Historical Exclusiv Band 44
ich an diesem Tag empfand.“
Sarah blickte ihn überrascht an. Der Baron machte auf sie nicht den Eindruck, als hätte er jemals wegen irgendetwas gelitten. „Was stieß Eurem Vater zu?“
„Er wurde in der Schlacht von Marston Moor getötet. Er kämpfte für den alten König, Charles I., den Euer Vater und seine Anhänger hingerichtet haben.“
Sarah biss sich auf die Lippe. „So viele tapfere Männer mussten auf beiden Seiten ihr Leben lassen. Aber wofür? Der Sohn des ehemaligen Königs ist wieder an der Macht, und nichts hat sich geändert. Weshalb führen die Männer nur so gern Krieg?“
„Es ist nicht die Schlacht, die sie reizt – vielmehr die Möglichkeit, Einfluss zu gewinnen und damit Geld und Ländereien, vermute ich.“
Sie erreichten die Eingangstür, und Anthony öffnete sie, um Sarah eintreten zu lassen. „Euer Umhang ist ganz feucht“, bemerkte er. „Euch ist sicher kalt.“
Sarah nickte. „Ich habe einen Spaziergang am Meer unternommen. Um diese Jahreszeit ist es dort sehr windig und nass.“
„Ihr solltet Euch an einer gemütlichen Feuerstelle wärmen.“
„Aber Ihr werdet vielleicht noch nichts zu Abend gegessen haben. Ich müsste zuerst in die Küche gehen und Bess anweisen, ein Mahl zuzubereiten.“
Anthony drehte sie zu sich um und begann, die Schlaufen an ihrem Umhang zu öffnen. „Alles, was ich mir wünsche, ist ein Glühwein und Eure Gesellschaft am Kamin.“
Er strich ihr zärtlich mit den Fingern über das Kinn, während er am Verschluss des Kragens nestelte.
„Ich werde nachsehen, wo sich mein Onkel aufhält, und ihn bitten, uns Gesellschaft zu leisten.“ Ihre Stimme klang heiser. Sarah zitterte leicht. Sie war sich nicht sicher, ob das nur an der Witterung lag.
„Ich würde Euch aber lieber für mich allein haben.“
Der Blick seiner Augen ließ sie erneut erschauern. Ich muss mich verkühlt haben, dachte sie. Es darf einfach nicht sein, dass mich die kleinste Berührung eines Mannes aus der Bahn wirft, egal wie gut er auch aussehen mag. Vor allem, wenn er zu den Gefolgsleuten des Königs gehört. Und schon gar nicht, während ihr Bruder und der Landvikar sich in einer Höhle verstecken, die sich nur einige Hundert Meter unterhalb des Hauses befindet.
Schwungvoll zog sie ihren Umhang von den Schultern und warf ihn über einen Stuhl in der Eingangshalle. „Bitte macht es Euch im Gesellschaftszimmer bequem, Mylord. Ich gehe nur schnell in die Küche und hole den Wein.“
Sie nickte ihm kurz zu und eilte dann den langen Gang entlang, der zu den Wirtschaftsräumen führte.
Anthony schlenderte über den persischen Teppich, mit dem der ganze Raum ausgelegt war. Er hätte eine gemütlichere Umgebung bevorzugt, aber vielleicht war es so am besten. Nach all dem, was vorgefallen war, beabsichtigte er, mehr über Sarahs Gefährten und andere Einheimische, die im Hinblick auf den maskierten Räuber infrage kamen, zu erfahren.
Und er hatte sich fest vorgenommen, dem Verlangen seines Körpers nicht nachzugeben. Außerdem zwang er sich, nicht daran zu denken, wie rund und fest sich Sarahs Brüste angefühlt hatten, als er ihren Umhang geöffnet und er dabei die Hände leicht gegen den Stoff gedrückt hatte.
„Ich habe zusätzlich einige Honigkuchen mitgebracht, da Ihr die Euren gestern großzügig an die Kinder weitergegeben habt.“
Anthony hatte ihr Kommen nicht bemerkt. Sie stand mit einem beladenen Tablett vor ihm, und er beeilte sich, es ihr abzunehmen. Mit heimlicher Freude bemerkte er, dass sie nur zwei Weinkelche mitgebracht hatte.
„Da ich die Kuchen zuvor aus der Küche von Leasworth erhalten hatte, kann es sich schwerlich um meine eigene Freigebigkeit handeln.“ Er stellte das Tablett auf den niedrigen Tisch neben dem Kamin ab und zog zwei Sessel nahe heran.
Sarah machte es sich in einem von ihnen bequem. „Aber sie waren für Euer Mittagessen vorgesehen, und Ihr habt sie verschenkt“, beharrte sie. „Dieses Verhalten hat in mir die Hoffnung geweckt, dass nicht alle Getreuen des Königs nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind.“
Belustigt blickte Anthony sie an. „Seid Ihr schon immer eine so unverblümte Rednerin gewesen, Sarah?“
Sarah lachte und nahm sich ein Stück Kuchen. „Die Verschleierung von Tatsachen wurde in meinem Elternhaus immer als Sünde angesehen. Sogar die allgemein tolerierten ‚Notlügen‘ galten bei uns als Verstoß gegen den Willen des Herrn.“
Anthony wurde wieder ernst. „Wenn dies der Fall ist, verehrte
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