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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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der Schwestern Abernathy mit ihren langen, eng anliegenden Ärmeln und den spitzenverzierten Miedern veranlassten den Koch immer wieder, bei ihrem Anblick die Brauen hochzuziehen. Daher hatte Sarah sich in chinesische Kleidung gehüllt, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, wenn sie den Mann aufsuchte, dessen Hilfe sie so verzweifelt benötigte.
    Endlich blieb ihre kleine Lotsin stehen und deutete scheu nach vorn. "Das ,Haus der tanzenden Blüten', Große Schwester."
    Überrascht blickte Sarah zu dem Haus, auf das das Kind zeigte. Aus irgendeinem Grund hatte sie erwartet, dass ein Bordell anders aussehen würde als dieses elegante Stadthaus. Von der Straße aus betrachtet, wo lediglich die Spitzen des Daches hinter den hohen Mauern zu erkennen waren, hätte man das Gebäude auch für die Residenz eines Mandarins halten können. Ein reich mit Schnitzereien verziertes Tor aus Ebenholz stand weit offen – um nächtliche Besucher einzuladen, wie Sarah vermutete. Das Torhaus trug ein spitzes Dach, und sie konnte einen Blick erhaschen auf die üppigen Gärten dahinter, die durchzogen waren von gepflasterten Wegen und von Laternen erhellt wurden.
    "Kommen Sie schon, kommen Sie", drängte das kleine Mädchen und zupfte an Sarahs Ärmel.
    Sarah folgte dem Kind in die dunkle Gasse, die an der einen Wand des Hauses entlangführte. Abfälle und andere Dinge, die sie jedoch lieber nicht näher betrachten wollte, knirschten unter ihren hölzernen Pantoffeln. Als sie die Gasse zur Hälfte durchschritten hatten, löste sich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten des Gebäudes.
    "Fünfter Neffe?"
    Die Gestalt neigte den Kopf. "Ja, Große Schwester. Kommen Sie, schnell-schnell."
    Sarah fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie durch ein Seitentor schlüpfte. Trotz der tapferen Worte, die sie vorhin selbst zu Abigail gesagt hatte, fühlte sie sich nicht sehr wohl bei dem, was sie tat. Der Gedanke, heimlich in eines der berüchtigtsten Häuser von ganz Macao einzudringen, beunruhigte sie mehr, als sie zu Hause vorgegeben hatte.
    Fünfter Neffe befahl der Kleinen mit dem Hinken in strengem Tonfall zu warten und schob das Kind hinter eine üppig wuchernde Jasminhecke. Dann bedeutete er Sarah, ihm zu folgen. Mit gesenktem Kopf, die Hände in die Ärmel geschoben, eilten sie einen ordentlich gefegten, gepflasterten Weg entlang.
    Als sie um die Ecke des Hauptgebäudes bogen, konnte Sarah nicht widerstehen und sah sich rasch um. Der Anblick, der sich ihr im Innenhof darbot, veranlasste sie, große Augen zu machen. Genauso gut hätte sie in den Garten von Lady Blair blicken können, vielleicht während des Mittsommerballs, mit dem alljährlich in Macao die Saison eröffnet wurde.
    Elegant gekleidete Frauen schlenderten Arm in Arm mit ihren erwählten Begleitern auf den schmalen Wegen einher. Ein Streichorchester erfüllte die Nacht mit silberhellen Klängen. Auf Tischen waren alle erdenklichen Delikatessen angerichtet. Der einzige Unterschied zwischen dieser Soiree und einer Abendgesellschaft bei Lady Blair war, wie Sarah leicht belustigt feststellte, dass die Damen hier bestickte Kleider trugen, die bis hin zu den kleinen, den Hals eng umschließenden Kragen, züchtig geschlossen waren. Bei Lady Blair hätten die Ballkleider die üppigen Brüste und runden Arme der Damen den Augen der Betrachter dargeboten.
    Ganz plötzlich verschwand Sarahs Heiterkeit. Im Schein eines Lampions erkannte sie einen stattlichen Mann, der sich über die zierliche dunkelhaarige Frau an seinem Arm beugte. Wenn Sarah sich nicht irrte, dann war das der ehrenwerte Mr. Forsythe, Oberbuchhalter der East India Company und Diakon in der kleinen Gemeinde ihres Vaters. Sie presste die Lippen zusammen. Wie sollte sie diesem Mann – oder seiner Frau – jemals wieder in einer Kirchenbank ins Gesicht sehen können?
    Sarah senkte rasch den Kopf, um weitere kompromittierende Begegnungen zu vermeiden, und folgte dem jungen Chinesen einen dunklen Korridor entlang. Hier war die eigentliche Funktion des "Hauses der tanzenden Blüten" beim besten Willen nicht mehr zu verkennen. Durch die dünnen Bambuswände hörte sie zuerst das Kichern einer Frau, dann das gelegentliche Seufzen eines Mannes und schließlich, ganz plötzlich, ein gequältes Stöhnen.
    Bei diesem Geräusch blieb Sarah abrupt stehen. Ihr erster Gedanke war, dem armen Opfer stehenden Fußes zu Hilfe zu eilen, doch ehe sie das tun konnte, ging das Stöhnen in einen langen, zitternden Seufzer über, gefolgt von

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