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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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wollten. Doch stattdessen schlugen sie den Weg zu einem der Gebäude außerhalb des Hofes ein, die etwas komfortabler eingerichtet waren. Hier wurden die höhergestellten Gefangenen des Königs untergebracht. Auch die berüchtigte Anne Boleyn hatte in einem dieser Häuser ihre letzten Tage verbracht.
    „Wohin gehen wir?“, fragte er noch einmal. Jetzt klang ihm seine Stimme schon vertrauter.
    Einer der Männer fluchte vor sich hin, antwortete dann aber: „Es wurde angeordnet, dass Ihr Eure Schwester sehen könnt.“
    Diese Worte lösten in Jack Erleichterung und zugleich tödliche Angst aus. Sarah lebte, und sie musste weitgehend unverletzt sein, wenn man ihm erlaubte, sie zu sehen. Doch der eigentliche Grund, wieso man ihm gestattete, sie zu besuchen, konnte nur bedeuten, dass nun wirklich das Ende nahte.
    Es war schon seltsam. Während der vergangenen Tage in der Gefängniszelle hatte er sich immer vorgestellt, dass er diesen Augenblick begrüßen würde. Hauptsache, die unendliche Dunkelheit seiner gegenwärtigen Existenz würde beendet. Aber jetzt, da der Tod unmittelbar bevorstand, befiel ihn panische Furcht. Jack fühlte die warmen Sonnenstrahlen auf dem Gesicht, und seine Lebenslust erwachte neu.
    Sie erreichten den Eingang des aufwendig gebauten Hauses mit seinen schweren Holzbalken und dem Flechtwerkdach. Die Wärter drängten Jack ins Innere. Sarahs Zelle lag im zweiten Stock. Ein Aufseher kam, um sie hereinzulassen. Er bemerkte erleichtert, dass ihr Gefängnis viel bequemer ausgestattet war als der Raum, in dem er die letzten Monate sein Dasein gefristet hatte. Es wirkte wie ein kleines Schlafzimmer mit Bett und sogar einem Tisch. Aber die Luft war drückend, und die dicken blanken Mauern und vergitterten Fenster ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, welchem Zweck dieses Zimmer diente.
    Auf den ersten Blick konnte er seine Schwester nicht erkennen. Doch langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht. Er sah, dass sie zusammengekauert auf dem Bettende saß.
    „Sarah!“, schrie er entsetzt und lief durch den Raum, um sie in die Arme zu nehmen.
    Sie reagierte nur sehr zögernd. Langsam streckte sie den Arm aus und berührte sein Gesicht, so als wollte sie sich vergewissern, dass er auch kein Geist war. „Jack?“, fragte sie schließlich mit zitternder Stimme.
    „Ja, ich bin es. Sarah, ist mit Euch alles in Ordnung? Haben sie Euch verletzt?“ Durch das schmutzige Kleid, das sie trug, konnte er ihre Rücken- und Schulterknochen spüren. Auch ihr Gesicht war schmal und dessen Farbe fahl geworden. Die Augen wirkten unnatürlich groß.
    „Seid Ihr es wirklich?“
    „Ja, meine allerliebste Schwester.“
    „Wie seid Ihr hierhergekommen?“
    Jack wies mit dem Kopf auf die Männer, die zu beiden Seiten der Tür Stellung bezogen hatten. „Sie sagten, ich dürfe Euch einen Besuch abstatten.“
    Sie betastete prüfend seine Schultern, seine Arme, seine Brust. „Ich verstehe das nicht. Heißt das, Ihr seid frei?“
    Jack schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wurde unter Bewachung hergebracht.“
    Sarah traute ihren Augen kaum. Es war, als ob ihre Träume, die sie in den letzten Wochen gehabt hatte, plötzlich Wirklichkeit geworden wären. Es war Jack, der neben ihr saß und sie umarmte. Und er lebte. Er war in Sicherheit. Die Verletzungen im Gesicht, die ihm bei ihrer Gefangennahme zugefügt worden waren, waren verheilt. Doch sie entdeckte eine neue Wunde an seiner Lippe. „Haben sie Euch gut behandelt?“ Am liebsten hätte sie jede Einzelheit seines Schicksals auf einmal von ihm erfahren.
    „Es geht mir gut. Und um Eure Frage nach meiner Behandlung zu beantworten, will ich nur sagen, dass ich schon bessere Gastgeber in meinem Leben hatte.“ Er sah sie schalkhaft an.
    Sarah überkam ein Glücksgefühl. Was immer sie ihm auch zugefügt hatten, seinen Humor hatte er sich nicht nehmen lassen. „Warum habt Ihr die Erlaubnis erhalten, mich zu besuchen?“
    Jack wich ihrem Blick aus. Er wollte ihr seine Befürchtungen nicht mitteilen, um sie nicht zu beunruhigen. „Ich weiß es nicht. Sie haben mir keine Auskunft gegeben. Vielleicht soll ich in eine andere Zelle oder in ein anderes Gefängnis verlegt werden.“
    Sarah kamen Zweifel. Sie bemerkte, dass er ihr auswich, und die Angst stieg in ihr hoch. „Aber Ihr vermutet einen anderen Grund“, meinte sie vorsichtig.
    Jack zog sie an sich. „Ich habe keine Ahnung, Sarah. Mir ist am wichtigsten, dass ich Euch sehen kann und weiß, es geht Euch

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