Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
Vom Netzwerk:
berührte, verlor sie alle Vernunft, allen Stolz. Und er wusste das auch. Seine Miene veränderte sich in kalte Verachtung. Jählings ließ er sie los.
    Steif aufgerichtet ließ sich Seraphina auf einen Stuhl sinken, halb erleichtert und halb verärgert über die Erkenntnis, dass sie ihm offensichtlich keine weiteren Verführungskünste mehr wert war, nachdem sie in die Eheschließung eingewilligt hatte.
    „Ihr seht etwas blass aus, Mylady“, sagte der Earl steif. „Habt Ihr Euch bei dem Sturz verletzt?“
    „Nein.“ Diese Antwort war jedoch nur die halbe Wahrheit. Körperlich war Seraphina zwar unversehrt geblieben, ihr Stolz jedoch war dabei in Fetzen gegangen. Zornig über sich und ihn zog sie den Rock über ihre bestrumpften Füße und starrte ihn böse an.
    „Einen Gast zu empfangen, wenn man nicht vollständig angekleidet ist!“ Heywoods Mund zuckte in den Winkeln. „Ich fürchte, Eure Frau Mutter wäre damit nicht einverstanden gewesen.“
    Seraphinas smaragdgrüne Augen blitzten wütend, und sie kreuzte rasch wieder die Arme über der Brust.
    „Und wo habt Ihr Eure Schuhe?“, fragte der Earl trocken.
    „Oh.“ Seraphina wurde blutrot und kam sich wieder einmal sehr töricht vor. „Ich kann den Kasten mit meinen Schuhen nicht finden, und die, die ich auf der Reise getragen habe, sind ganz feucht.“
    „Ich bin sicher, dass Ihr sie zur rechten Zeit noch finden werdet“, entgegnete Heywood unbekümmert und setzte sich auf die Leinentruhe. „Oder beabsichtigt Ihr vielleicht, barfuß und im Hemd vor den Altar zu treten?“
    „Ich bezweifle, dass ich Euch dort selbst vorfinden würde, wenn das meine ganze Mitgift wäre.“
    „Ihr unterschätzt Euern eigenen Wert.“ Diese Worten klangen beinahe ehrlich, während sein Blick über ihre schlanke Gestalt glitt. „Selbst ohne einen Pfennig und nur im Hemd hättet Ihr sehr viel zu bieten.“
    „Brecht Ihr Eure Schwüre immer so leicht? Ihr hattet doch versprochen, keine weiteren Komplimente mehr zu erdichten!“
    „Ich habe sie doch nicht erdichtet.“
    „Schon wieder!“, fuhr Seraphina auf. „Ich habe nicht genug Zeit, um mir das müßige Geschwätz eines Höflings anzuhören, und wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr mich jetzt verlassen und mich meine Arbeit verrichten lassen würdet.“
    „An Eurer Stelle würde ich mich nicht mehr um das Auspacken bemühen“, erwiderte der Earl, ohne die geringsten Anstalten zu machen, das Zimmer zu verlassen.
    „Und warum nicht?“
    „Die Königin zieht am Freitag in den Palast von Whitehall um. Ich habe es selbst erst vor einer Stunde erfahren.“
    In diesem Augenblick erschien Bess in der offen stehenden Tür und riss überrascht die Augen auf, als sie den Earl erkannte.
    „Wenn das das Hofleben ist“, schimpfte sie, „dann kann es mir gestohlen bleiben.“ Erschöpft lehnte sie sich an das Türgewände. „Ich bin von Pontius zu Pilatus gelaufen, aber man bekommt keinen Bissen zu essen vor den festgesetzten Mahlzeiten. Ihr würdet es nicht glauben, Mylady! Zwei Küchen so groß wie Feldscheunen, aber wenn Ihr ein Stück Brot haben wollt, müsst Ihr zum Bäcker in der Stadt gehen.“
    „Ich glaube das gern“, lachte Heywood. „Selbst die Königin hat die größten Schwierigkeiten, das Essen pünktlich auf den Tisch zu bekommen. Ich nehme an, Ihr habt heute noch nicht gefrühstückt?“
    „Allerdings“, räumte Seraphina ein.
    „Dann lade ich Euch und Bess zu mir ein. Ich habe Brot, Fleisch, Käse und Bier“, erklärte der Earl in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ, und streckte Seraphina die Hand entgegen.
    „Aber …“, stotterte sie, verwirrt von der plötzlichen Veränderung seines Auftretens, „… mit meinem Kleid kann ich mich nicht sehen lassen … und ich habe auch keine Schuhe an …“
    „Ich kenne einen Durchgang, der nur von der Dienerschaft benutzt wird.“ Heywood ergriff ihre Hand und zog Seraphina von ihrem Sitz empor. „Nun, kommt, ehe Ihr vor Hunger in Ohnmacht fallt. Ihr habt ohnehin nur allzu wenig Fleisch auf den Knochen.“
    So, er hält mich also für mager, dachte Seraphina und öffnete den Mund, um seine Einladung abzulehnen. Doch als sie Bess’ bittende Miene wahrnahm, ließ sie sich widerspruchslos von dem Earl aus dem Zimmer führen.
    Neugierig blickte sich Seraphina in Heywoods Quartier um, während er seinem Diener Anweisung erteilte, für Bess und Dickon einen Proviantkorb zurechtzumachen. Wie seine Kleidung, so war auch seine Einrichtung zwar

Weitere Kostenlose Bücher