HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
in jener Nacht nicht bei Euch war, Euer Majestät“, sagte Kathryn. „Wenn ihr etwas zugestoßen wäre …“
„Wohl wahr“, erwiderte Heinrich ernst. „Bevor ich eine Waffe zu fassen bekam, war auch ich hilflos. Ihr müsst sichergehen, Eurer Gemahlin genug dafür zu danken, dass sie Euch das Leben gerettet hat, Wolf.“ Der König lächelte. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals eine Frau mit solch einem Nachdruck ein Schwert habe führen sehen wie Lady Kathryn an jenem Abend. Ihr wart ein erhebender Anblick, liebe Schwester.“
Wolf zog verwirrt die Brauen hoch, und Kathryn errötete.
„Ich wusste von Eurer Geschicklichkeit mit der Steinschleuder und habe auch von Eurem Können beim Bogenschießen gehört. Nun musste ich feststellen, dass Ihr auch mit einem Schwert umzugehen wisst, das halb so viel wiegt wie Ihr.“
„Sire, ich habe nur getan, was ich für nötig hielt, und war dabei auch noch recht unbeholfen“, sagte sie verschämt. „Ich … ich habe nie wirklich gelernt, ein Schwert zu handhaben“, fügte sie bescheiden hinzu.
„Sei das, wie es sei, wenigstens verdanken wir beide Euch unser Leben, weil Ihr so schnell gehandelt habt. Ich danke Euch.“
Kathryn nahm seinen Dank mit einem Kopfnicken an, obgleich sie sich nicht bewusst war, irgendetwas zur Rettung des Königs beigetragen zu haben. Ihr ganzes Handeln in jener Nacht hatte nur Wolfs Schutz gegolten.
„Die nächsten Neuigkeiten werden Euch nicht gefallen.“ Der König richtete seine Worte an Wolf. „Ich habe es Euren Männern untersagt, davon zu sprechen, bevor es Euch wieder gut ging.“
„Sire?“
„Philip Colston ist verschwunden.“
„Der Earl of Windermere?“, fragte Kathryn.
„Ganz und gar nicht, meine Liebe“, sagte Heinrich, „Eurem Mann gehört jetzt Windermere. Ich habe eine kleine Truppe ausgesandt, um Philip Colston in Gewahrsam nehmen und nach London bringen zu lassen. Die Männer sind vor drei Tagen ohne Philip und Lady Agatha zurückgekehrt.“
„Agatha?“, flüsterte Kathryn.
„Er muss irgendwie davon erfahren haben“, sagte Wolf.
Heinrich nickte. „Sehr wahrscheinlich. Die Diener sind befragt worden, und alle dachten, dass er sich irgendwo in der Burg aufhielte. Niemand wurde von seiner Abreise in Kenntnis gesetzt; dennoch ist er ganz sicher verschwunden.“
„Ich werde ihn finden.“
„Ich bin sehr zuversichtlich, dass Ihr dies schaffen werdet, Wolf“, antwortete Heinrich. „Und wenn Ihr ihn aufspürt, könnt Ihr mit ihm nach Eurem Gutdünken verfahren. Doch bis dahin, passt gut auf Euch auf. Falls Ihr ihn nach London bringt, wird ihm aufgrund der Beweise, die Ihr und der Marquess of Kendal mir vorgelegt habt, der Prozess gemacht. Ich habe meine Meinung in dieser Angelegenheit schriftlich niedergelegt und Philip Colston selbstverständlich auch den Titel entzogen.“
„Ich danke Euch, Sire …“
„Außerdem müsst Ihr wissen, dass Baron Somers’ Gefolgsleute hier waren und von Eurer Hochzeit mit Kathryn erfahren haben“, sprach der König weiter. „Man sagte mir, dass sie schon vor ein paar Tagen nach Somerton zurückgekehrt seien. Ihr solltet also auch von dieser Seite mit möglichen Schwierigkeiten rechnen. Kathryn muss vor ihrem Stiefvater geschützt werden, obwohl der Mann ein Narr wäre, wenn er einen Duke beleidigte, geschweige denn den König. Somers weiß, dass Kathryn in meiner Gunst steht, wie es auch bei meinem Vater der Fall war, der ein- oder zweimal im Jahr einen Mann nach Somerton sandte, um ihre Lage zu beurteilen.“
Wolf nickte. Das würde die regelmäßigen Besuche der Ritter erklären, die sich nach ihrem Befinden erkundigt haben. Doch irgendwie hatten diese Dummköpfe nie das geschundene, misshandelte Kind entdeckt.
„Damit komme ich zum letzten Punkt, den ich mit Euch besprechen will“, unterbrach Heinrich Wolfs Gedankengang. „Was Eure Bitte anbelangt, ist meine Antwort … Nein.“
Kathryn blickte von ihrem Mann zu ihrem Bruder und hatte einige Schwierigkeiten, diesem Teil der Unterhaltung zu folgen. Sie wusste von keiner Bitte.
„Ihr werdet hier in England bleiben und Euch um Philip Colston kümmern, Windermere wieder zu Euer Eigen machen und Euren anderen herzoglichen Pflichten nachgehen.“ Heinrich erhob sich zum Gehen. „Nein, bleibt ruhig sitzen. Lasst Eure Wunden heilen. Wir brauchen Stärke im Norden, Wolf, und ich verlasse mich auf Euch, ein Gutteil dafür zu sorgen.“
Wolf willigte ein, während Kathryn den König zur Tür
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