HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
nach Rouen gegangen. Elise war der Meinung, dass der Preis, sie zu lieben, höher war als das, was Adam zahlen sollte.
Aber wo war sie? Wo konnte er die geliebte Frau finden?
„Ich glaube, Ihr zieht am besten wieder in Euer eigenes Haus, Madame, und zwar so bald wie möglich“, sagte Clothilde am Abend zu Elise, nachdem ihre Kinder zu Bett gegangen waren und Thomas in seiner Wiege schlief. „Obgleich ich keine der Beschuldigungen von Capitaine Blanchard glaube, haben meine Nachbarn gehört, was er über Euch sagte, als er zurückkam, nachdem es ihm nicht gelungen war, den Engländer zu fassen. Ich muss schließlich an meine Kinder denken.“
Elise nickte betrübt. Sie wusste, dass die Hebamme nur tat, was sie tun musste. „Ich bin Euch dankbar für alles, was Ihr für mich getan habt, Clothilde. Ich werde morgen früh meine Habseligkeiten in mein Haus hinüberschaffen.“
Sie fühlte sich wie betäubt. Die Angst, die sie empfunden hatte, als sie Adam von dem Platz fliehen sah, hatte sie zu überwältigen gedroht, bis Blanchard Stunden später zum Haus der Hebamme zurückgekehrt war, enttäuscht und wütend, dass der Spion ihnen entkommen war. Er hatte Elise von der Türschwelle her beschimpft und damit eine neugierige Menge angezogen, die die Buhle des Feindes mit zornigem Argwohn betrachtet hatte.
Morgen würde noch Zeit genug sein, sich Sorgen über die Zukunft, allein in ihrem Häuschen, zu machen. Wie würde man ihr begegnen, jetzt, da sie als die „Hure des Engländers“ gebrandmarkt war? Im Augenblick konnte sie nur Gott danken, dass Adam anscheinend entkommen war.
„Ihr seid also zu dem von dem Zwerg bezeichneten Haus gegangen, und sie war nicht dort?“, wiederholte Thomas of Clarence und reichte Adam einen Becher mit Glühwein. Der würzige Duft stieg Adam in die Nase, aber er nahm ihn kaum wahr. Er war sogar fast zu erschöpft, um den Becher an die Lippen zu heben.
Adam nickte. Er lag auf dem Feldbett. „Ja, und im nächsten Augenblick ging das Geschrei los, und ich rannte um mein Leben.“ Er erzählte dem Herzog, wie er sich in dem Haus der alten Frau versteckt hatte, bis er im Schutz der Dunkelheit wieder den Weg über die Mauer, den er gekommen war, nehmen konnte. „Bei allen Heiligen, ich weiß nicht, wodurch ich mich verraten habe, Euer Gnaden!“
„Ihr glaubt nicht, dass die Französin …“
„Der Gedanke ist mir auch gekommen“, unterbrach Adam ihn, „aber nein, Elise hat mich nicht verraten. Eher würde ich annehmen, dass mich jemand hier im Lager verraten hat, doch das glaube ich eigentlich nicht, nachdem Coulet tot ist. Was mich jedoch quält, ist, wenn sie nicht dort ist, wo ist sie dann? Wohin ist sie gegangen?“ Er setzte seinen Becher ab und ergriff die Hände des Herzogs. „Euer Gnaden, Ihr müsst bei Eurem königlichen Bruder für mich sprechen und mir die Erlaubnis verschaffen, noch einmal in die Stadt zurückzugehen. Ich muss Elise finden! Unseligerweise hat der König mich gesehen, als ich nass und verschmutzt ins Lager zurückkehrte, und ich musste ihm erzählen, wie nahe ich daran war, gefasst zu werden. Jetzt verweigert er mir die Erlaubnis, es noch mal zu versuchen! Keine Erkundung könnte so wichtig sein, sagte er, und ich wage ihm nicht zu gestehen, dass ich meine Frau suche, eine Frau, von der er immer noch glaubt, sie sei eine Spionin und Mörderin!“
„Wenn Henry sich entschlossen hat, Euch zu verbieten, nach Rouen zu gehen, dann müsst Ihr das akzeptieren“, entgegnete Thomas of Clarence, doch angesichts des so tief besorgten Ritters blieb sein Ton freundlich.
„Aber Thomas“, gelegentlich ließ Adam den Titel fallen, wenn er sich dem Herzog als Freund verbunden fühlte, „Gippety hat gesagt, dass sie mein Kind unter dem Herzen trägt! Inzwischen hat sie es wahrscheinlich schon geboren. Wie kann ich Ruhe finden, solange ich nicht weiß, ob sie beide leben, oder ob sie im Kindbett gestorben ist? Wie kann ich meine Frau und mein Kind dort lassen, in der Gefahr zu verhungern?“
„Wenn Ihr sie dort nicht gefunden habt, Saker, dann muss sie Rouen wohl verlassen haben“, meinte der Herzog sachlich. „Vermutlich hat sie erkannt, dass der kleine Mann recht hatte, gleich nachdem er fortgegangen war, und dann hat sie es ihm nachgemacht. Ja, ich bin überzeugt, so ist es!“, fügte er hinzu, als er Adams zweifelnde Miene sah. „Sie scheint eine Frau zu sein, die sich zu helfen weiß, Eure Elise. Ich denke, dass sie es irgendwie schafft, nach Paris
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