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Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
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Aufforderung Folge zu leisten.
    „Ich habe Euch vermisst, Majestät.“
    „Warum habt Ihr Euch dann so viele Monate lang nicht mehr bei Hofe sehen lassen?“, fragte der König mürrisch. „Ich sollte Euch für Eure Gleichgültigkeit noch einmal in die Verbannung schicken. Wie könnt Ihr es nur verantworten, dass ich seit Eurem Weggang kein zufriedenstellendes Schachspiel mehr genossen habe.“
    Anthony wusste, dass ihn der König nicht nur als Schachpartner schätzte. Aber es lag nicht in dessen Wesensart, die Dinge so direkt auszusprechen. Er blickte in das Gedränge der eleganten Leute, die das prächtige Umfeld des Königs bestimmten. Höflinge und Gefolgsleute hatten sich herausgeputzt und führten die neueste Mode vor, während Pagen, Kammerdiener und Mundschenke in Erfüllung ihrer vielfältigen Pflichten herumeilten.
    Am anderen Ende der festlich gedeckten Tafel sah er den unterwürfigen Jagdmeister im Gespräch mit dem eitlen Viscount Gilby, und in einer abseits gelegenen Ecke des Saales beugte sich Sir Jeremy Elliot gerade über die üppigen, einladend verpackten Brüste der jungen Frau des Earl of Strickland.
    An den Wänden dahinter schilderten große Ölgemälde des berühmten Malers Rubens das ziemlich ereignislose Leben von Charles’ Großvater James. Die drallen, sinnlichen Gestalten und leuchtenden Farben bestimmten den Raumeindruck.
    Anthony fühlte sich plötzlich wie ein Außenseiter. Er wusste nicht, ob seine lange Abwesenheit vom Hof daran schuld war oder die vielen neuen Erfahrungen, die er in der Zwischenzeit gemacht hatte.
    „Erlaubt mir, Eure Majestät, dass ich Euch an einen Sachverhalt erinnere. Ihr seid es gewesen, der mir die Botschaft nach Paris sandte, ich solle dort bleiben und die Verhandlungen über eine französische Unterstützung gegen die Dänen fortführen.“
    „Ach ja. Dieser langweilige Kleinkrieg. Er ist wirklich ermüdend, Anthony.“
    „Ich fürchte, wir haben in der Angelegenheit noch keine großen Fortschritte gemacht“, erwiderte Anthony.
    „Da seht Ihr es! Man zwingt mich, auf meinen besten Schachpartner zu verzichten, und welchen Sinn hat das Ganze? Ich bin mittlerweile fast entschlossen, die ganze Auseinandersetzung auf sich beruhen zu lassen.“
    Erstaunte Ausrufe waren aus der Ministerrunde, die den König ständig umgab, zu hören.
    „Könnt Ihr Euch das erlauben, Majestät?“, fragte Anthony belustigt.
    „Warum eigentlich nicht? Ich bin doch schließlich der König. Oder irre ich mich?“ Er blickte in die Runde der aufmerksamen Zuhörer und wartete auf Zustimmung. Einige nickten beflissen.
    Anthony hatte eigentlich beabsichtigt, auf ein Gespräch unter vier Augen zu warten, aber er entschloss sich jetzt, die Gelegenheit zu nützen. „Diese Entscheidung würde Euch vor allem beim Volk sehr beliebt machen.“
    „Wie bitte?“ Charles hatte soeben Lady Castlemaine entdeckt, seine wunderschöne, aber zugleich gefährlich kluge Mätresse, die am anderen Ende der Halle ihren eigenen Hofstaat um sich versammelt hatte. „Was meintet Ihr soeben?“
    „Der Krieg mit den Dänen bedeutet für die Bevölkerung eine harte Belastung, Majestät, und es würde dem gemeinen Volk eine große Erleichterung bringen, wenn die Kriegssteuern aufgehoben werden könnten.“
    Charles richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Anthony. „Seid Ihr etwa während Eurer Abwesenheit unter die Politiker gegangen, mein Freund?“
    Anthony schüttelte den Kopf. „Nein, aber mein Aufenthalt in Yorkshire hat mich, glaube ich, ein bisschen zum Menschenfreund werden lassen.“
    Charles lächelte amüsiert. „Ja, erzählt mir ein wenig von Yorkshire, Anthony. Berichtet mir, wie es dazu kam, dass sich ein berüchtigter Wegelagerer, den eine ganze Truppe meiner Leute jagen musste, als Frau entpuppte. Und dass ein ganzes Dorf die Identität des Banditen und seines Komplizen vor meinen beiden besten Offizieren geheim halten konnte.“
    Anthony ließ sich seine Verunsicherung nicht anmerken. Er begegnete den Sticheleien des Königs mit einem Lächeln. Selbstsicherheit war die beste Taktik, um mit Charles zurechtzukommen. Die Zeit, die sie gemeinsam im Exil verbracht hatten, war schon lange vorbei. Das Hofleben bedeutete zwar eine ständige Versuchung von Vergnügungen und Bequemlichkeiten, aber der König verfügte über einen scharfen Verstand und duldete in seiner Umgebung keine Versager.
    „Ich habe die Gefolgstreue von Thomas Fairfax bestätigen können“, erwiderte Anthony ruhig.

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