HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
und kaum geeignet für einen Edelmann … nein, ich denke nicht, dass ein solches Verfahren erforderlich sein dürfte.“
Es entging Adam jedoch nicht, dass er es nicht ausdrücklich ausschloss.
4. KAPITEL
Elise meinte den Verstand zu verlieren vor lauter Langeweile. Sie war jetzt seit einer Woche Gast des Klosters der Benediktinerinnen, und obgleich sie hier in Sicherheit war, gab es wenig anderes zu tun als essen, schlafen und mit den zwölf Frauen zu plaudern, die hier ebenfalls Zuflucht gesucht hatten. Außerdem konnte sie natürlich auch einige der zahlreichen Gottesdienste besuchen, die den Tagesablauf der Benediktinerinnen bestimmten. Die Glocken läuteten und riefen um Mitternacht, im Morgengrauen, am Vormittag, zu Mittag, am Nachmittag, zur Abenddämmerung und zur Schlafenszeit zum Gebet. Elise hatte niemals auch nur die geringste Neigung verspürt, eine Nonne zu werden, obgleich sie die Hingabe dieser Frauen bewunderte, aber jetzt besuchte sie aus schierer Langeweile ein oder zwei der täglichen Offizien. Wie konnte sie Frankreich dienen, hier hinter diesen Klostermauern?
Sie hatte jeden sonnigen Nachmittag im Klostergarten verbracht, der sowohl den Nonnen wie auch den englischen „Gästen“ zugänglich war, und Ausschau nach Sir Adam Saker gehalten.
Aber nicht einen Blick auf den großen, dunkelhaarigen Ritter hatte sie erhaschen können. Immerhin hatte sie für die Äbtissin an einem Altartuch gestichelt, bis ihr die Augen versagten. Auch hatte sie versucht, mit anderen englischen Rittern und Edelmännern Gespräche anzuknüpfen – in der Hoffnung, Informationen zu entlocken –, aber die meisten von ihnen sprachen kaum Französisch, und einer von ihnen hatte ihre Gesprächsbereitschaft für eine Einladung gehalten, sie zu betätscheln!
Gilles war gerade zur rechten Zeit im Garten erschienen, als Elise dem rotgesichtigen, beleibten Baron eine Ohrfeige versetzte. Angesichts des Zwerges hatte der Edelmann sich getrollt und leise Verwünschungen über die kokette Art der Französinnen gemurmelt.
„Was habt Ihr erwartet, Madame?“, fragte Gilles barsch, als Elise wütend auf und ab lief. „Ihr habt ihn angesprochen und ihm zugelächelt, während alle anderen Frauen flüchten oder sich zumindest abwenden, wenn Engländer erscheinen.“
„Offenbar braucht ein Engländer nicht mehr als das, um sich ermutigt zu fühlen“, entgegnete Elise verärgert. „O Gilles, ich wette, du würdest lieber einer echten Dame dienen als einer ränkeschmiedenden Frau wie mir.“
„Ich diene Euch gern, Madame“, erklärte der Zwerg, „aber ich möchte Euch daran erinnern, dass Ihr angeboten habt, auf jede Euch nur mögliche Weise Informationen für die Königin zu beschaffen. Ist es notwendig, auf eine junge und handsame Informationsquelle zu warten, und muss dieser Mann Euch gleich die Ehe bieten? Einer, der weniger wie ein Adonis aussieht, ist vielleicht eher willens, Euch alles zu erzählen, nur um Eure Gunst zu erringen!“
„Gewisslich nicht! Weshalb sollte ich mir wünschen, in einer Ehe an einen Engländer gefesselt zu sein, sei er nun ansehnlich oder nicht!“ Sie kehrte ihm kurz den Rücken zu, wandte sich aber dann wieder um und sah ihn an. „Ich weiß, dass ich nicht zu … zu anspruchsvoll sein darf, indes dieser Mann war zu fett, und sein Atem hat gestunken! Und seine Hände waren … waren dicke rote Pranken!“ Elise schauderte.
In diesem Augenblick donnerten in der Ferne die englischen Geschütze alle gleichzeitig los, und gleich darauf waren die Einschläge im Mauerwerk zu hören.
„O Gilles, wenn einmal nicht die Glocken läuten, dann macht die verdammte Artillerie Lärm. Ich schwöre, hier habe ich ständig Kopfschmerzen – du nicht auch?“, fragte Elise. „Wenn sich nicht bald etwas ändert, werde ich wahnsinnig.“
Einmal hatte Elise versucht, das Klostergrundstück zu verlassen, um in die Neustadt zu gehen und nachzusehen, was dort vor sich ging – und ob irgendetwas aus ihrem Haus gerettet werden konnte, falls es noch stand. Am Tor war Elise jedoch von einem Wachposten zurückgeschickt worden, der ihre Bitten nicht zu verstehen schien. Der Mann war zwar höflich gewesen, das musste sie zugeben, aber er hatte sie nichtsdestotrotz sehr bestimmt daran gehindert, das Kloster zu verlassen.
Die anderen Frauen zeigten sich nicht sonderlich beunruhigt, als sie mit der Nachricht zu ihnen zurückkehrte, dass sie praktisch Gefangene waren. Einige, die bei den Kämpfen ihre Ehegatten
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