HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Mahl.
Hingerissen beobachtete Lucien seine Gemahlin. Hatten sie gerade wirklich so ausgelassen miteinander gelacht? Bisher hatte sein Leben lediglich aus einer Reihe meist schmerzhafter Erfahrungen bestanden. Zu keiner Zeit hatte er sich einfach dem Müßiggang hingeben oder seine Tage mit Lachen und Späßen verbringen können. Niemals hätte er gewagt, anderen seine verletzliche Seite zu zeigen. Doch nun war alles anders.
Als Alayna seinen Blick bemerkte und ihm zulächelte, begann das Herz in seiner Brust, schneller zu klopfen. Sie war noch viel schöner, wenn sie glücklich wirkte. Im Augenblick schien sie diese gemeinsamen Stunden ebenso zu genießen wie er selbst. Doch würde die Harmonie dieses verzauberten Ortes andauern? Was war aus ihrem verzweifelten Wunsch geworden, nach London zurückzukehren? Würde sie Lucien immer noch verlassen, falls sich ihr eine Möglichkeit dazu bot?
Da er auf einmal eine quälende Unsicherheit verspürte, streckte er sehnsüchtig die Hand nach ihr aus. Sie kam bereitwillig in seine Arme, und wieder einmal verlor er sich in dem süßen Vergessen, das nur Alayna ihm schenken konnte.
Als sie am nächsten Morgen erwachten, hörten sie nur die Stille des Waldes.
„Der Regen hat aufgehört“, sagte er.
Alayna nickte. Das bedeutete, dass sie nach Gastonbury reiten würden, sobald die Flutwasser zurückgegangen waren. Auch Lucien schien daran zu denken, denn er zog sie enger an sich. „Bist du hungrig?“, fragte er.
„Ein wenig.“
„Ich sollte noch etwas Wild jagen gehen. Es wird nicht lange dauern.“ Er stand auf, doch sie ergriff seine Hand.
„Bleib bei mir“, bat sie errötend. Sofort legte er sich wieder an ihre Seite und zog sie in seine starken Arme.
Auch Alayna fühlte die Zerbrechlichkeit ihres neu gewonnenen Glücks. Lucien schien ein völlig anderer Mann zu sein, und sie selbst hatte endlich diesen falschen Stolz und ihre Starrköpfigkeit vergessen. Würden sich diese Dinge ändern, sobald sie wieder in Gastonbury waren? Oder würden sie schwinden wie ein schöner Traum, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Nacht vertrieben?
Sie brauchte seine Berührungen, seine Küsse, um den nagenden Zweifel aus ihren Gedanken zu verbannen. Mutig schlang sie die Beine um seine Hüften und drängte sich ihm fordernd entgegen. Ohne zu zögern, drang Lucien in sie ein, was ihr einen leisen Schrei entlockte. Aufstöhnend antwortete er ihr mit einem weiteren Stoß, und Alayna warf sich jeder seiner Bewegungen entgegen, bis sie gemeinsam bis zu den höchsten Gipfeln der Lust emporstiegen. Danach klammerten sie sich keuchend aneinander. Keiner von beiden war bereit, den anderen gehen zu lassen.
„Hast du immer noch Hunger?“, fragte er nach einer Weile.
„Ja, ich bin halb verhungert“, sagte sie lachend an seiner Schulter.
„Gut, denn mir geht es ebenso.“ Nachdem er angekleidet war, beugte er sich noch einmal zu einem Kuss zu ihr herab und verließ die Hütte.
Alayna beschloss, sich ebenfalls nützlich zu machen. Vielleicht würde sie im Wald essbare Beeren, Nüsse oder Früchte finden. Sie streifte schnell ihr Kleid über, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung ging, um Lucien bei der Jagd nicht zu stören.
Bald hatte sie einige Haselnüsse gefunden, und zu ihrer Freude entdeckte sie sogar einen Busch voller Brombeeren. Sie hob ihren Rock an und sammelte darin so viele der süßen Früchte, wie sie nur konnte.
Gerade hatte sie sich wieder auf den Weg zur Hütte gemacht, als Lucien aus dem Gebüsch sprang und auf sie zulief. Er packte sie und wirbelte sie herum, sodass sie geradewegs in sein wütendes Gesicht blickte. „Was machst du da?“, fragte er barsch. „Verfolgt dich jemand?“
Alayna starrte ihn verwirrt an. „Nein.“
„Warum, zum Teufel, bist du dann nicht in der Hütte?“
„Ich … habe nach Nüssen und Beeren gesucht“, stammelte sie.
„Ich werde mich um unsere Nahrung kümmern!“, brüllte er. „Was hast du dir nur dabei gedacht, ganz allein im Wald umherzuwandern? Siehst du denn nicht die Gefahr, in die du dich begibst?“
„Es ist doch gar nichts passiert!“
„Und wenn du noch einem Schurken wie John begegnet wärest? Wenn du irgendeinem Raubtier über den Weg gelaufen wärest, das nach seinem Frühstück Ausschau hält?“
„Ich glaube kaum, dass mir die Hasen und Eichhörnchen gefährlich werden könnten. Oder befürchtest du, ein verrückt gewordenes Reh könnte mich angreifen?“
Sein Blick wurde noch finsterer. „Ich
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