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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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„Und ich habe den Mondschein-Banditen gefangen. Ich glaube, das waren die Aufgaben, die Ihr mir gestellt hattet.“
    Charles lächelte und blickte Anthony nachsichtig an. An dieser Geschichte gab es einige Ungereimtheiten. Aber es war offensichtlich, dass Anthony nicht darüber reden wollte. Das bedeutete, dass es sicher noch interessante Details gab. Der König warf einen Blick auf das andere Ende der Halle, wo seine Mätresse die Aufmerksamkeiten der begehrtesten Männer am Hofe entgegennahm.
    „Lasst uns nach dem Abendessen noch ein wenig plaudern, mein Freund“, meinte der König. „Doch nun muss ich mich erst Lady Barbara widmen, die mich erwartet.“
    Jack träumte in diesen Tagen weder von Bess’ nusscremegefüllten Teigtaschen noch von ihrem Apfelkuchen. Nicht einmal Norahs pralle Brüste und wohlgerundeter Bauch erschienen ihm im Schlaf. Stattdessen träumte er, dass er mitten im Fluss schwamm, dessen Lauf durch das Anwesen seines Onkels ging. Es war ein schwüler Sommertag, und er war müde und verschwitzt vom Feld heimgekehrt. Nun befand er sich im belebenden Nass und planschte voller Vergnügen. Sein Körper kühlte langsam ab. Er fühlte sich sauber und erfrischt.
    Wenn er dann aufwachte, musste er sich immer wieder mit der Realität seiner stickigen Gefängniszelle abfinden. Es war mittlerweile die sechste seit seiner Gefangennahme vor vielen Wochen. Oder Monaten. Jack hatte das Gefühl für Zeit verloren. Er würde alles dafür geben, um sich wieder einmal sauber zu fühlen, die ungezieferverseuchten Kleider abzulegen und seine Haut zu schrubben, bis sie wieder ihre ursprüngliche Färbung hatte. Er verbrachte viel Zeit damit, von sauberem Wasser zu träumen. Es war, trotz allem, ein besseres Thema für seine Gedanken als alles andere, über das er grübeln könnte: sein Zuhause, Norah, die Zukunft, richtige Fußbekleidung. Seine Schuhe waren ihm in der ersten Woche in Newgate abgenommen worden, kurz bevor sie ihn in den Tower geworfen hatten.
    Am niedergeschlagensten war er, wenn er an Sarah dachte. In all der langen Zeit hatte ihm niemand sagen können, was sie mit ihr gemacht hatten. Manchmal stellte er sich vor, dass diese rohen Soldaten über sie hergefallen sein könnten, und dann stieg eine ohnmächtige, unerträgliche Wut in ihm auf. In hilflosem Zorn schlug er mit den Fäusten gegen die rauen Mauersteine. Es war ihm egal, was sie mit ihm anstellten. Vielleicht hatte Sarah recht gehabt mit ihren Befürchtungen, und sein Schicksal war schon vorherbestimmt seit dem Tod seines Vaters. Aber er wünschte sich von ganzem Herzen, dass er irgendetwas tun könnte, um sie zu retten. Seine liebreizende, fröhliche, schöne, geistreiche Schwester, die sich in den falschen Mann verliebt hatte und einmal zu oft die Gefahr gesucht hatte.
    Ein schwaches, flackerndes Licht fiel durch das vergitterte Fenster der Zelle. Irgendjemand näherte sich und bahnte sich einen Weg durch die Dunkelheit mithilfe einer Kerze. Jack stand schnell auf. Seine Beine waren schwach. In den ersten Wochen hatte er noch versucht, in der Zelle hin und her zu gehen, um seine steif werdenden Muskeln zu trainieren, doch mit der Zeit hatte er immer weniger Antrieb dazu gehabt.
    „Jack Fairfax?“, fragte eine strenge Stimme.
    „Ja, ich bin hier.“ Die Worte klangen fremd in seinen Ohren.
    Die Eisentür der Zelle knarrte, als sie geöffnet wurde. „Ihr müsst mit uns kommen.“
    Es erwarteten ihn nur zwei Männer. Vor einigen Monaten noch hätte sich Jack überlegt, sie zu überwältigen, doch in seiner derzeitigen schlechten körperlichen Verfassung hatte er keine Wahl, als ihnen demütig zu folgen. Vermutlich war dies nun sein Ende. Er hatte keine Gerichtsverhandlung gehabt, keinen Richter gesehen, keine Nachricht von seiner Schwester oder seinem Onkel erhalten. Doch genauso verfuhr die königliche Justiz, dieselben Leute, die seinen Vater ermordet hatten. Jack erwartete es nicht anders.
    „Wohin werde ich gebracht?“, stieß er mühsam hervor.
    Die Wächter antworteten ihm nicht. Sie führten ihn durch die düsteren, Angst einflößenden Gefängnishallen, dann zwei Stockwerke hinunter bis zum Erdgeschoss und nach draußen. Er atmete tief ein. Die frische Luft hatte für ihn einen Duft wie ein Fliederbusch im Mai. Jack blieb kurz stehen, um seine Lungen vollzupumpen. Doch die Männer waren ungeduldig und drängten ihn mit unsanften Stößen weiter.
    Er vermutete, dass sie ihn aus dem Gefängnis zur Hinrichtungsstätte bringen

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