HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Verlangen nach Luciens Berührung wurde beinahe übermächtig.
Seufzend schloss sie die Augen. War sie bereits so von lüsternen Vorstellungen beherrscht, dass sie nicht einmal mehr ihren eigenen Körper ansehen konnte, ohne an Lucien zu denken? Wenn sie sich ihm hingab, schien das ihre Begierde nicht zu stillen, sondern nur noch zu verstärken. Nein, es war viel mehr als das. Sie liebte alles an ihm und konnte ihn einfach nicht aus ihrem Kopf vertreiben. Er war ein geheimnisvoller, unbegreiflicher Mann, und sie war besessen von dem Wunsch, ihm nahe zu sein.
Eurice trat zu ihr und begann, ihr das Haar zu waschen. „Du scheinst in Gedanken woanders zu sein, Kind. Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?“
Alayna schlug die Augen nieder, konnte jedoch nicht verhindern, dass eine zarte Röte ihre Wangen überzog. „Es war nicht allzu schlimm.“
Eurice lachte. „Tatsächlich, Liebes?“ Dann lehnte sie sich vor und flüsterte Alayna zu, als ob sie ihr ein Geheimnis anvertrauen wollte: „Du glühst ja förmlich.“
Alayna verdrehte stöhnend die Augen. Eurices Feststellung war ihr peinlich. „Bitte, Amme, quäle mich nicht mit deiner Neugier.“
Eurice setzte sich auf ihre Hacken zurück und lachte vergnügt. Dabei rieb sie sich zufrieden die Hände. „Oh, meine feine und stolze Dame, dann hat sich also alles zum Guten gewendet, nicht wahr? Dein Gemahl hat sich als ein leidenschaftlicher Bursche herausgestellt, der es versteht, dein Verlangen zu befriedigen …“
„Eurice!“, rief Alayna entsetzt. Am liebsten wäre sie ganz in das Badewasser eingetaucht, um dem wissenden Blick ihrer Amme zu entgehen.
Doch Eurice lachte nur noch herzlicher. „Mein liebes Kind, wie oft hast du mich denn geneckt und mit Mädchenstreichen geplagt? Außerdem ist es Balsam für das Herz dieser alten Frau, dich endlich glücklich und zufrieden zu sehen.“
„Ich bin nicht zufrieden. Es ist wahr, dass die gemeinsame Zeit viel dazu beigetragen hat, die Kluft zwischen uns zu überbrücken. Doch nun sind wir zurückgekehrt. Werden wir die Harmonie aufrechterhalten können, oder werden wir uns wie früher benehmen? Das ist es, was mir Sorgen bereitet.“
Eurice strich ihr liebevoll über das Haar. „Ja, ihr beide müsst wirklich noch einiges zwischen euch klären. Doch vergiss nicht, Alayna, dass es nicht nur Lord Lucien ist, der sich um eine Versöhnung bemühen muss.“
Alayna verstand. Dennoch wusste sie nicht, was sie unternehmen sollte. Natürlich würde sie ihr Bestes geben, keinen weiteren Streit entstehen zu lassen, und sie musste seinen Befehlen gehorchen, wie sehr es ihr auch widerstrebte. Vielleicht konnte sie ihm so ihre Liebe beweisen. Aber war das wirklich genug?
Eine der ersten Anweisungen, die Lucien nach seiner Heimkehr erteilte, war, Glenna zu ihm zu bringen. Als niemand sie finden konnte, war ihm dies sogar nicht unrecht. Er fürchtete, er wäre zu einem Mord fähig gewesen, wenn dieses verlogene Mädchen ihm jetzt gegenübergetreten wäre. Da sie sich offenbar nicht mehr in Gastonbury aufhielt, befahl er, ihr keinen Zugang zum Schloss mehr zu gewähren. Falls sie auf seinem Land gesehen wurde, sollte man sie sofort verhaften.
Anschließend traf er die nötigen Vorbereitungen für den Krieg. Lucien wollte Alayna selbst von der bevorstehenden Schlacht berichten, deshalb suchte er sie an diesem Abend. Er fand sie in der Halle, wo sie zusammen mit den anderen Frauen am Kamin saß und nähte. Bei ihrer Nadelarbeit pflegten die Damen allerlei Scherze und den neuesten Klatsch auszutauschen. Es war eine Erleichterung für ihn, dass sie sich nicht mehr allein in ihrer Kammer absonderte. Sie machte einen recht zufriedenen Eindruck, und er stellte plötzlich fest, dass ihr Glück ihm besonders am Herzen lag.
Alayna sah überrascht auf, als er vor ihr stehenblieb. „Mylady, auf ein Wort“, sagte er. Erfreut bemerkte er, wie ihre Augen aufleuchteten und ihr Mund sich zu einem Lächeln verzog. Wie kam es, dass selbst ihre kleinste Regung sein Herz schneller schlagen ließ?
„Ja, mein Lordgemahl?“ Er ergriff ihren Ellbogen und führte sie ein Stück von den Frauen weg.
„Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich heute mit den Männern ausreiten werde.“ Er hasste seinen unfreundlichen Tonfall, doch angesichts der Gefühle, die in ihm tobten, brachte er keine sanften Worte hervor. Außerdem hatte er noch nicht geklärt, was hinter Wills seltsamem Verhalten steckte.
„Wir werden den Wald nach allen
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