HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
nehmen könnt und angemessen ausgestattet werdet, bevor Ihr vor Euren Monarchen tretet. Nun kommt schon, ist es nicht vorzuziehen, am Tisch des Königs zu speisen und die besten beschlagnahmten Weine zu genießen, als ein Stück kalten Braten und ein Bier in Eurem Zelt zu Euch zu nehmen, Saker?“
Adam wusste, wann er geschlagen war, und fügte sich in das Unvermeidliche. Wenn der König befahl, musste man gehorchen. „Gewiss – angenommen, ich könnte überhaupt ein Stück Fleisch finden. Es wird mir eine Ehre sein, Euch zu begleiten, Euer Gnaden, aber ich muss gestehen, dass ich etwas verwirrt bin. Ihr sagtet, dass Seine Majestät meine Anwesenheit wünscht? Warum?“
Er war Henry natürlich schon bei verschiedenen Gelegenheiten begegnet. Adam war einer der jüngsten Junker gewesen, die anlässlich der Krönung Henry V zu Rittern geschlagen wurden, und seit er in die Dienste von Thomas of Clarence getreten war, hatten er und sein Herr den König oft aufgesucht. Gewiss, Henry kannte seinen Namen, aber der König besaß auch ein erstaunliches Gedächtnis für Namen und hätte die meisten der Männer, die bei Agincourt gekämpft hatten, benennen können. Aus welchem Grund wollte Henry ihn sprechen? War es möglich, dass ihm das gleiche Gerücht zu Ohren gekommen war wie dem Herzog, dass Adam den Nachmittag mit einer französischen Witwe getändelt hatte, anstatt die eroberte Stadt für seinen Herrscher zu sichern?
Seine Miene musste wohl etwas von seiner Befürchtung verraten haben, denn Clarence lachte belustigt. „O nein, mein Bruder hat nicht die Absicht, Euch wegen lüsternen Verhaltens zu tadeln – das wäre wohl auch kaum gerecht, nachdem er Vergewaltigung und Plünderung gestattet hat, meint Ihr nicht? Aber ich denke, ich werde es ihm überlassen, Euch zu sagen, was er von Euch will“, fügte er hinzu und war nicht bereit, Adams Neugier zu stillen.
Das Mönchskloster St. Stephen, wo der König Quartier genommen hatte, lag außerhalb der westlichen Mauer von Caens älterem Stadtteil. Ebenso wie das Nonnenstift war es Teil der von William dem Eroberer geforderten Buße, nachdem er gegen den Willen des Papstes seine Cousine Matilda zur Frau genommen hatte.
Der König hatte tatsächlich Vorsorge getroffen. Während Clarence anderswohin geleitet wurde, führte ein Lakai Adam in ein Gastgemach, wo ein großer Eichenzuber und ein Kammerdiener ihn erwarteten. Adam hatte Harry zum Zelt zurückgeschickt und ließ sich daher von dem Diener aus seiner Rüstung schälen. Unterdessen leerten zwei Lakaien mehrere Kübel dampfenden Wassers in den Zuber, und wenig später konnte Adam, nun sich selbst überlassen, das heiße Bad genießen. Das warme Wasser entspannte seine schmerzenden Muskeln, während er sich den Schmutz der Schlacht abwusch.
Er verdrängte willentlich die Erinnerung an jene, die er am Vormittag während des Sturmangriffs durch die östliche Mauer getötet hatte. Es war ein fairer Kampf gewesen, und wäre er weniger geschickt gewesen, könnte er jetzt ebenso leicht unter den Toten liegen wie die verzweifelten Franzosen, die versucht hatten, ihre Stadt zu verteidigen und ihn zurückzuschlagen.
Hier fehlt nichts außer der Betreuung von einer Schlossher rin , dachte Adam, als er sich das Haar mit dem Stück Seife einseifte, das ihm ausgehändigt worden war. Dann spülte er den Schaum mit dem neben dem Zuber bereitgestellten Kübel Wasser ab. Es wäre angenehm gewesen, sich von einer Frau den Rücken schrubben zu lassen – er hätte sogar die schielende Edyt akzeptiert, die Küchenmagd in Saker Castle, die ihr starkes Interesse an dem jungen Adam nie verhehlt hatte.
Aber die Erinnerung an seine Heimatburg ließ ihn sofort an die Schlossherrin von Saker Castle denken – die Frau seines Bruders. Mit einem unterdrückten Fluch stieg er aus dem Badezuber und griff nach dem Tuch, um sich abzutrocknen. Man durfte den König nicht warten lassen.
Seinem Versprechen getreu, hatte Henry angeordnet, ein Leinenhemd, Strumpfhosen, einen knielangen Rock aus fein gesponnener, weicher Wolle und Schnabelschuhe für Adam in das Zimmer zu legen. Adam zog die Kleidungsstücke an und genoss das Gefühl sauberer, weicher Gewandung an seinem Körper nach dem monatelangen Feldzug in grober, schmutziger Kleidung. Er fragte sich, ob er die Sachen wohl behalten durfte. Und jetzt beschäftigte ihn noch mehr als zuvor, weshalb der König ihn derart verwöhnte.
König Henry mit seiner Vorliebe für Schlichtheit schlief
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