Historical Exclusiv Band 44
Puritanerin, möchte ich eine Frage an Euch richten.“
„Was wollt Ihr von mir wissen?“
„Ich möchte Euch bitten, mir wahrheitsgemäß darüber Auskunft zu geben, ob Ihr irgendeine Information habt, die Captain Kempthorne bei seiner Suche nach dem Wegelagerer helfen könnte“, entgegnete er mit Nachdruck in der Stimme.
Sarah hielt einen Moment inne. Sie hatte den Kuchen in der Hand und wollte ihn gerade zum Mund führen. Dann lehnte sie sich jedoch zurück, biss ein Stück ab und nahm sich die Zeit, es ausgiebig zu kauen, bevor sie es herunterschluckte und Anthony Antwort gab. „Wieso interessiert Ihr Euch für diese Angelegenheit, Mylord?“
„Jeder gesetzestreue Untertan sollte sich verpflichtet fühlen, Übeltäter zu überführen.“
Der Kuchen schmeckte Sarah zu trocken, und sie griff nach dem Weinkelch. „Können wir nicht über angenehmere Dinge plaudern?“
Anthony bemerkte, dass sie ihr Glas fest umklammert hielt. Es verhielt sich demnach wirklich so, wie er es schon seit der ersten Nacht in diesem Hause vermutet hatte. Diese Frau wusste mehr über die Vorgänge, die sich in dieser Gegend des Königreiches abspielten, als sie preisgeben wollte. Wenn er sie mit einem Appell an ihr Verantwortungsgefühl für Recht und Ordnung nicht bewegen konnte, sollte er vielleicht eine andere, erfolgversprechender Methode anwenden, um ihr Informationen zu entlocken.
Es handelte sich um eine Fertigkeit, die er sich in den Pariser Bordellen angeeignet hatte. In jener Zeit war es lebenswichtig für König Charles gewesen, zu wissen, mit wie viel Unterstützung er durch den französischen Thron rechnen konnte. Und Anthony hatte die Aufgabe gehabt, diese Informationen unter allen Umständen von den Damen der Halbwelt zu beschaffen.
Anthony trank einen Schluck Wein und fühlte, wie sich eine angenehme Wärme in ihm ausbreitete. Offensichtlich war er auf dem besten Wege, an diesem Abend Pflicht und privates Vergnügen miteinander zu verbinden.
6. KAPITEL
E inverstanden. Wir sollten uns amüsanteren Dingen widmen.“ Anthony erhob sich und legte ein dickes Holzscheit in das Feuer.
„Wenn Ihr wollt, rufe ich den Diener, damit er sich um den Kamin kümmert“, schlug Sarah vor.
Der Lord legte ein weiteres kleineres Holzstück nach, klopfte sich anschließend den Schmutz von den Händen und drehte sich zu ihr um. „Nein. Hatte ich Euch nicht erzählt, dass ich Euch heute Abend ganz für mich allein haben möchte?“
Seine Augen blitzten. Der besitzergreifende Blick, mit dem er sie musterte, trieb ihr die Röte ins Gesicht. Sie trank schnell einen Schluck Wein und fühlte, dass das Getränk sie etwas beruhigte. „Lord Rutledge, ich habe Euch bereits am Tage unserer Bekanntschaft mitgeteilt, dass ich die koketten Umgangsformen des Hofes nicht beherrsche.“
Er trat vor sie und musterte sie aufmerksam. „Ihr würdet am Hofe sicher großes Aufsehen erregen, Sarah. Ich kann mir Euren Auftritt zwischen all diesen Damen mit ihren feinen Spitzen und bunten Bändern sehr genau vorstellen.“
„Ein grauer Spatz zwischen stolzen Pfauen?“
„Ich sehe Euch eher als reine, glänzende Perle zwischen grell schillernden Glasketten.“
Sarah lächelte. „Ihr seid einfach zu geübt im Verteilen von Komplimenten, Mylord. Ich kann mit dieser Art der Konversation nicht mithalten.“
„Und doch besteht Ihr darauf, mich weiterhin ‚Mylord‘ zu nennen. Es gibt mir das Gefühl, als ob ich ein verrückter alter Mann wäre, der einem jungen Mädchen den Hof macht.“
„Wollt Ihr mir etwa den Hof machen, Lord Rutledge?“
Er lachte laut auf. „Seht Ihr! Das ist es, was ich meine! Am Hofe des Königs hecken die Damen endlose Intrigen mit allen möglichen Verwicklungen und Geschichten aus, nur um herauszufinden, ob sie das Interesse eines bestimmten Mannes geweckt haben. Ihr dagegen seht mich einfach mit Euren wunderschönen Katzenaugen an und fragt mich direkt danach.“
„Es scheint mir die einfachere Methode zu sein“, erklärte Sarah.
„Ja. Sicherlich. Aber Einfachheit und Direktheit sind eine seltene Tugend.“
Sarah wurde ernst. „Hier in Wiggleston ist sie weit verbreitet. Wir sind einfache Leute. Die meisten von uns wollen nur in Frieden leben und ihren Familien das Nötige zum Lebensunterhalt bieten. Aber das ist oft nicht leicht zu bewerkstelligen, wie Ihr gestern sehen konntet.“
Anthony wollte vermeiden, dass das Gespräch wieder auf schwierige Themen kam. Das würde seinen Absichten an diesem Abend
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