HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Dickon sagen, dass er sich nach trockenen Kienspänen umsehen soll.“
„Verflixt und zugenäht!“, machte zehn Minuten später Seraphina ihrem Ärger Luft, als sich die schwere Masse ihrer Haare zum dritten Mal aus den Kämmen löste. Bess hätte in ein paar Minuten eine ordentliche Frisur zustande gebracht. Warum also wollten diese dummen Dinger einfach nicht halten? Ärgerlich steckte sie die Kämme wieder fest. Für einen Augenblick schien alles in Ordnung zu sein, doch als sie den Kopf zum Spiegel wandte, kam die ganze Pracht wieder ins Rutschen. „Zum Teufel!“, rief Seraphina wütend und erstarrte dann plötzlich, als sie in dem Glas undeutlich eine Gestalt erkannte.
„Ihr scheint Hilfe zu brauchen, Mylady.“
Der Klang dieser Stimme bestätigte ihre Ahnung. Heywood! Sie drehte sich hastig um.
Am Türrahmen lehnte lässig der Earl und betrachtete sie mit kaum verhohlenem Vergnügen.
„Aber nicht von Euch“, versetzte Seraphina scharf und musterte ihn mit all der Würde, die ihr zur Verfügung stand, von Kopf bis Fuß. Er war einfach, aber kostbar gekleidet in lohfarbenem Samt. Den einzigen Schmuck bildete ein goldener Ohrring und ein spitzenbesetzter Kragen. Hastig wandte sie den Blick ab. Mein Gott! Sie hatte ganz vergessen, wie groß er war, wie kräftig und dennoch schlank … und wie gefährlich.
„Ich sehe, Eure Krankheit hat Euer entzückendes Temperament nicht verändert“, sagte der Earl gedehnt. „Hoffentlich seid Ihr wirklich wieder gänzlich hergestellt? Es schien mir, als hätte Lady Katherine Euch lieber noch eine Woche in Mayfield behalten.“
„Meine Mutter macht immer viel zu viel Aufhebens. Ich fühle mich sehr wohl.“
„Das freut mich zu hören, doch ich muss gestehen, dass Ihr für mich ohnehin immer gut ausseht.“ Der Earl begleitete diese Worte mit einem spöttischen Lächeln.
Seraphina errötete und war plötzlich sehr zornig auf ihn. Warum musste er gerade jetzt kommen, wo ihr Haar unordentlich herabhing und sie das einfachste Gewand trug, das noch dazu völlig mit Staub bedeckt war? In den vier Wochen seit ihrer Trennung hatte sie sich wohl tausendmal ihr Wiedersehen ausgemalt. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie elegant gekleidet und gemessenen Schrittes einen Saal betreten würde, in dem sich die Höflinge versammelt hatten, die sie alle verwirren würde durch ihre Schönheit und ihren Verstand, während Heywood sie nur bewundernd ansah. Und dann, wenn sie allein waren, würde er ihr gestehen, dass er vom ersten Augenblick an von ihr bezaubert gewesen war, und er würde schwören, dass er ihr zuliebe sogar seinem Ehrgeiz entsagen wolle … Sie selbst würde ihn währenddessen nur mit kühlem Hochmut betrachten. Diese dummen, kindischen Träume, dachte Seraphina missmutig. Stattdessen stand sie hier, unbedarft wie ein Landmädchen, und er lachte über sie.
„Was wollt Ihr?“, fragte sie unfreundlich und versuchte dabei wieder, die Kämme in ihrem Haar zu befestigen.
„Euch zunächst einen schönen guten Tag wünschen, Mylady.“ Heywood lachte und machte eine herausfordernde Verbeugung.
„Ach nein!“, gab Seraphina giftig zurück. Heywood brauchte ihr keine Manieren beizubringen!
„Wie könnte der Morgen nicht schön sein, wenn ich Euch vor mir sehe?“ Mit einem übertrieben leidenschaftlichen Blick fasste er ihre wohlgeformten Brüste ins Auge.
Hastig schlang Seraphina beide Arme um ihren Oberkörper. Während des Auspackens hatte sie ihr Schnürmieder abgelegt, da es sie beim Bücken beengte. Doch jetzt wünschte sie sich inständig, dass etwas mehr als nur eine Schicht feiner Wolle und etwas zartes Linnen zwischen ihrem Körper und seinem messerscharfen Blick wäre. Aber sie wusste ja inzwischen, was seine lüsternen Blicke zu bedeuten hatten – nämlich gar nichts.
„Hebt Euch Eure Schmeichelreden für diejenigen auf, denen sie gefallen“, sagte sie so hoheitsvoll wie nur möglich. Dabei bemerkte sie zu ihrem Ärger, dass sich einer der Kämme erneut gelöst hatte und nun halb über ihrem Ohr hing. Mit einer heftigen Bewegung löste sie ihn aus dem Haar. „Ich brauche Eure Komplimente nicht.“
„Sagt das nicht, Mylady.“ Heywoods Stimme klang amüsiert. „Ihr seid empfänglich dafür wie die Blume für den Sonnenschein. Ich glaube, Sherard hat Euch sehr nach Wärme hungern lassen.“
„Und beabsichtigt Ihr nicht etwa, dasselbe zu tun?“, rief Seraphina wütend über seine Spötteleien. „Eine Vernunftehe ist doch wie die
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