Historical Exclusiv Band 44
Gefängnis freikommt.“
„Nun, ja, aber …“
„Dann müsst Ihr sie heiraten! Es ist sowieso an der Zeit, dass Ihr Euch niederlasst, Anthony. Sobald die Dame als Lady Rutledge auftritt, kann ich für sie auf irgendeine Art eine Begnadigung aussprechen.“
Charles winkte gelangweilt ab. „Meine Minister sollen die Einzelheiten herausfinden.“
„Aber, Majestät …“ Der Baron wusste nicht, was er entgegnen sollte.
Charles ging wieder zum Schachtisch und setzte sich. „Kommt her, und nehmt Platz, Rutledge. Ich fordere Euch zur nächsten Partie. Diesmal werde ich Euch wirklich schlagen.“
„Königliche Hoheit, ich glaube nicht, dass Ihr versteht …“
„Beeilt Euch bitte! Wenn Ihr erst eine Hochzeit zu planen habt, werde ich wieder eine Zeit lang auf einen würdigen Schachspielpartner verzichten müssen. Deshalb lasst uns jetzt die Zeit noch nutzen.“
Völlig benommen ging Anthony zum Schachtisch zurück. Er hörte kaum, was ihm der König als Nächstes mitteilte.
„Es handelt sich um einen schmucken Landsitz. Ich beabsichtigte eigentlich, ihn Norfolk zu geben. Aber in letzter Zeit bin ich mit seinen Diensten nicht mehr so zufrieden. Und da Euch Yorkshire anscheinend sehr gefällt, käme es ganz gelegen. Ja, es wäre wohl das perfekte Hochzeitsgeschenk für Euch und Eure Gemahlin. Ich werde meine Minister gleich morgen früh die Papiere verfassen lassen. Hört Ihr mir überhaupt zu, Anthony?“
Der Baron setzte sich unvermittelt. „Ein Landsitz, Majestät?“, wiederholte er mechanisch.
„Genau das. Ich hatte immer schon nach einem passenden Gut für Euch Ausschau gehalten, habe aber die Angelegenheit stets wieder vergessen.“
„Ich muss darüber nachdenken, Majestät“, meinte Anthony langsam.
Charles lehnte sich über das Schachbrett und blickte ihn durchdringend an. „Da gibt es nichts mehr nachzudenken, lieber Baron. Ihr werdet den Ehestand genießen, Anthony. Er ist nicht so schlecht, wie er oft besungen wird. Manchmal bringt er zwar Einschränkungen mit sich, aber wenn man sich über gewisse Moralvorstellungen hinwegsetzen kann, lässt es sich gut damit leben.“
Zu jeder anderen Gelegenheit hätte Anthony diese launische Darstellung des Ehestandes, die der König gerade mit wenigen Sätzen umrissen hatte, mit dem Spott aufgenommen, den sie verdiente. Obwohl der König gegenüber seiner unglücklichen, nicht sehr ansehnlichen portugiesischen Gemahlin bei den seltenen Anlässen, bei denen sie in Erscheinung trat, stets freundlich war, bestand nicht einmal der Anschein einer Beziehung zwischen ihnen. Für jeden am Hofe war offensichtlich, dass König Charles sein Glück bei seiner Schar von Mätressen fand.
Er stellte schließlich die Schachfiguren wieder auf, während Anthony keine Reaktion zeigte und wie gelähmt wirkte.
„Ich glaube, Ihr eröffnet“, bemerkte Charles ruhig.
Oliver fand Anthony ganz allein an einem Tisch sitzend im großen Bankettsaal, ganze zwei Stunden nachdem die anderen Gäste schon aufgebrochen waren. Zwei Terrier lagen zu seinen Füßen und hofften zweifellos, dass der einsame Esser ihnen noch ein paar Abfälle zukommen lassen würde. Neben ihm stand ein fast leerer Krug Bier.
„Was um alles in der Welt treibt Euch dazu, hier allein Euer Mahl einzunehmen?“, fragte Oliver und zog sich auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches einen Stuhl hervor, drehte ihn um und nahm rittlings darauf Platz.
„Was ist los mit Euch?“ Forschend musterte Oliver seinen Freund. Gleich darauf hielt er abwehrend die Hand hoch. „Nein, wartet. Sagt es mir nicht! Lasst mich raten. Ich kenne diesen Zustand. Es kann nur eine Frau daran schuld sein. Und da Ihr seit unserem Abenteuer in Yorkshire keusch wie ein Mönch lebt, würde ich sagen, es handelt sich um die schöne Mistress Fairfax.“
Anthony blickte ihn abweisend an. „Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten, Kempthorne! Auf Euren Spott kann ich verzichten.“
Der Baron griff nach seinem Pokal, aber bevor er ihn vom Tisch heben konnte, hatte Oliver die Hand ausgestreckt und hielt ihn fest. „Ihr habt genug getrunken, mein Freund.“
Anthony lachte hart auf. „Das darf ich doch wohl noch selbst entscheiden, oder?“
„Allem Anschein nach seid Ihr dazu nicht mehr richtig fähig.“
Oliver hielt den Pokal fest. Anthony ließ ihn los und packte stattdessen den Zinnkrug. „Ich bin heute in der Stimmung, mich richtig volllaufen zu lassen, Oliver. Ihr könnt bei mir bleiben und mir dabei Gesellschaft
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