Historical Exclusiv Band 44
einem Mann aus der königlichen Garde zu frühstücken? Das letzte Mal, dass sie diese Uniform auf Leasworth gesehen hatte, war bei den Leuten gewesen, die ihren Vater gefangen genommen hatten, um ihn wegen Verrat einzusperren. Ein leichtes Stirnrunzeln rief eine feine Linie zwischen ihren Augen hervor. Anthony kam ihr entgegen.
„Guten Morgen, Mistress Fairfax. Wie fühlt Ihr Euch heute? Ist der Kopfschmerz verflogen?“ Die Art, wie er sie anredete, war formvollendet, doch als er ihre Hand nahm, um sie in das Zimmer zu geleiten, spürte sie, wie er ihr mit dem Daumen zärtlich über die Handfläche strich.
Sarah entzog ihm die Hand und ging rasch zur anderen Seite des Tisches. Seine Berührung ließ sie alles andere als kalt. Doch Sarah wollte sich erst einmal der Gefühle, die sie diesem Mann entgegenbrachte, sicher werden. Sie beobachtete den Baron ohne jede äußere Regung, während er wieder neben Kempthorne Platz nahm. Die beiden Männer ähnelten sich äußerlich sehr. Obwohl Anthony schlank und dunkelhaarig war und Kempthorne untersetzt und blond, sah man beiden sofort an, dass sie am königlichen Hofe verkehrten. Ihr langes Haar fiel in Locken auf die Schultern, und beide trugen weit geschnittene, weiße Hemden aus feinstem Batist. Einer dieser Männer hatte gestern einen ihrer engsten Vertrauten ins Gefängnis gebracht. Der andere hatte sie geküsst. Sarah sagte sich, dass es wohl das Beste für sie wäre, wenn sie in Zukunft von beiden gebührenden Abstand hielte.
„Lord Rutledge hat mir erzählt, dass Ihr Euch gestern Abend unwohl gefühlt habt, Sarah“, begann ihr Onkel. „Wünscht Ihr, dass ich nach einem Heilmittel schicken lasse?“
„Es geht mir heute wieder gut, lieber Onkel. Ich denke, dass ich mich nur über die Inhaftierung von Pastor Hollander so aufgeregt habe.“ Sie hielt den Blick auf ihren Onkel gerichtet und schenkte Oliver keinerlei Aufmerksamkeit.
„Ja, deshalb habe ich Captain Kempthorne auch um einen Besuch gebeten. Ich habe ihm bereits mitgeteilt, dass einfach nichts Wahres an diesen Beschuldigungen sein kann. Ich kenne den Landvikar bereits seit unserer gemeinsamen Jugendzeit.“
Oliver streckte sein Messer vor und spießte ein dickes Stück Schinken auf, das auf der Servierplatte lag. „Ich bin bereit, allen Seiten Gehör zu schenken, Sir Thomas. Je mehr Informationen wir über diesen Vorfall erhalten, desto schneller wird sich alles aufklären.“
„Ich fürchte, dass Ihr hier auf Leasworth keinerlei Neuigkeiten in der Angelegenheit erfahren könnt“, warf Sarah abweisend ein.
Oliver wandte sich zu ihr und lächelte freundlich. „Das glaube ich auch, Mistress Fairfax, doch bin ich verpflichtet, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.“ Noch während er mit ihr sprach, führte er das Messer zum Mund und biss ein Stück von der Schinkenscheibe ab.
„Ich kann mir vorstellen, dass Captain Kempthorne alle Landsitze in der Umgebung begutachten wird“, meinte Anthony.
Sarah wandte sich von beiden Männern ab, um sich selbst warme Milch in eine Tasse einzugießen. Ihr war der Appetit auf Essen heute Morgen vergangen. „Es wäre vermutlich besser, wenn Captain Kempthorne nach London zurückreisen würde und die Leute hier in Ruhe ließe“, bemerkte sie eisig.
„Aber Sarah!“, protestierte ihr Onkel. „Ihr müsst meine Nichte entschuldigen, Gentlemen. Sie ist verärgert, da sie sehr an dem Pastor hängt. Selbstverständlich sind wir jedoch als treue Anhänger der Krone gern bereit, den Gesandten des Königs in der Ausübung ihres Auftrags auf alle erdenkliche Weise zu helfen.“
Anthony beobachtete Sarah, während sie sich Zimt in die Milch gab und anschließend umrührte. Ihre Haltung ihm gegenüber war heute Morgen ganz anders. Vielleicht lag es nur an Olivers Gegenwart, aber es schien ihm, als ob sie ihre Feindseligkeit auch auf seine Person übertragen hätte. Er wäre bereit gewesen, die ganze Sache um den Wegelagerer, den Verrat und den betrügerischen Pfarrer für einen Tag zu vergessen, um mit ihr auszureiten, doch nun war er sich nicht mehr sicher, ob sein Vorschlag willkommen wäre.
„Ich bedaure es, wenn Euch meine Gegenwart hier stört, Mistress Fairfax“, meinte Oliver kauend. „Meine Leute haben jedoch schon eine Reihe von Zeugen gefunden, die bereit sind, über den maskierten Banditen auszusagen. Wir werden ihn sicher in ein paar Tagen gefasst haben und können dann wieder abziehen.“
Sarah nippte an ihrer heißen Milch und zwang sich,
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