HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
brauche keinen Wein, Sera. Ich brauche …“ Er unterbrach sich und schaute sie nun doch an. „Was ich brauche, ist die Gewissheit, dass Ihr mir vergeben werdet …“ Langsam fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. „Dass Ihr alles vergeben und vergessen werdet. Ich wollte Euch niemals verletzen … glaubt Ihr mir das?“
„Ja.“ Die Verzweiflung in seiner Stimme hätte Seraphina zu derselben Antwort veranlasst, auch wenn sie ihm nicht geglaubt hätte.
„Wie gut …“ Die scharfen Linien in seinem Gesicht milderten sich etwas. „Und nun legt dieses Gewand ab, bevor Ihr Euch erkältet. Es ist Zeit für Euch, zu Bett zu gehen.“
„Wie Ihr meint“, erwiderte Seraphina niedergeschlagen. Bei dem abweisenden Klang seiner Stimme hatte sich ihr die Kehle zugeschnürt. Sie war müde, verängstigt und völlig verwirrt. Verwirrt über alles außer dem dringenden Wunsch, der Earl möge sie fest an sich drücken, damit sie sich sicher fühlte und begehrenswert wie vor Tagen, damals, bei den Ritterspielen.
Sie begann, an ihrem Rücken die Schnüre des Mieders zu lösen, sie verwirrten sich … und der Earl stand wortlos daneben und beobachtete ihre Anstrengungen. Es war der letzte Strohhalm, nach dem sie griff. „Helft mir doch wenigstens bei der Verschnürung …“ Sie hob den Blick zu ihm, halb ärgerlich und halb bittend. „Es schien Euch doch neulich auch nichts auszumachen.“
Ihre Stimme erstarb, als Heywood sie mit einer einzigen schnellen Bewegung so fest, so wild an sich drückte, dass ihr beinahe der Atem stockte. Sie hob den Kopf von seiner Brust, tausend Fragen auf den Lippen und in den Augen. Doch sie alle verblassten bis zur Bedeutungslosigkeit, als der Earl sich über sie neigte und ihren Mund küsste, ihr Gesicht, ihre Augenlider, mit harten, begehrlichen Küssen, begehrlich wie seine Hände, mit denen er die Schnüre ihres Mieders löste. Ohne Rücksicht auf Häkchen und Nähte zog er Seraphina das Gewand und die Unterröcke über die Hüften. Sie taumelte ihm entgegen. Was immer auch zwischen ihnen gewesen sein mochte, jetzt war alles gut …
Seraphina murmelte einen halblauten Protest, als der Earl seine Hände von ihren Hüften nahm, um die gestärkte Spitzenkrause von ihrem Hals zu entfernen, wo sie ein Hindernis für seine hungrigen Lippen gewesen war. Dann spürte sie plötzlich, wie er mitten in der Bewegung erstarrte. Sie öffnete die Augen. Er war totenbleich und blickte wie gebannt auf die kreisförmige Spitzenrüsche in seinen Händen.
„Mylord?“, fragte Seraphina scheu. „Was ist mit Euch?“
„Nichts … ich habe nur gerade festgestellt, was für einen schlanken Hals Ihr habt …“ Heywood lachte heiser, warf die Halskrause zur Seite und schlang wieder seine Arme um Seraphina. Er drückte sie so fest an sich, dass sie die Hitze seines Körpers durch ihr Hemd hindurch spürte. „Aber ich schwöre, ich werde es nicht zulassen, dass sie Euch … ich werde Euch ihnen nicht ausliefern …“ Die gemurmelten Worte waren kaum noch hörbar, denn er hatte seine Lippen fest in ihr Haar gepresst.
„Ich will doch gar keinen anderen, Mylord.“ Ein bisschen unsicher und erschrocken wegen seiner Heftigkeit wandte Seraphina den Kopf etwas zur Seite und fragte sich, ob er wohl in diesem Augenblick an die Untreue seiner ersten Gemahlin dachte. „Nichts als der Tod wird mich von Euch trennen, und auch dann werde ich nicht freiwillig von Euch gehen …“
„Sprecht nicht davon!“ Seine Stimme war scharf und schneidend. „Nicht einmal daran denken dürft Ihr …“
„Richard?“ Zum ersten Male nannte Seraphina ihn bei seinem Namen, und ihre Augen wurden tief wie smaragdene Seen, als sie ihren Blick in dem seinen ruhen ließ. Nie zuvor hatte sie ihren Gemahl so verletzbar, so voller Angst erlebt. So voller Angst, sie zu verlieren. Diese Erkenntnis erweckte in ihr den Wunsch, zu weinen und gleichzeitig vor Freude zu tanzen. Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und küsste scheu und sanft seine Lippen.
Heywood stöhnte auf und vergrub seine Hände in ihrem Haar, löste die letzten Nadeln darin, die nach der Flucht vor Denleigh im Park noch übriggeblieben waren. Die schwere rotgoldene Masse ergoss sich über ihren Rücken und schimmerte blutrot im Licht des flackernden Feuers. Der Earl nahm eine Handvoll der seidigen Strähnen, drückte sie an sein Gesicht und atmete tief den würzigen Duft des Parfüms ein, das Seraphina immer benutzte und das ihn in der Hütte und dann im
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