Historical Exclusiv Band 44
unternehmen.“
„Onkel Thomas hat Mr Montague bereits eine Nachricht überbringen lassen.“
„Und?“
Sarah senkte niedergeschlagen den Kopf. „Er meinte, es gäbe nicht viel Hoffnung, nachdem sie den Pastor auf frischer Tat mit einigen der gestohlenen Juwelen ertappten.“
Jack schwieg einen Moment, ehe er entschlossen sagte: „Ihr habt recht. Wir müssen etwas unternehmen. Doch wenn ein Kampf nötig sein sollte, führe ich ihn aus und nicht Ihr.“
Sarah sank mit einem Seufzer zurück in die Kissen. „Ich habe Kopfschmerzen, Jack. Das war heute ein sehr langer und unerfreulicher Vormittag. Warum geht Ihr nicht zurück zu Mistress Thatcher, und lasst mich in Ruhe? Wir können morgen weiter über die Angelegenheit reden.“
„Darüber gibt es nichts mehr zu besprechen, Sarah. Ihr werdet auf keinen Fall allein losreiten und versuchen, Pastor Hollander aus dem Gefängnis zu befreien. Die ganze Idee ist verrückt.“
Sarah schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. „Ich werde heute Nacht sicher gar nichts unternehmen. Warum tut Ihr nicht, was ich Euch vorgeschlagen habe?“
„Ihr versprecht, dass Ihr warten werdet, bevor wir gemeinsam einen Plan ausgearbeitet haben?“
„Ich verspreche es“, antwortete sie, unterbrach die Massagebewegungen und blickte ihn mit schmerzvoll verzogenem Gesicht an. „Wenn dieses Stechen nicht bald aufhört, werde ich es nicht einmal mehr bis zum Bett schaffen, geschweige denn auf den Rücken eines Pferdes.“
Jack ging zu ihr und beugte sich herab, um ihr einen leichten Kuss auf die Wange zu geben. „Versucht ein wenig zu schlafen. Vielleicht werden wir morgen eine Lösung finden.“
„Ja, Jack. Macht Euch aber jetzt auf den Weg. Mehr als je zuvor möchte ich unter allen Umständen vermeiden, dass Euch Lord Rutledge zu Gesicht bekommt.“ Sie sah ihren Bruder unsicher an und hoffte, dass er die leichte Rötung nicht bemerkt hatte, die ihr schon bei der bloßen Erwähnung des Namens ins Gesicht gestiegen war.
4. KAPITEL
S arah traf Anthony am Abend. Er machte sich gerade Notizen in eine lederne Schreibmappe, blickte jedoch mit einem Lächeln hoch, als sie eintrat.
„Ich fürchte, Ihr hattet keinen besonders erfolgreichen Tag, was Euren Auftrag betrifft, Pferde für den königlichen Reitstall auszusuchen“, begann sie.
Anthony legte die Mappe beiseite und stand auf. „Ich bedaure an diesem Tag eigentlich nur, dass unser Ausritt heute Vormittag gestört worden ist.“
Sarah sah ihn vorsichtig lächelnd an. „Es war ein abenteuerliches Wettrennen oder wenigstens der Anfang davon. Ihr reitet sehr gut, Mylord.“
„Der Krieg ist ein guter Lehrmeister – wenigstens was das Reiten, Fechten und einige andere Dinge betrifft.“
„Aber Ihr habt nicht Eure ganze Jugend auf dem Schlachtfeld verbracht. Wie ich sehe, könnt Ihr auch mit Papier und Feder umgehen.“
„Die großen Kriege liegen hinter uns, hoffe ich“, entgegnete er, reichte ihr den Arm und führte sie zu einem Sofa neben dem kleinen Kamin. Sarah hatte ihrem Gast eigentlich nur eine gute Nacht wünschen wollen und nicht vorgehabt, länger zu bleiben. Doch nun nahm sie ohne Widerrede Platz.
„Am Hofe muss man heutzutage die feineren Lebensformen beherrschen“, fuhr Anthony fort. „Seine Majestät erfreut sich nun gern bei kultivierteren Zerstreuungen und überlässt den Wettstreit und die Turniere den jüngeren Männern.“
Anthony hatte sich neben ihr niedergelassen, sein Knie berührte ihr Bein, und sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie fühlte, wie seine Nähe ihren Pulsschlag beschleunigte, und fand es schwierig, sich auf eine Antwort zu konzentrieren. „Schätzt Ihr den König sehr?“, fragte sie schließlich.
Anthony nickte. „König Charles mag viele Fehler haben, aber er ist treu und aufrichtig zu seinen Freunden und großzügig, wenn einer einen Fehler macht. Mehr noch zählt für mich, dass er ein guter Regent sein will und für sein Land nur das Beste im Sinn hat.“
Sarah hatte Schwierigkeiten, Anthonys Aussage mit dem Bild zu vergleichen, dass sie sich im Geiste so viele Jahre lang von dem Regenten gemacht hatte. Ihr Kopf dröhnte. Erschöpft schloss sie die Augen und griff sich an die Schläfe.
„Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Mistress Sarah? Es war ein anstrengender Tag für Euch. Ihr seht müde aus.“
„Ich leide unter starken Kopfschmerzen. Es war qualvoll, mit ansehen zu müssen, dass ein rechtschaffener Mensch wie Pastor Hollander so
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