HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
so reizend ist, wie Ihr sagt.“
„Noch reizender, Majestät“, erwiderte der Earl trocken. „Aber seid versichert, Euer Leben wird in meiner Hand immer sicher sein, selbst wenn es das Mädchen nicht ist.“
„Ihr denkt doch nicht wirklich, dass seine Treue durch Lady Seraphina in Gefahr gebracht werden könnte, Majestät?“, fragte Cecil, nachdem sich die Tür hinter Heywood geschlossen hatte und das Klirren der Hellebarden bei der Habtachtstellung der Wachen im Gang verklungen war.
„Natürlich nicht“, erwiderte die Königin selbstzufrieden und zeichnete nachdenklich mit ihrem schlanken Finger die Stickerei auf dem weißen Satinärmel nach. „Vielleicht solltet Ihr Euer Amt aufgeben und Heiratsvermittler werden, Cecil. Mir scheint, das Mädchen hat das Gefieder unseres Falken gezaust. Es wird aber auch höchste Zeit, dass ihm jemand die Augen öffnet und ihm beibringt, dass nicht alle Frauen hirnlose lockere Vögel sind wie jenes Weibsstück, das er einmal geheiratet hat.“
„Er braucht doch nur Euch anzusehen, um das zu erkennen, Majestät“, erwiderte Cecil pflichtschuldigst.
„Schmeichelreden stehen Euch nicht, Cecil“, lachte Elizabeth. „Lasst uns lieber wieder an unsere Geschäfte gehen. Sagt Uns doch, habt Ihr endlich einen Bischof gefunden, dessen Gewissen unempfindlich genug ist, um die Tochter einer Ehebrecherin zu krönen? Oder sollen Wir noch ein bisschen schmoren?“
„Euer Majestät!“ Cecil war entsetzt.
Elizabeth betrachtete missvergnügt einen Splitter an einem ihrer gepflegten langen Fingernägel. „Es war ein Scherz, Cecil … wisst Ihr das nicht?“
7. KAPITEL
Etwa neun Stunden später verzog Seraphina verdrießlich das Gesicht, als sie die kleine getäfelte Kammer überblickte, die ihr in Somerset House zugewiesen worden war. Der Palast war überfüllt, und sie wusste, dass es einen großen Vorzug bedeutete, ein eigenes Gemach zu bekommen, wenn es auch noch so klein war. Nichtsdestoweniger wäre es ihr jedoch lieber gewesen, wenn es wenigstens ein bisschen mehr Raum bieten würde. Noch nicht die Hälfte ihres Gepäckes hatte man inzwischen ausgeladen, und doch war bereits kaum noch eine Handbreit des Fußbodens sichtbar. Seufzend hob sie ein Bündel Leintücher auf und stopfte es in eine bereits bis zum Rande gefüllte Wäschetruhe.
„Mylady!“ Bess erschien im Türrahmen, atemlos und auch ein bisschen außer sich, mit einem riesigen Stapel aus Bündeln und Schachteln, von denen die obersten gefährlich ins Wackeln geraten waren.
„Bleib stehen, ich komme!“ Seraphina schlug den Deckel der Truhe zu und bahnte sich so schnell wie möglich den Weg durch all die Kisten und Kästen und Packen. In der Eile stieß sie mit dem Fuß gegen den Eisenbeschlag einer Kiste.
„Alle guten Geister!“, schimpfte sie und ergriff hastig eine ins Rutschen gekommene Schachtel mit venezianischen Gläsern. „Hast du denn wenigstens den Kasten mit meinen Schuhen gefunden?“
„Nein, Mylady.“ Bess ließ mit einem Aufseufzen ihre Last von den Armen gleiten. „Ich gehe wieder hinunter und suche weiter. Er muss doch irgendwo im Wagen sein.“
„Lass es“, sagte Seraphina, nachdem sie einen Blick in ihr erhitztes Gesicht geworfen hatte. „Du musst dich erst einmal ausruhen und etwas essen. Geh und sieh nach, ob du die Küche findest, und hole uns einen kleinen Imbiss. Wir werden das Auspacken beenden, wenn wir etwas zu uns genommen haben.“
„Ja, Mylady“, erwiderte Bess erfreut, wandte sich aber an der Tür noch einmal um und blickte ihre Herrin besorgt an. „Soll ich Euch nicht vorher wenigstens das Haar aufstecken? Die Nadeln sind fast alle herausgefallen, und auf Euerm Gewand liegt auch mehr Staub als Mehl in einer Mühle. Eure Mutter würde mir Vorwürfe machen, wenn sie Euch so sähe. Ihr wisst, was sie sagen würde!“
„Nichts anderes, als was sie mir schon tausendmal vorgehalten hat“, murrte Seraphina. „Mache dir keine Gedanken. Ich kann meine Haare selbst etwas zurechtmachen. Nun suche uns etwas zu essen. Und vielleicht kannst du auch etwas heißen Würzwein oder einen Krug Warmbier beschaffen. Ich fürchte“, sie warf einen zweifelnden Blick auf das rauchende Feuerchen in dem kleinen Kamin, „wir werden davon nicht viel Wärme haben.“
„Das ist wahr.“ Bess rümpfte die Nase. „Wir sind hier unter den Größen des Landes, aber sie haben offenbar den Dienstboten nicht einmal beigebracht, dass man mit feuchtem Holz kein Feuer machen kann. Ich werde
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