Historical Exclusiv Band 44
spürte, wie er mit der Zunge Besitz von ihrem Mund ergriff und versank in einem Aufruhr der Gefühle.
Sarah legte ihm die Arme um den Nacken, ohne sich dessen bewusst zu werden.
Plötzlich rückte der Baron von ihr ab. Sie öffnete die Augen und blickte ihn überrascht an.
Anthony war ganz außer Atem. „Ich schätze, dass ich mehr von Euch will als einen Gutenachtkuss, Sarah“, erklärte er mit rauer Stimme und strich zärtlich mit dem Daumen über ihre geröteten Wangen.
Die Direktheit seiner Worte verunsicherte sie völlig. „Ich habe nicht … kann nicht …“ In ihrem Kopf drehte sich alles, aber diesmal war nicht eine Migräne die Ursache.
Anthony lächelte. Eine seiner Fragen war damit beantwortet. Er würde sich trauen, die Hälfte des Vermögens, das König Charles ihm schenkte, darauf zu verwetten, dass Sarah Fairfax noch unerfahren in allen Arten der körperlichen Liebe war. Und er hatte die feste Absicht, dies zu ändern. Doch dazu bedurfte es einiger Zeit und behutsamen Vorgehens, denn er wollte ihr den höchsten Genuss vermitteln.
Er küsste sie noch einmal sanft auf den Mund und rückte dann von ihr ab.
„Ist Euer Kopfschmerz nun besser geworden?“
Sarah hatte sich unterdessen so weit erholt, dass sie nun sogar eine leichte Enttäuschung verspürte. Schuldbewusst blickte sie drein. „Ich bin mir nicht sicher. Als ich vorhin diesen Raum betrat, fühlte ich mich auf alle Fälle ganz anders als jetzt.“
Anthony lächelte sie zärtlich an. „Ich hoffe, ich war nicht zu aufdringlich, Sarah. Aber Ihr habt mich einfach verzaubert.“
Das schmerzhafte Stechen in ihren Schläfen war verschwunden, trotzdem fühlte sich Sarah immer noch ziemlich benommen. Dreiundzwanzig Jahre lang hatte sie nun mit Männern zusammengelebt, hatte sie umsorgt, mit ihnen geredet, aber noch nie war sie einem begegnet, der sie so fasziniert hätte wie dieser schwarzhaarige Baron. Deswegen fürchtete Sarah, dass eher sie diejenige war, die in diesem Fall einem Zauber erlegen war.
„Ich habe Euch doch nicht zu sehr bedrängt, Sarah?“, fragte Anthony noch einmal.
Sie schüttelte den Kopf, vermied es aber, ihn anzusehen, und ließ den Blick zu dem flackernden Feuer im Kamin schweifen. Im Schein der Flammen leuchtete ihr Haar wie Gold. Anthony streckte den Arm aus und strich sanft über ihre Locken. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Sarah.“
Er stand als Erster auf und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie holte tief Luft und erhob sich dann, ohne seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Gute Nacht.“
Anthony sah ihr nach, als sie das Zimmer verließ. Er zwang sich, das übermächtige Verlangen zu unterdrücken, das er von dem Augenblick an verspürt hatte, als sein Mund ihre Lippen berührte. Aber nicht nur sein Körper drohte ihm außer Kontrolle zu geraten. Auch die Gefühle, die er für Mistress Fairfax empfand, waren ganz neu für ihn. Die Gewissheit, dass sie noch Jungfrau war, hatte in ihm eine unerklärliche Freude ausgelöst, obwohl er diesem Zustand zuvor noch nie eine besondere Bedeutung beigemessen hatte.
Und gestern, als er sie dabei beobachtet hatte, wie sie ihren großen, blonden Gefährten umarmte, hatte er einen schmerzhaften Stich verspürt. Das konnte nur Eifersucht sein, eine Schwäche, die er bis jetzt stets zu vermeiden gewusst hatte.
Er blickte in die züngelnden Flammen im Kamin. Eines war sicher. Es war ein Glück, dass dieser Master Partridge offensichtlich mit seiner Werbung so langsam vorankam. Denn Anthony wollte sichergehen, dass er es war, der Sarah in die Freuden der Liebe einführte und nicht irgendein Tölpel vom Lande. Er wollte sie lehren, die körperliche Lust, die ihre puritanische Erziehung völlig unterdrückt hatte, zu genießen.
Der Albtraum hatte Sarah wieder heimgesucht. Er hatte ihren Schlaf gestört und sie übermüdet aufwachen lassen. Einen Augenblick lang zögerte sie, den Schritt zwischen Schlafen und Wachen zu vollziehen. Sie hatte Angst davor, was ihr dieser Tag bringen mochte.
Die Erinnerung an die Begegnung mit Anthony am letzten Abend war auch nicht gerade dazu geeignet, ihre aufgewühlte Gefühlswelt zu beruhigen.
Genauso wenig war es die Tatsache, dass sein Gesicht das erste war, das sie erblickte, als sie das Speisezimmer betrat. Er erhob sich sofort bei ihrem Erscheinen. Die beiden anderen Männer am Tisch, ihr Onkel Thomas und Oliver Kempthorne, folgten etwas langsamer.
Sarah blieb auf der Türschwelle stehen. Wie kam ihr Onkel dazu, mit
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