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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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verloren hatten, überlegten ernsthaft, den Schleier zu nehmen, während die anderen es gelassen betrachteten und jeden Tag nahmen, wie er kam.
    „Die Äbtissin möchte Euch sehen“, bemerkte Gilles. „Vielleicht verschafft Euch das eine Ablenkung.“
    „Wahrscheinlich hat sie bloß die Absicht, mich wegen meines unziemlichen Benehmens zu tadeln“, entgegnete Elise trübsinnig. „Zweifellos hat Matilde wieder einmal ihrem Entsetzen über mein ‚schamloses Kokettieren‘ Ausdruck gegeben.“
    „Ha! Diese Frau würde jeden Mann nehmen, der sie eines zweiten Blickes würdigt, und ihr Ehegespons liegt noch keine Woche im Grab!“, rief Gilles hitzig und brachte mit seiner Heftigkeit Elise zum Lächeln.
    Die Äbtissin hatte jedoch offensichtlich nicht im Sinn, Elise wegen ihres Benehmens zu tadeln.
    „Madame de Vire, ich hoffe, Ihr fühlt Euch nicht unglücklich bei uns?“, fragte Mutter Marie du Sacré Cœur. Ihre Röcke raschelten, als sie vortrat und Elises Hände umfasste.
    „Nein, Ehrwürdige Mutter, es ist nur, dass mir … diese Untätigkeit zu schaffen macht“, antwortete Elise und betrachtete prüfend die Miene der Äbtissin nach Anzeichen von Missbilligung, fand aber keine.
    „Ihr findet ein Leben der Beschaulichkeit nicht erstrebenswert?“ Die Oberin wirkte belustigt.
    „Ich fürchte, nein“, gestand Elise. „Ich verspüre keine göttliche Berufung.“
    „Es gibt auch andere Aufgaben, die unser Herrgott uns auferlegt“, erklärte Mutter Marie.
    Jetzt wird sie mich drängen, einen guten Ehemann zu finden und ihm Kinder zu schenken, dachte Elise, denn welch anderen Nutzen hat eine Frau, wenn sie nicht Gott dienen will?
    „Zum Beispiel gibt es da die Pflicht gegenüber dem König“, fuhr die Äbtissin zu Elises Überraschung fort. „Mit Gewissheit ist es auch eine heilige Aufgabe, unser Land von den Engländern zu befreien. Mein nobler Gönner, der Herzog von Burgund, weiß, dass die ‚Füchsin‘ wegen der Belagerung von Caen durch die Engländer nicht mit ihm in Verbindung treten konnte. Er bittet mich, Euch zu sagen, dass Ihr nicht den Mut verlieren sollt und ihm durch mich alle Botschaften übermitteln könnt, so Ihr welche habt.“
    Elise stand der Mund offen vor lauter Staunen. „Ihr … Ihr wisst, dass ich … eine Spionin bin, Mutter Marie?“
    Die Äbtissin nickte. „Ja, ich weiß es. Ich wurde sowieso neugierig, als ich von einer jungen Witwe hörte, die zu einer solchen Zeit nach Caen gekommen war, um sich hier niederzulassen. Obschon ich hinter Klostermauern lebe, verfolge ich stets aufmerksam, was draußen jenseits dieser Mauern geschieht, müsst Ihr wissen. Und als Caen dann belagert wurde, erhielt ich eine Botschaft von Seiner Gnaden, in der mir der Herzog mitteilte, dass Ihr sein Lockspitzel seid, und dass er sich Sorgen mache um Eure Sicherheit für den Fall, dass Caen zerstört und geplündert werden sollte, wie es dann auch kam. Ich glaube, Euer Ziel ist, eine … eine Beziehung mit einem Engländer anzuknüpfen, vorzugsweise ein Edelmann, der König Henry nahesteht?“
    „Ja, Ehrwürdige Mutter. Der Herzog war der Meinung, dass der englische König erneut seine unvermählten Männer dazu ermutigen würde, Französinnen zu heiraten, um seine Herrschaft in den eroberten Gebieten zu festigen. Aber ich muss nicht unbedingt heiraten, wenn ich auch … ohne das wertvolle Informationen erhalten kann …“ Elise konnte der Äbtissin nicht in die Augen sehen. Sie fragte sich, was die ältere, keusch lebende Frau, die vermutlich niemals die Berührung eines Mannes erlebt hatte, von ihr denken mochte, weil sie willens war, ihren Körper einzusetzen, um Frankreich zu helfen.
    „Ihr seid eine wagemutige junge Frau“, bemerkte Mutter Marie du Sacré Cœur. „Ich bin überzeugt, unser Herrgott wird Eure gute Absicht, Frankreich zu helfen, segnen, selbst wenn Ihr eine Sünde begehen müsst, um von Nutzen zu sein.“
    „Ich danke Euch, Ehrwürdige Mutter. Ihr seid sehr gütig, mich nicht zu verdammen. Ich muss jedoch gestehen, dass es mir nicht gelungen ist, auch nur irgendeine Auskunft zu erhalten, die ich dem Herzog übermitteln könnte. Ich habe festgestellt, dass mir verwehrt wird, das Kloster zu verlassen, und ich weiß nicht einmal, was in Caen vor sich geht!“
    „Nun, was das betrifft, kann ich Euch das Neueste berichten, mein Kind. Die Zitadelle hat von den Engländern die Aufforderung erhalten, sich spätestens bis neunzehnten September zu ergeben. Wenn der Dauphin die

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