HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
ängstliche Hase, den ich vor einigen Wochen durch die Straßen gehetzt habe! Elises früherer Liebhaber! Ich glaube, der Name ist Adam, nicht wahr?“
Adam war sich bewusst, dass sich aller Augen auf ihn richteten. Ein roter Nebel von Wut breitete sich in seinem Gehirn aus, und er bekam rasendes Herzklopfen. „Sir Adam Saker, wenn es Euch nichts ausmacht!“
Blanchard zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Es bedeutet mir nichts, Feigling. Aber vielleicht würdet Ihr gern wissen, dass ‚Eure Elise‘ – die recht fähig ist, wohlverstanden –, eine Zeit lang meine Mätresse war und kürzlich im Kindbett gestorben ist. Mein Sohn starb mit ihr, leider!“
Auf der Mauer entstand eine Bewegung, und eine weitere Gestalt trat vor, Adam indes hatte nur Augen für Blanchard.
„Alles Lügen! Sie ist nicht tot, und sie hätte niemals geduldet, dass Ihr sie anrührt! Das Kind, das Elise erwartete, war meins!“
Adam spürte Henrys bohrenden Blick in seinem Rücken und wusste, dass von ihm später Erklärungen erwartet werden würden, aber er war derart außer sich vor Wut, dass es ihm gleichgültig war.
„Ahem, königlicher Bruder“, räusperte sich Thomas of Clarence hinter ihnen. „Vielleicht solltet Ihr Euch jetzt zurückziehen – und das schnell. Dieser Mann hinter dem Angeber dort oben auf der Mauer trägt eine Handfeuerwaffe, zwar kenne ich deren Reichweite nicht, aber ich finde, Ihr solltet kein Risiko eingehen.“
Der Mann, der eine Hakenbüchse in der Hand hielt, war ähnlich gekleidet wie Blanchard, als wäre auch er ein Ca pitaine , aber es schien irgendwie Unstimmigkeit zwischen ihm und Blanchard zu herrschen. Der große, stämmige Mann schien dem anderen zu befehlen, seine Waffe zu benutzen, doch der andere weigerte sich offensichtlich.
Plötzlich entwand Blanchard dem anderen Mann die Arkebuse und schrie einen Befehl, woraufhin ein Soldat mit einer brennenden Lunte herbeieilte. Während der Soldat das Feuer an die Zündpfanne hielt und Blanchard zielte, zogen die Engländer, endlich überzeugt von der Gefahr, sich hastig zurück.
Der Schuss landete nur Zentimeter vor des Königs Füßen. Henry lief rot an, tat aber so, als wäre nichts geschehen. Er wusste, dass er gut außerhalb der Reichweite sein würde, bevor der Capitaine erneut feuern konnte. Mit herrschaftlichem Gleichmut bedeutete er Adam, ihm zu folgen, als er zu seinem Zelt zurückschlenderte. Adam wusste, was ihm bevorstand, obgleich nichts in der Miene des Königs darauf hindeutete, dass er ihn gleich einem scharfen Verhör unterziehen würde. Es berührte Adam nicht, denn sein Herz war damit beschäftigt, die nachhallenden Worte Blanchards zu leugnen: „Meine Mätresse … starb im Kindbett …“
„Ich bin froh, dass du gekommen bist, Jean“, sagte Elise und legte das Schnitzmesser nieder, das sie stets bei sich trug, wenn sie zur Tür ging, und ließ ihren Bruder eintreten. Sie lächelte schwach. „Ich habe einen Fleischeintopf von dem Rest der Kuh gekocht, und ich möchte ihn nicht allein essen.“
Sie hatten vor einigen Wochen die Kuh geschlachtet, da diese aufgehört hatte, Milch zu geben. Nachdem die Nützlichkeit der Kuh als Milchlieferantin beendet war, hatte es keinen Sinn mehr, dass Clothildes Kinder sich um das Tier kümmerten und es bewachten, und früher oder später würde jemand es des Fleisches wegen gestohlen haben, also hatten sie sie lieber selbst geschlachtet. Dieses Schicksal hatte bereits Belle, Elises hübsche Zelterstute ereilt, die eines Tages verschwunden gewesen war. Elise hatte für die Kuh kein Heu mehr kaufen können, und in ihrem Hinterhof wuchs kein Grashalm und kein Unkraut mehr.
Jean blickte auf den „Eintopf“, in dem nur wenig Fleisch enthalten war. „Nein, ich werde dir nicht das bisschen Essen wegnehmen, das du noch hast, da wir in der Garnison immer noch – wenn auch magere – Rationen erhalten. Ich werde mich nur zu dir an den Tisch setzen und meinen Neffen halten, während du isst, Schwester.“
„Thomas schläft, den Heiligen sei Dank.“ Elise ging zu dem Topf über dem Ofen. „Er ist in letzter Zeit ziemlich unwirsch gewesen, das arme Lämmchen. Die Sorgen machen meine Milch vermutlich nicht eben süß.“
Jean runzelte die Stirn, als er sah, dass sie sich nur eine Schöpfkelle voll Suppe in die Schale tat. Kein Wunder, dass ihr die Kleider um den Leib schlotterten. Er fragte sich, wie es ihr möglich war, das Kind immer noch zu stillen. Zweifellos kostete das Stillen sie
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