Historical Exclusiv Band 44
durchnässt.“
Sarah lächelte ihren Onkel dankbar an. „Ich bin einfach gern in der Natur“, erwiderte sie ruhig.
Anthony kam die restlichen Stufen herab und ging durch den Flur zu ihnen. Zur Begrüßung ergriff er Sarahs Hand und führte sie an die Lippen. „Ich hatte den Eindruck, dass Ihr auch manche Stunde hier im Haus schon sehr genossen habt“, flüsterte er, sodass es ihr Onkel nicht hören konnte.
Sarah entzog ihm die Hand, brachte es aber nicht über sich, ihm einen tadelnden Blick zuzuwerfen. Stattdessen strahlte sie ihn an. Anthony richtete sich auf und zwinkerte ihr zu. „Euer Onkel hat recht. Eure Finger sind eiskalt. Ihr müsst einen Becher Glühwein trinken.“
„Bitte entschuldigt mich“, meinte Sir Thomas. „Ich habe noch mit meinem Aufseher Rechnungen zu erledigen und deshalb die Dienerschaft angewiesen, mir das Essen in der Bibliothek zu servieren.“ Er blickte von Anthony zu Sarah und lächelte zufrieden. „Ich bin zuversichtlich, Ihr beiden jungen Leute seid imstande, eine angenehme Beschäftigung für diesen regnerischen Nachmittag zu finden.“
Anthony und Sarah lächelten beide. „Wir kommen schon zurecht, Onkel“, erwiderte Sarah.
„Aber Ihr nehmt etwas Warmes zu Euch, damit Ihr nicht krank werdet, liebe Sarah“, mahnte er.
„Selbstverständlich, Onkel.“
„Ich werde dafür sorgen, dass sich jemand um Eure Nichte kümmert, Sir Thomas“, fügte Anthony hinzu, ohne das Gesicht zu verziehen.
Thomas Fairfax nickte zufrieden und drehte sich um, um in seine Bibliothek zurückzukehren.
Sarah und Anthony hatten sich in das kleine Turmzimmer zurückgezogen und die Tür verriegelt, um unerwünschte Störungen vonseiten der Diener auszuschließen. Anthony hatte ein großes Tablett mit Speisen zusammengestellt, das für das gesamte Personal des Hauses gereicht hätte, und es war ihnen gelungen, einen guten Teil davon zu verzehren.
Nun fühlten sie sich angenehm satt und lagen auf einem Stapel Kissen vor dem Feuer. Draußen drohte der Sturm das robuste Ziegelhaus in seinem Fundament zu erschüttern, während sie es sich gemeinsam unter einer warmen Decke behaglich gemacht hatten.
Keiner von beiden hatte die nicht zu Ende geführte Unterhaltung von heute Morgen wieder aufgenommen. Stattdessen unterhielten sie sich über London, über das Wiederaufleben der Theater, über Philosophie, Religion und die Landwirtschaft, die seltsamerweise ein Lieblingsthema von Anthony zu sein schien.
„So hat man tatsächlich Bücher darüber geschrieben, wie man Feldfrüchte am besten anpflanzt?“, fragte Sarah verwundert.
„Es gibt dicke Bände über dieses Thema“, antwortete Anthony begeistert. „Natürlich habe ich nie die Gelegenheit gehabt, die Theorien selbst auszuprobieren, aber ich würde es gern einmal versuchen.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Euch als Gutsbesitzer niederlasst“, neckte Sarah ihn und fuhr mit dem Finger über die raue Haut seines Kinns.
Anthony packte ihre Hand und biss sanft hinein. „Warum nicht?“, fragte er herausfordernd und fügte dann mit ernster Stimme hinzu: „Vielleicht scheint es mir gerade deshalb so verlockend, ein eigenes Zuhause zu haben, weil ich in meinem Leben zumeist viel unterwegs war.“
„Der König hat doch die meisten seiner engsten Gefolgsleute mit Ländereien belohnt. Warum hat er das bei Euch nicht getan?“
„Oh, der König ist sehr großzügig zu mir gewesen. Ich habe ein größeres Vermögen, als es mein Vater jemals vor dem Krieg besaß. Deshalb überlege ich, ob ich mir nicht eines Tages einen Landsitz kaufen sollte.“
„Ihr werdet vermutlich in der Nähe von London wohnen wollen. Oder in welcher Gegend von England wollt Ihr Euch niederlassen?“, forschte Sarah nach.
„Ich weiß nicht.“ Er blickte auf sie herab und drückte sie fester an sich. „Ich habe darüber noch nicht viel nachgedacht. Zweifellos werde ich zuvor erst in den Krieg ziehen müssen.“
„In den Krieg!“ Sarah versuchte vergeblich, sich aufzurichten, denn Anthony ließ sie nicht los.
„Um gegen die Dänen zu kämpfen. Der Konflikt verschärft sich wieder.“
Sarah runzelte die Stirn. „Ihr Männer und Eure Kriege. Werdet Ihr nie damit zu einem Ende kommen?“
„Nun, heute Nachmittag muss ich noch nicht in die Schlacht ziehen, meine Liebste.“
Sarah änderte die Lage ihrer Beine, um sich enger an ihn schmiegen zu können. „Ich freue mich, das zu hören“, flüsterte sie.
„Besteht nicht die Gefahr, dass Euch Euer
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