Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
Vom Netzwerk:
lediglich gefragt, was er zum Zeitvertreib getan hat, denn ich habe mich hier ganz schrecklich gelangweilt. Es gibt nichts zu tun als Sticken und Beten, Schlafen und Essen – und man gestattet mir nicht, das Kloster zu verlassen.“
    „Nur um Eurer eigenen Sicherheit willen, Madame. Es herrscht immer noch viel Unruhe in der Stadt. Aber zweifellos wird man Euch bald gehen lassen. Wir erwarten in Kürze die Kapitulation der Garnison.“
    „Ihr seid Euch wohl sehr sicher, dass genau das geschehen wird“, entgegnete sie. „Sagt mir, seid Ihr immer so sicher?“ Jetzt blickte sie wieder zu ihm auf und zwang sich, in die gefährlichen Tiefen dieser dunklen Augen zu sehen.
    „Nicht immer, Madame, aber das Versäumnis des Dauphins, Caen zu retten, scheint eine sichere Sache zu sein.“
    „Und was dann, edler Ritter?“
    Sir Adam war etwas unbehaglich zumute, und so gab er vor, sie misszuverstehen. „Dann werden wir weiterziehen. Die Garnison lassen wir natürlich in englischen Händen zurück.“
    „Natürlich“, entgegnete Elise leichthin. „Ich meinte jedoch, was dann mit mir geschieht.“
    „Ich bin überzeugt, dann wird Euch niemand mehr hindern, von hier fortzugehen.“
    „Ich frage mich, ob mein Haus wohl noch steht? Wisst Ihr das, Sir Adam?“
    Adam wandte die Augen ab. Der Puls klopfte an seinem Hals, was Elise nicht entging. „Es steht noch“, antwortete er schließlich, „aber das ist auch alles. Drinnen ist kaum etwas übriggeblieben. Das meiste wurde gestohlen oder verbrannt.“
    Elise vermutete, dass er nicht hatte zugeben wollen, dass er ihr Haus überprüft hatte. Für einen kleinen Augenblick gestattete sie sich die Ängste, die jede wohlbehütet aufgewachsene, nunmehr alleinstehende Frau angesichts der Wahrscheinlichkeit, kein Heim mehr zu haben, empfinden musste. Sie blickte mit tränenfeuchten Augen zu dem vor ihr stehenden Ritter auf. „Aber wohin soll ich gehen? Ich habe nur wenig Mittel … Ich werde den Schleier nehmen … oder eine Dienerin werden müssen!“
    Sein Gesicht verfinsterte sich, und seine Augen wurden schwarz. „Gewiss besteht keine Notwendigkeit, Eure missliche Lage über Gebühr zu dramatisieren, Madame. Eine ansehnliche junge Frau wie Ihr kann stets irgendeinen Tölpel finden, der sich um den kleinen Finger wickeln lässt. Ich wünsche Euch einen guten Tag!“ Er deutete eine knappe Verbeugung an und ging davon, ohne auch nur noch einen Blick zurückzuwerfen.
    Elise blieb allein mit ihrer Wut. Verdammt soll er sein, dieser Schuft mit seiner spöttischen Unverschämtheit, seiner Verachtung und seinem Misstrauen, das ihn so geschickt die zarte Falle vermeiden ließ, die sie ihm zu stellen versucht hatte!
    Es verging eine ganze Weile, bis ihr bewusst wurde, dass diese Begegnung letztlich doch kein völliger Fehlschlag gewesen war. Sie beunruhigte Sir Adam Saker, und das war immerhin viel besser als Gleichgültigkeit.
    Der neunzehnte September kam und mit ihm die erwartete Kapitulation, denn, wie ebenfalls erwartet, war der Dauphin nicht herbeigeeilt, um der belagerten Garnison zu helfen. Die Bürger der Altstadt, die ganz und gar nicht geneigt waren, sich abschlachten zu lassen wie ihre Mitbürger in der Neustadt, und ebenso wenig ausgehungert werden wollten, hatten ihre Wünsche bekanntgegeben: Sie waren bereit, sich zu ergeben, um zu überleben.
    Punkt zwölf Uhr mittags ergab sich also die Garnison von Caen in aller Form, und die Besatzung ritt oder marschierte aus der Zitadelle. Alle, die Rüstung trugen, durften sie behalten, aber sie mussten alle Schwerter, Kampfkeulen, Spieße und Lanzen sowie Bogen und Handfeuerwaffen auf den wachsenden Haufen neben den Geschützen legen.
    „Ich hätte gedacht, sie würden länger durchhalten“, hörte Adam den König zu seinem Bruder sagen. Sie saßen zu Pferd im Innenhof der Festung und sahen dem Auszug der mürrisch blickenden Soldaten zu. „Sie hatten einen Brunnen mit gutem Wasser, immer noch reichlich Wein, und sie hatten noch nicht alle Lebensmittel verbraucht …“
    „Mit anderen Worten, wir Engländer würden weitergekämpft haben, bis wir verhungert wären“, bemerkte Thomas. „Ganz recht, Majestät. Aber die kleinen Froschesser sind eben keine Engländer. Und wir haben ihren Kampfgeist gebrochen, als wir die angeblich unbezwingbaren Mauern der Neustadt einschlugen. Oder vielleicht war es der unzuverlässige Dauphin, der ihnen den Mut nahm.“
    Ein solcher Mangel an Entschlossenheit war Henry unverständlich. Es

Weitere Kostenlose Bücher