Da ihm Lord Blackmore versichert hatte, dass der Gesundheitszustand des Duke sich täglich verbesserte, entschloss sich der König, Wolf von allem, was seit dem Angriff geschehen war, in Kenntnis zu setzen. Als er Wolf und Kathryn allein in ihren Gemächern antraf, schickte er seine Diener und Begleiter fort, um ungestört mit seiner Schwester und ihrem Ehemann sprechen zu können.
„Wir wissen nun, dass der Überfall in der Nacht Eurer Eheschließung von den Lollarden verübt worden ist“, sagte der König. „Es bestehen allerdings Zweifel, ob sie vorhatten, mich zu töten oder nicht. Mag sein, dass die Heftigkeit unserer Gegenwehr sie völlig überrascht hat und sie sich dazu gezwungen sahen, uns ebenso grausam zu bekämpfen.“
„Aber …“, hob Kathryn an, ihren Bruder zu fragen, wurde dann aber von ihm mit einer Geste zum Schweigen gebracht und musste sich gedulden.
„Nichtsdestotrotz sind alle umgekommen und ihre Leichen weggebracht worden. Man weiß inzwischen, wer sie waren. Niemand darf jemals von diesem Überfall erfahren, damit der Sache der Lollarden und ihren Forderungen nicht Vorschub geleistet wird. Weiterhin haben wir auch Maßnahmen ergriffen, um einem solchen Zwischenfall in Zukunft vorzubeugen.“
„Wie haben sie es geschafft, Euch so nahe zu kommen, Sire?“, fragte Wolf.
„Sie haben die Wachen unterlaufen“, antwortete Heinrich. „Wir wissen, wer der Schuldige war, und er ist im Kampf getötet worden. Es verbleiben noch ein oder zwei andere.“ Der König lächelte und tat die Angelegenheit mit einer Handbewegung ab. „Mit denen werden wir uns bald befassen.“
„Den Heiligen sei Dank, dass Königin Catherine
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