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Historical Exklusiv Band 06

Historical Exklusiv Band 06

Titel: Historical Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caryn Cameron Merline Lovelace
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zufächeln, ehe sie sich gefasst genug fühlte, dem Mann gegenüberzutreten, dessentwegen sie gekommen war.
    Einige Zeit später, als die Tür endlich geöffnet wurde und er eintrat, war Sarahs erster Gedanke der, dass die Redensart "schwarz wie die Sünde" eigens geprägt worden war, um sein Haar zu beschreiben. Die unordentlichen Locken schimmerten im Licht der Laterne, so dass es sie in den Fingern juckte, sie ihm aus der Stirn zu streichen, wie sie es bei Charlie tat, wenn er mit gerötetem Gesicht und erhitzt von einem Kricketspiel nach Hause kam.
    Ihr zweiter Gedanke war, dass das Bett, das doch so groß war, kaum für ihn ausreichend sein konnte. Sie hatte Straithe einoder zweimal aus der Ferne gesehen und wusste, dass er die meisten anderen Menschen überragte. Dennoch war ihr bisher nicht bewusst gewesen, wie hoch gewachsen dieser Mann tatsächlich war.
    Für einen Augenblick vergaß sie alle Regeln der Schicklichkeit und dachte darüber nach, wie in aller Welt er seine langen Beine, die in einer engen blassgelben Hose und schwarzen Stiefeln steckten, wohl in dem Bett unterbringen konnte, das für die Körpermaße eines Chinesen angefertigt worden war. Allerdings, so erinnerte sie sich, würde er natürlich keine Stiefel tragen, wenn er die verhüllte Plattform betrat. Dann errötete sie wieder wegen der Richtung, in die ihre Gedanken ungehörigerweise gewandert waren, und gab schließlich jede Hoffnung auf, ihre Verlegenheit in angemessener Zeit überwinden zu können. So reckte sie entschlossen das Kinn, blickte ihm entgegen und wartete darauf, dass er ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
    Und damit ließ er sich reichlich Zeit.
    Er reichte dem bleichen und aufgeregten Neffen des Kochs eine Münze und warf die Tür zu. Sarah merkte, wie er zusammenzuckte, als sie gegen den Rahmen fiel. Er runzelte die Stirn, als schmerzte ihn das Geräusch von Bambus, der gegen Bambus schlug. Als er sich umdrehte und sah, wer da am Fuße des Bettes stand, verfinsterte sich seine Miene noch mehr.
    Sarah wagte kaum zu atmen, als er sie mit einem Blick aus seinen erstaunlich blauen Augen vom Scheitel bis zur Sohle musterte. Doch als er dann auffallend lange ihre Brust anstarrte, die sich sogar unter dem weiten blauen Gewand abzeichnete, ballte sie die Hände in den Ärmeln zu Fäusten.
    Endlich ließ er den Blick wieder zu ihrem Gesicht wandern, und ihre Nackenhaare sträubten sich unter seiner bedrohlichen Miene. Es war ihr unmöglich, die Stille zu durchbrechen, die sich zwischen ihnen ausbreitete. Nach einem langen Moment voller Spannung schüttelte Straithe seinen grünen Gehrock ab und warf ihn zu Boden.
    "Ich vermute, Mei Lin ist unwohl", meinte er. "Du beherrschst ihr Repertoire, wie ich hoffe. Ich habe nämlich eine ausgesprochene Vorliebe für ihre Version des flatternden Schmetterlings entwickelt."
    Sarah befeuchtete ihre Lippen. Offensichtlich war Straithe nicht begeistert, jemand anderes als seine bevorzugte Gespielin in diesem dekadenten Gemach vorzufinden. Ehe sie etwas erwidern konnte, hob er spöttisch fragend eine Braue.
    "Oder hast du vielleicht deine eigene, ganz persönliche Spezialität?"
    Energisch schüttelte Sarah die für sie ganz uncharakteristische Schüchternheit ab. Schließlich war er nur ein Mann. Es gab keinen Grund, allein vom Klang seiner Stimme eine Gänsehaut zu bekommen. Sie entschied, nun Taten für sich sprechen zu lassen, erhob sich zu ihrer vollen, wenn auch nicht gerade beeindruckenden Größe, und nahm den Strohhut ab.
    Wie sie es vorausgesehen hatte, wurde sein Blick von ihrem Haar angezogen wie Eisenspäne von einem Magneten. Sarah wusste, dass die schwere Haarfülle sich wie üblich in alle Richtungen um ihren Kopf lockte. Die Feuchtigkeit der Sommer in Macao machte jeden ihrer Versuche, ihr eigenwilliges Haar zu frisieren, zunichte. Es war von einer unbestimmbaren Farbe, irgendwo zwischen Ziegelrot und Ingwer, und es war heiß, schwer, die Last ihres Daseins. Eine der Lasten, dachte sie dann und erinnerte sich an ihren Vater. Bei dem Gedanken an den Reverend hob sie den Kopf.
    "Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen, Lord Straithe."
    "Sind Sie das, Miss Abernathy?"
    Der Umstand, dass er ihren Namen kannte, raubte ihr einen Teil ihrer Fassung. Es war eine Sache, den Mann zu kennen, der stets für einen Sturm von Gerüchten sorgte, wann immer sein Schiff in der Bucht von Macao vor Anker ging. Es war eine andere Sache, dass der liederliche Lord wusste, wer sie war.
    "Woher kennen

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